Greifswald. 80 Schüler aus Greifswald studieren bis Sommer das Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“ ein. Vielleicht kommt Udo zur Premiere.

Den Hut tief im Gesicht, die Lippen locker geschürzt: Rund 80 Schüler aus Greifswald studieren mit professioneller Hilfe bis Juni ihre Version des Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“ ein. Mit dem Projekt will die Udo-Lindenberg-Stiftung die soziale Kompetenz der Schüler fördern und zur Auseinandersetzung mit der deutsch-deutschen Geschichte anregen, sagte Projektleiter der Stiftung, Arno Köster, am Donnerstag in Greifswald.

Die Lindenberg-Stiftung hatte vor zwei Jahren zum ersten Mal zwei Leipziger Schulen mit diesem Projekt gefördert. In diesem Schuljahr ist Greifswald der bundesweit einzige Standort. Premiere ist am 20. Juni. Am Donnerstag gaben die Schüler im Theater Vorpommern eine erste Kostprobe. Die 15-jährige Hertha Frank von der Caspar-David-Friedrich-Schule wird in dem Musical den Udo mimen.

Noch sitzt nicht jeder Ton, ist ihr das Lampenfieber beim „Mädchen aus Ostberlin“ anzumerken. „Ich versuche nicht, daran zu denken“, sagt sie. Über „YouTube“ nähert sie sich dem Original und dem passenden Gestus. Den Siebt- bis Neuntklässlern der Friedrich-Schule und der Integrierten Gesamtschule „Erwin Fischer“ stehen Coaches vom Berliner Original-Musical zur Seite, darunter der musikalische Leiter Wolfgang Noah Fischer, der in Udo Lindenbergs Panikorchester und der Hinterm-Horizont-Band mitspielt.

Kinder sollen Selbstbewusstsein gewinnen

„Es geht nicht darum, dass hier einfach das Berliner Musical nachgespielt wird“, sagte Fischer. Die Kinder hätten ein eigenes, abgewandeltes Drehbuch geschrieben. „Der Weg ist das Ziel.“ Durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte und die Arbeit im Team würden die Kinder an Selbstbewusstsein gewinnen. Der Kontakt zwischen der Lindenberg-Stiftung zu den Schulen entstand über das Universitätsklinikum, das bereits eine Kulturpartnerschaft mit der Stiftung pflegt, wie der Ärztliche Direktor Thorsten Wygold erläuterte.

Dann wurde das Projekt den Schulen in Greifswald vorgestellt. Schulleiterin Anke Thurow wusste sofort, dass sie das Projekt an ihrer Schule haben wollte. „Unsere Schule liegt in einem sozialen Brennpunkt“. Das Projekt könne ganz viel Sozialkompetenz vermitteln. Die Schüler haben Arbeitsgruppen gebildet – vom Schauspiel über Tanz, Maske und Kostüm. Noah Fischer aus dem Lindenberg-Team ergänzte, dass man keine Eliteschule haben wollte, an der die Kinder bereits jahrelangen privaten Gesangs- oder Musikunterricht hätten. „Die Kinder werden spüren, dass diese Arbeit ganz viel mit ihnen macht“, sagte er.

Für das Projekt hat die Lindenberg-Stiftung zusammen mit der Zentrale für politische Bildung Unterrichtshilfen erarbeitet, die in den beiden Projektschulen genutzt werden.„Das ist ein ganz anderer Ansatz, sich der deutsch-deutschen Geschichte zu nähern als über das Lehrbuch“, sagte Thurow. Die Kinder haben Udo Lindenberg einen langen Brief geschrieben und ihn zur Premiere nach Greifswald eingeladen. Köster und Fischer kündigten an, Udo die Einladung kommende Woche geben zu wollen. Ob Udo kommt sei „noch ein bisschen offen“, sagt Köster.

dpa