Bremen.
Echte Spannung versprechen kurz vor der Bürgerschaftswahl in Bremen am Sonntag nur Fragen aus der zweiten Reihe. Denn aktuellen Prognosen zufolge scheint klar, dass die seit acht Jahren regierende rot-grüne Koalition unter Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) weitermachen kann – wenn auch mit deutlich geringerem Vorsprung als vor vier Jahren. Aber: Schaffen FDP und AfD den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde? Das könnte für Liberale und Rechtskonservative gleichermaßen eng werden. In Umfragen liegen sie bei fünf bis 6,5 Prozent. Besser schaut es für die Die Linke aus. Sie dürfte zulegen. Die Grünen können dagegen nicht damit rechnen, ihr herausragendes Ergebnis von 22,5 Prozent, das sie unter dem Eindruck der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima erzielt hatten, zu wiederholen. Umfragen sehen die Partei bei 15 bis 16 Prozent.
Wie auch immer der neue Senat aussieht, er muss einen großen Berg von Problemen bewältigen. Auf Bremen lastet ein Schuldenberg von mehr als 20 Milliarden Euro, die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aller Länder. Das kleinste Bundesland hat die höchste Arbeitslosenquote und hinkt beim Wirtschaftswachstum inzwischen auch hinterher. Bremen muss weiter hart sparen, um ab 2020 die Vorgaben der Schuldenbremse zu erfüllen und ohne neue Kredite auszukommen.
CDU-Spitzenkandidatin Elisabeth Motschmann setzte im Wahlkampf auf eine Doppelstrategie. Sie weiß, dass sie nicht gewinnen kann, will aber nach dem schlechten Ergebnis von 2011 mit 20,4 Prozent wieder an den Grünen vorbeiziehen. Die Bundestagsabgeordnete hofft, Böhrnsen dann von einem Wechsel des Koalitionspartners überzeugen zu können. Laut Umfragen kann die CDU mit 22 bis 23 Prozent rechnen. Selbst ein deutlicher Verlust bei den Grünen würde die Mehrheit von Rot-Grün aber nicht gefährden. Die SPD kann laut Umfragen mit einem ähnlichen oder nur leicht schlechteren Ergebnis wie 2011 rechnen. Seinerzeit erzielten die Sozialdemokraten 38,6 Prozent.