Hamburg/Bremen. Evangelische Gemeinden entdecken altes Oster-Ritual neu. Bischof: „Schöne Tradition.“ In Hamburg tritt der Komiker Olli Dittrich auf.

Kennen Sie den? Unterhalten sich zwei Priester. Fragt der eine: „Ob wir es noch erleben, dass der Zölibat aufgehoben wird?“ Sagt der andere: „Wir nicht, aber unsere Kinder.“ Oder den? Nach Jesu letztem Abendmahl erscheint ein Ober und fragt: „Alles zusammen?“ – „Nein, bitte getrennt“, antwortet Judas.

Mit kleinen Witzen und lustigen Anekdoten kehrt zum diesjährigen Osterfest der Humor in Norddeutschlands Kirchen zurück. Viele evangelische Kirchengemeinden entdecken in den Ostergottesdiensten nämlich ein mittelalterliches Ritual neu. Beim „Osterlachen“ (risus paschalis) wollen die Geistlichen von heute wie ihre Vorgänger im Mittelalter die Gemeinden mit lustigen Texten und Witzen zum Lachen bringen.

Damit soll der Sieg des Lebens über den Tod zum Ausdruck gebracht werden. „Das befreiende und befreite Osterlachen, das Auslachen des Todes, ist eine schöne Tradition“, sagte Ralf Meister, Landesbischof der hannoverschen Landeskirche, dem Abendblatt. „Eine Predigt darf die Zuhörer durchaus erfreuen, erheitern und vergnügen.“ Allerdings seien die Späße in früheren Jahrhunderten zeitweise ziemlich anstößig gewesen, sodass es schon seit der Reformation immer wieder Kritik an dieser Praxis gegeben habe, sagte der Landesbischof. Die Folge: Das Osterlachen geriet zunehmend in Vergessenheit. Nun aber erlebt es in einigen Gemeinden ein Comeback. Die Altonaer Kulturkirche St. Johannis konnte jetzt den Komiker und Schauspieler Olli Dittrich engagieren. Während Dittrich sonst mit „Dittsche“ im Fernsehen ein Millionenpublikum begeistert, trägt er in der Kirche am Ostermontag, 20 Uhr, Texte des Hamburger Satirikers Heino Jäger (1938–1997) vor (Restkarten für zwölf Euro an der Abendkasse). „Die Idee, Werke des großen, übersehenen Genies deutscher Humorkunst beim Osterlachen in der Kulturkirche Altona zu lesen, fand ich auf Anhieb großartig und passend“, sagte Olli Dittrich den Abendblatt.

Der beliebte TV-Humorist ist zwar nach eigenen Angaben kein regelmäßiger Kirchgänger. Aber er meint, dass überall auch mal gelacht werden dürfe, wo es sonst „bierernst oder förmlich“ zugehe – wie in den Kirchen. „Das Lachen“, sagt Olli Dittrich, „kann sogar helfen, Trauer und Schmerz besser zu ertragen. Humor ist ein wahrlich Gott gegebenes Regulativ und oft die einzig helfende Hand.“ Dittrich betont, dass er selbstverständlich beim Osterlachen ohne Gage auftrete. „Die Einnahmen kommen fast vollständig der Obdach­loseneinrichtung CaFée mit Herz auf St. Pauli zugute.“

In Bremen ist es der evangelische Pastor Jörg Mosig, der in der Alt Ha­stedter Kirchengemeinde am Ostersonntag, 10.30 Uhr, für Heiterkeit sorgen will. Lachen befreie – gerade zu Ostern werde das Fest des Lebens und der Befreiung gefeiert. Da könne es besonders befreiend sein, über einen Witz herzlich zu lachen, sagt Mosig.

Derweil lädt die evangelische Kirche von Bargteheide am Ostersonntag, 11 Uhr, schon zum dritten Mal zum Osterlachen ein. Initiator ist Pastor Jan Roßmanek, 41. Die Wurzeln der regionalen Humoroffensive liegen beim Elmenhorster Karnevalskaffee, den der Pastor gemeinsam mit dem Küster gestaltet. „Da war die bewusste Aufnahme des Osterlachens beim Ostergottesdienst die logische Konsequenz.“

Angst, Tod und Traurigkeit hätten gerade zu Ostern nicht das letzte Wort. Im Ostergottesdienst werden deshalb lustige Gedichte von Ringelnatz, Erhardt und Morgenstern vorgetragen.

In Hamburg-Altona ist es Pastor Michael Schirmer, der sich dafür einsetzt, dass der mittelalterliche Ritus fröhliche Urständ feiert. Die geistlich-liebevolle Entlarvung, die sich in anarchischem Humor Bahn breche, habe durchaus mit der Dimension des Glaubens zu tun, sagt Schirmer. Und mit dem „brillanten Schauspieler und Darsteller Olli Dittrich“ habe er den besten Interpreten für die „Hommage an Heino Jäger“ gefunden.

Den meisten norddeutschen Kirchengemeinden dürfte das Experimentieren mit dem Osterhumor noch etwas heikel vorkommen. Landesbischof Ralf Meister: „In der Dramaturgie einer festlichen Gottesdienstliturgie ist es nicht ganz einfach, die Gemeinde mit Witzen zum Lachen zu bringen.“ Man müsse ein hervorragender Geschichtenerzähler sein, um ein befreiendes Osterlachen hervorzulocken.

So hat das Ganze deutliche Grenzen. „Humor“, weiß der Bargteheider Pastor Roßmanek, „ist eine Gratwanderung, schon zu allen Zeiten.“ Im 14. Jahrhundert seien die Grenzen jedoch häufig mit derbem und schrillem Humor überschritten worden. „Da gackerte der Pastor während der Predigt wie eine Henne, um aus seinem Gewand ein angeblich selbst gelegtes Ei hervorzuzaubern.“ Das aber, sagt Roßmanek, mache er auf jeden Fall nicht.