Stiftung braucht acht Millionen Euro, um das Hamburger Jugenderholungsheim auf Sylt zu sanieren. Zahl der Übernachtungen sinkt. Die Gebäude aus den 1920er-Jahren bereiten Stiftungschef Leisner die meisten Sorgen.
Hamburg/Sylt. Hören Hamburger den Namen Puan Klent, geraten viele von ihnen ins Schwärmen. Sie erinnern sich an Sommertage in den Wellen der Nordsee, Fußballspiele am Nachmittag, Strandwanderungen, Abende am Lagerfeuer, Mitternachtspartys auf den Zimmern. So auch Siegfried Leisner. Der 69-Jährige war 1954 zum ersten Mal in dem Hamburger Jugenderholungsheim in Rantum auf Sylt. Als Jugendlicher kam er noch oft wieder und vergaß an der See alle Sorgen.
Seit 13 Jahren ist Siegfried Leisner Vorsitzender der Stiftung Puan Klent – und hat viele Sorgen. „Wir brauchen acht Millionen Euro. Können wir das Geld nicht aufbringen, müssen wir zwei Gebäude schließen. Dann ist die 94 Jahre alte Institution ernsthaft gefährdet“, sagt Leisner. Was Hamburger Schüler und Jugendliche aus Vereinen seit 1920 in Puan Klent auf Sylt erleben dürfen, bliebe dann Schülern in der Hansestadt künftig verwehrt.
Das Jugenderholungsheim Puan Klent gründet auf ein Barackenlager aus dem Ersten Weltkrieg. Der Hamburger Jugendverband kaufte 1919 das ehemalige Kriegslazarett auf Sylt und errichtete dort ein Ferienlager, um unterernährten Kindern und Jugendlichen Erholung zu ermöglichen.
Der Name wurde in Anlehnung an die Sage um den Seeräuber Puan (Paul) Klent (Kliff) gewählt, der auf dem Gelände in Rantum sein Versteck gehabt haben soll. Mehr als drei Millionen Übernachtungen zählte die Herberge seit 1920 bis heute. 1923 entstanden auf dem Gelände ein Jungen- und ein Mädchenhaus. 1930 folgte ein Wirtschaftsgebäude. Um den Zugriff der Hitlerjugend auf Puan Klent zu verhindern, wandelte der damalige Vorstand den Verband in eine Stiftung um, die bis heute das Jugenderholungsheim trägt und betreibt. In den 1960er-Jahren erweiterte die Stadt Hamburg die Anlage um Tagesräume, die Watthalle, das Personalgebäude und den kleinen Speisesaal. Bis heute wird in Puan Klent angebaut, erneuert, renoviert, saniert. Immer mit tatkräftiger Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer. 2002 übernahm das Ausbildungszentrum Bau mit der Bau-Innung Hamburg und der Hilfe von Bau- und Gewerbeschülern die Federführung für eine Sanierung eines Teils von Puan Klent. Ein solargestütztes Heizsystem wurde gebaut, Wege neu gepflastert, ein neuer Fußboden in den Speisesaal eingezogen. „Großartige Aktion“, sagt Vorstand Ingo Wiese, zuständig für die Stiftungsfinanzen, zu diesen Aktionen. „Ohne diese Hilfe und die vielen ehrenamtlichen Kräfte gäbe es Puan Klent schon lange nicht mehr.“
Die Gebäude aus den 1920er-Jahren bereiten Stiftungschef Leisner heute die meisten Sorgen. Das raue Nordseeklima habe den Häusern über die Jahre sehr zugesetzt. Bei jeder Reparatur eröffneten sich drei neue Baustellen, sagt er. Erst neulich sei ein Helfer bei der Erneuerung des Bodens im Jungenhaus durchs marode Gebälk gefallen. „Wir mussten den Boden im Erdgeschoss komplett ausbauen und durch eine Betonsole erneuert. “ Vor allem geht es Leisner aber um die energetische Sanierung der Häuser.
Das Geld dafür kann die Stiftung nicht aufbringen. „Unser Kapital sind die Puan-Klent-Gebäude“, sagt Wiese. Der Rechtsanwalt schätzt, dass inzwischen acht Millionen Euro nötig sind, um Puan Klent fit für die Zukunft zu machen.
„Von der Stadt Hamburg und von der Hamburger Sparkasse bekommen wir etwa 20.000 Euro pro Jahr an Zuwendungen für Projekte. Alles andere erwirtschaften wir mit den Übernachtungsgebühren.“ Die liegen je nach Saison zwischen 10,40 Euro und 24,90 für Kinder und 26 Euro und 39,90 Euro für Erwachsene pro Nacht, inklusive dreier Mahlzeiten am Tag. Für 2014 rechnet der Stiftungsvorstand für die 400-Betten-Herberge mit etwa 50.000 Übernachtungen von Gästen aus ganz Deutschland. Den Einnahmen stehen Ausgaben in Höhe von etwa 1,7 Millionen Euro im Jahr gegenüber.
Doch die Zahl der Gäste in Puan Klent sinkt. „Die Reiseziele von Hamburgs Sportvereinen haben sich geändert. Sie bevorzugen heute vielfach kommerzielle Anbieter“, sagt Wiese. Umso wichtiger, dass der Stiftungsvorstand Finanziers und Förderer für Puan Klent findet, um die Anlage auch in Zukunft attraktiv für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu halten. Der Vorstand zweifelt, ob die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg Anträge auf Förderung der energetischen Sanierung bewilligen.
Das Sozialministerium in Kiel hat eine Anfrage der Stiftung betreffend einer Förderung 2008 negativ beantwortet, mit dem Hinweis darauf, dass eine Hamburger Stiftung nicht von Schleswig-Holstein gefördert werden kann. In Hamburg besteht dagegen Chance auf Förderung. „Es handelt sich schließlich um einen Hamburger Träger, der nach den für die Behörde geltenden Förderbedingungen auch gefördert werden könnte“, sagt Behördensprecher Marcel Schweitzer. „Dazu muss allerdings ein Antrag auf Zuwendung gestellt werden.“ Diesen Antrag werden Leisner und Kollegen jetzt schnellstens stellen.