Quickborn. Autobahn-Sperrung wegen Abrisses dreier Brücken dauerte länger als geplant. Sperrung am vergangenen Wochenende war nur der Auftakt.

Am Ende dauerte die Sperrung doch gut eine Stunde länger als geplant. Es war kurz vor zehn Uhr am gestrigen Sonntag, als die Autobahn 7 nach gut 13-stündiger Unterbrechung wieder freigegeben werden konnte. Mit den eigentlichen Brückenabrissarbeiten sei man zwar rechtzeitig fertig geworden, sagte Caspar Hamel von der zuständigen Projektgesellschaft Via Solution Nord. Lediglich das Instandsetzen der Leitplanken und das Beiseiteräumen der Verkehrsleitanlagen habe etwas länger gedauert. Seit Sonnabend, 21 Uhr, ruhte auf der A 7 zwischen den Abfahrten Schnelsen-Nord und Kaltenkirchen, nordwestlich von Hamburg, der Verkehr. Auf einer Länge von 23 Kilometern, auf denen sonst Zigtausende Autos und Lastkraftwagen unterwegs sind, wurde die Autobahn gesperrt, damit im Rahmen des Ausbaus und der Erneuerung der Autobahn insgesamt drei Brücken abgerissen werden konnten.

Brücken, die entweder zu kurz sind, um die künftig sechs Autobahnspuren zu überspannen, oder an deren Erneuerung kein Weg vorbeiführte, weil sie durch sogenannten Betonfraß beschädigt wurden. Rund 2000 Tonnen wiege jede einzelne der drei Brücken, sagte Verkehrskoordinator Peter Schreiber, der in dieser Nacht den Hut auf hatte. Ein Teil ihres Schutts soll beim Bau der neuen Brücken wieder verwendet werden und wurde daher neben der Autobahn abgeladen.

Es war ein Hämmern, das noch weit zu hören war. Immer wenn der Baggerfahrer stakkatoartig den stählernen Meißel in den Betonkörper der Brücke, die nördlich von Ellerau den Kadener Weg über die Autobahn 7 führt, trieb, waren die Schwingungen unter den Füßen zu spüren. Manchmal, wenn Stahl auf Stahl traf, sprühten Funken.

Betonstücke brachen heraus und stürzten hinunter. Auf einer Höhe von gut 1,50 Metern hatte man Sand über den Fahrbahnen der A 7 aufgeschüttet. Er sollte verhindern, dass der „weichere“ Belag durch herabfallende Betonstücke beschädigt wird. Doch am Ende war es rohe, sich stundenlang wiederholende Gewalt, die der gut 40 Jahre alten Brücke den Garaus machte.

Im Scheinwerferlicht trieben zwei mächtige Abrissbagger Löcher in die Brücke, während zwei andere, mit stählernen Scheren ausgestattete Bagger Betonstück für Betonstück herausknabberten.

65 Mitarbeiter seien im Einsatz gewesen, sagte Schreiber. Letztlich hätten aber nur etwa 20 mit den eigentlichen Abbrucharbeiten zu tun gehabt. An jeder Brücke waren drei oder vier Abbruchbagger im Einsatz. Von der südlichen Brückenseite her arbeiteten sie sich voran. Immer wieder legten sie Eisenstreben frei. Hier bei Ellerau dauerte es bis weit nach Mitternacht, bis ein erster Teil der Brücke verschwunden war, sodass sie keine ganze Verbindung mehr darstellte.

Früher habe man Brücken noch gesprengt, sagt Schreiber. Doch das sei lange her. Inzwischen würden derart hohe Sicherheitsauflagen gelten, dass der Abbruch mithilfe von Baggern die bessere Alternative sei. Zumal der Brückenkörper nach einer Sprengung auf dem Erdboden liege und dort auch zerteilt werden müsse.

Die Baggerführer scherte es wenig – die Zeit drängte. „Geplant war, dass die Autobahn um 9 Uhr am Sonntag sauber und gefegt sein sollte“, sagt Caspar Hamel. Drei Brücken in einer Nacht, das sei ein enormer logistischer Aufwand, räumte er ein. Doch man habe im Interesse der Autofahrer handeln wollen. „An drei Nächten die A 7 sperren, das wollten wir vermeiden.“

Sperrung der A 7 am vergangenen Wochenende war nur der Auftakt

Zumal die Sperrung der A 7 am vergangenen Wochenende nur ein Auftakt war. Im Juni und im Juli, zur Ferienzeit also, muss die Trasse gleich an zwei ganzen Wochenenden, von Freitagabend bis Montagfrüh, gesperrt werden. In Hamburg-Schnelsen gilt es dann, die A-7-Brücken Frohme­straße und Heidlohstraße nicht nur abzureißen, sondern zugleich Stahlprovisorien zu installieren.

Hamel weiß, das wird eine ganz andere Herausforderungen als in dieser Nacht in der ländlichen Gegend Schleswig-Holsteins. Die Bauarbeiten finden dann inmitten von bewohntem Gebiet statt. Das Hämmern und Stampfen haben die Menschen unmittelbar vor ihrer Haustür. Auch wenn gerade Schnelsen von der Sanierung der A 7 profitiert – dort soll die Autobahn unter einem Deckel verschwinden – wird es an den beiden Wochenenden in diesem Bereich heftig unruhig werden.

In Schnelsen wird die Autobahn unter einem Lärmschutzdeckel verschwinden

Im Bereich Schnelsen wird die A 7 auf einer Länge von 4,3 Kilometern erweitert. Der 550 Meter lange Lärmschutztunnel soll die Stadt wieder zusammenwachsen lassen. So sind auf dem Dach des Tunnels Garten- und Parkanlagen vorgesehen. Der Planfeststellungsbeschluss erging 2012. Die erste Tunnelröhre soll bereits Ende 2016 fertig sein, das gesamte Bauvorhaben Ende 2018. Die Kosten liegen bei rund 222 Millionen Euro.

Im Rahmen der A-7-Erneuerung vom nördlichen Ausgang des Elbtunnels sind auf Hamburger Gebiet zwei weitere Tunnel geplant – in Stellingen und in Altona. Seit dem vergangenen Jahr wird zudem die Langenfelder Brücke erneuert. Die Autofahrer scheinen sich auf die Bauarbeiten eingestellt zu haben. In der Nacht zu Sonntag habe es auf der A 7 jedenfalls keine Staus gegeben, teilte die Polizei mit.