Zum ersten winterlichen Wochenende der Saison hofft die Region auf viele Gäste auf der alpinen Piste am Wurmberg – und setzt auf Schneekanonen.
Braunlage. Rund um den Hexenritt am Wurmburg eröffnet Braunlage an diesem Sonnabend ein neues Skigebiet. Dort gibt es nicht nur reichlich Schnee, sondern auch einen neuen Vierersessellift. Außerdem nehmen eine Skischule sowie eine Bar ihren Betrieb auf. Damit steht der Harz vor dem ersten Winterwochenende in dieser Saison.
Nach der Flaute bei den Flocken hatte der Harz in den vergangenen Wochen dringend auf die weiße Pracht gewartet. Vielorts blieben die Gäste weg. Doch nun hat es geschneit: aus Schneekanonen und vom Himmel. „Wir erwarten jetzt viele Besucher. Skialpin, Snowboard und Snowtubing werden am Wurmberg möglich sein“, sagt Eva-Christin Ronkainen vom Harzer Tourismusverband mit Sitz in Goslar.
Vor ein paar Tagen sah das noch anders aus. Holger Körber, Inhaber der Torfhauslifte im Harz, verfolgte angespannt den Wetterbericht. Die bisherige Saison war ein Reinfall. Körber, der in gut 800 Metern zwei Schlepplifte betreibt, hat seit Dezember gerade mal an zwei Tagen Umsatz gemacht – mehr nicht. Wie auch, bei nur zwei Zentimetern Schnee.
„Und künstliche Beschneiung ist in Torfhaus nicht möglich, da sich der Lift im Nationalpark befindet.“ Frau Holle, gibt sich Jörg Steinhäuser, Geschäftsführer der Torfhaus Harzresort GmbH, optimistisch, komme in diesem Jahr eben später – „dafür soll sie auch länger arbeiten“. Das neu eröffnete Harzresort verzeichnete eine Auslastung von lediglich 60 Prozent, bei kleinen Hotels ließ sich die Gästezahl oft an einer Hand abzählen. Doch in den nächsten Tagen könnte die Saison so richtig in Schwung kommen. Die Meteorologen sagen zweistellige Minusgrade und Schneefall voraus. Und dann gibt es noch die Schneekanonen am Wurmberg oder dem Bocksberg bei Hahnenklee. „Der Hexenritt“, sagt Eva-Christin Ronkainen, „ist befahrbar.“ Und der gilt mit einer Neigung von 60 Prozent als die steilste Skipiste nördlich der Alpen. Der Tourismusverband verkündet solche Nachrichten gern, denn die Stimmung unter den Hoteliers, Liftbetreibern und Wirten im Oberharz war gedämpft. Einzelne Orte berichteten, dass Urlauber ihre Reise wegen des fehlenden Schnees stornieren oder auf die Monate Februar und März verschieben. Genaue Zahlen über Umsatzrückgänge wollten die Tourismusverbände allerdings nicht vorlegen. „Eine Auskunft ist erst mit dem Erscheinen der amtlichen Statistik möglich. Der Winter ist ja noch nicht vorbei“, hieß es.
Weil der Winter auf sich warten ließ, zog es die Gäste statt auf die Piste in die historischen Städte wie Goslar mit der alten Kaiserpfalz, nach Quedlinburg und Wernigerode. „Aufgrund des fehlenden Schnees sind zurzeit bedeutend mehr Gäste in Wernigerode als in unserem Ortsteil Schierke“, sagt etwa Birgit Schuck, Assistentin der Tourismus-Geschäftsführung. Aber auch Wellness- und Saunaanlagen wie die Kristalltherme Altenau mit dem 33 Grad warmen, solehaltigen Außenbecken und dem Hexenzuber profitieren davon. „Die Gäste gehen dann lieber in die Sauna, zum Wandern oder machen Stadtbesichtigungen“, sagt der Holländer Engel Abels. Er ist Geschäftsführer des neu eröffneten Hotels Engel in Altenau und will mit Spezialangeboten die Gäste in sein modernisiertes Haus locken. „Wichtig sind in diesen Tagen Kontakte zu Busunternehmen und Reiseveranstaltern.“
Dass Engel Abels von den Niederlanden in den Westharz gezogen ist, hat einen wirtschaftlichen Grund. Holländer und Dänen zieht es verstärkt vom platten Land in die Wälder und Berge rund um den 1141 Meter hohen Brocken. Wie es in einer Studie der Tourismus-Marketing Niedersachsen heißt, sind vor allem die Niederlande ein Quellmarkt mit starkem Wachstum. So stieg die Zahl der Übernachtungen mit diesen Gästen in den Jahren von 2002 bis 2012 um 122 Prozent. Holländer und Dänen stellen gut 40 Prozent der ausländischen Gäste im Harz. Insgesamt ist die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für den Harz in den vergangenen Jahren gestiegen. Der jährliche Bruttoumsatz liegt bei rund 1,9 Milliarden Euro, heißt es in einer Studie des Kölner Beratungsunternehmens ift GmbH. Das sind 500 Millionen Euro mehr als im Jahr 2004. Damit auch im Winter alles glattläuft, hat die Seilbahn Wurmberg in Braunlage jetzt kräftig aufgerüstet. Auf Niedersachsens höchstem Berg laufen gegenwärtig mehr als 90 Schneelanzen zur Hochform auf, schließlich gilt es, die rund 13 Kilometer langen Pisten mit der weißen Pracht zu versorgen.
Dafür wurde tagelang Wasser aus einem 45.000 Kubikmeter großen Speichersee auf dem Wurmberg in die Düsen am Kopf der Lanzen gepumpt. „In den Jahren 2011 bis 2013 flossen mehr als zehn Millionen Euro in die Modernisierung und Erweiterung der Infrastruktur“, sagt Seilbahnbetreiber Dirk Nüsse. Mit dem Effekt, dass sich die Zahl der Wintersportler durch den neuen Vierersessellift verdoppeln dürfte.