Wenn von der Insel keine Fähre fährt und eine werdende Mutter ins Krankenhaus muss, übernehmen die Seenotretter. Baby Gideon hatte es allerdings eiliger, als der schnellste Seenotkreuzer fahren kann.
Amrum. Gideon Raphael hat ein ganz besonderes Verhältnis zu dem Seenotkreuzer „Vormann Leiss“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Regelmäßig besucht der Dreijährige mit seinen drei großen Geschwistern, mit Mama Nicole und Papa Gernot Adolph die Crew des Seenotkreuzers auf Amrum. Der Knirps weiß ganz genau: „Hier bin ich geboren.“
Wenn keine Fähre mehr fährt oder eine werdende Mutter besonders schnell von einer Insel oder Hallig ins nächste Krankenhaus muss, übernehmen die Seenotretter den Transport. Manchmal hat es ein Baby jedoch eiliger als der schnellste Seenotrettungskreuzer fahren kann und kommt an Bord zu Welt – so wie Gideon Raphael am 28. Oktober 2011.
„Nachts, kurz nach 2 Uhr, wurden wir alarmiert“, erinnert sich Bernd Zimmermann, 1. Maschinist der Vormann Leiss. Der Seenotrettungskreuzer nahm die werdende Mutter, den Vater und die Hebamme auf Amrum an Bord und machte sich schnell auf den Weg nach Föhr. Nicht schnell genug: Während der Einfahrt in den Hafen von Wyk kam Gideon noch an Bord zur Welt.
Erinnerungen an diese besondere Nacht haben Crew und Eltern jetzt in einem Video festgehalten. Auf der Jubiläumswebsite www.150-jahre-seenotretter.de ist der Film zu sehen. Darin erzählt die Familie auch von ihrer besonderen Verbundenheit zu den Seenotrettern.
Der Film ist auch ein Abschiedsgruß: Die „Vormann Leiss“ wird 2015 nach 30 Jahren hartem Nordseeeinsatz außer Dienst gestellt. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) erhält einen neuen Seenotkreuzer auf Amrum. Wie das Schiff heißen soll, steht noch nicht fest.
Die 1865 gegründete DGzRS ist heute einer der modernsten Seenotrettungsdienste der Welt. 2012 fuhren die Crews 2.081 Einsätze auf Nord- und Ostsee und retteten 718 Menschenleben. Die Arbeit wird ausschließlich durch Spenden und freiwillige Zuwendungen finanziert. Die Seenotretter sind auf Nord- und Ostsee bei jedem Wetter rund um die Uhr einsatzbereit – mit einer Flotte von 60 Seenotkreuzern und Seenotrettungsbooten.