Zahlreiche Großprojekte sorgen für Optimismus in der Region. Auch Immobilien sind wieder begehrt. Alleine das neue Braunlager Skigebiet soll bis zu 1000 Arbeitsplätze schaffen.
Braunlage. Wer die Skipisten am Wurmberg aus früheren Jahren kennt und jetzt vom 971 Meter hohen Gipfel die neue Abfahrt hinabblickt, kann nur staunen. Die Piste ist breit, steil und auf direktem Weg zum neuen Vierersessellift am neu errichteten Großparkplatz gut 1000 Meter lang. „Das sieht doch wohl aus wie in den Alpen“, sagt Dirk Nüsse, der Chef der Seilbahngesellschaft.
Für rund zwölf Millionen Euro hat Niedersachsens höchster Berg in diesem Sommer neue Wintersportanlagen bekommen. Durch den Ausbau, zu dem auch Anlagen für eine künstliche Beschneiung gehören, können sich nach Nüsses Berechnungen künftig bis zu 4500 Skifahrer gleichzeitig auf dem Wurmberg tummeln, etwa doppelt so viele wie zuvor. „Für Braunlage und Umgebung bedeute dies „viel mehr Gäste“, freut sich Tourismuschef Christian Klamt.
Einen großen Aufschwung des Tourismus im niedersächsischen Teil des Harzes erwartet auch Carola Schmidt, die Geschäftsführerin des Tourismusverbands HTV. Gründe dafür seien neben dem Wurmberg-Ausbau weitere touristische Großinvestitionen.
Goslars Landrat verspürt überall in der Region Aufbruchstimmung
So erhält der Bocksberg bei Hahnenklee ebenfalls mit Millionenaufwand neue Pisten und Lifte. In Torfhaus, der mit 800 Metern höchstgelegenen Kommune Niedersachsens, wurde im Sommer ein neues Hotel mit komfortablen Lodges eröffnet. Bei gutem Wetter gibt es den Blick auf den Brocken gratis dazu. Eine Erweiterung ist bereits im Gespräch. „Denn an den Wochenenden ist das neue Ressort schon oft ausgebucht“, berichtet Corina Lorenz vom örtlichen Tourismusbüro. Auch in St. Andreasberg tut sich etwas. Dort entsteht ein modernes Feriendorf mit Dutzenden Häuser.
„Es herrscht überall Aufbruchstimmung“, sagt Goslars Landrat Thomas Brych (SPD). „Und das Wurmberg-Projekt trägt dazu einen Großteil bei.“ Optimisten glauben, dass alleine das neue Braunlager Skigebiet, das noch vor Weihnachten in Betrieb gehen soll, mittelfristig direkt und indirekt bis zu 1000 Arbeitsplätze schaffen könnte.
In jedem Fall werde der Oberharz durch die Investitionen in moderne Tourismusinfrastruktur nach und nach sein verstaubtes Image ablegen können, meint Landrat Brych. Er sei zudem optimistisch, dass die Branche künftig verstärkt dazu beitragen werde, die jahrelange Abwanderung junger Menschen aus der Region zu stoppen.
Positiv wirke sich dabei aus, dass die Großprojekte viele kleinere Investitionen nach sich zögen, meint HTV-Geschäftsführerin Schmidt. Viele Hoteliers und Gastwirte fühlten sich inzwischen ermutigt, ebenfalls zu renovieren, auszubauen oder gleich ganz neu zu investieren. „In die Region ist Bewegung gekommen“, sagt Schmidt. Ein Beispiel sei der Burgberg bei Bad Harzburg. „Dort entsteht eine völlig neue Gastronomie.“
Auch auf dem Wohnungsmarkt tut sich was. Jahrelang sei es kaum möglich gewesen, Häuser und Ferienwohnungen zu verkaufen, sagt Braunlages Bürgermeister Stefan Grote (SPD). „Das hat sich völlig verändert. Hier steht nicht mehr viel leer.“
Die Immobilienkäufer kommen aus ganz Norddeutschland, aber auch aus Holland, sagt Grote. Sicher spiele es eine Rolle, dass Geldanlagen derzeit kaum Zinsen bringen. „Viele wollen aber auch dabei sein, wenn es hier nach dem Wurmberg-Ausbau abgeht.“
Darauf setzten inzwischen auch viele Einheimische, hat der Bürgermeister festgestellt. Überall werde renoviert und instand gesetzt. Vor allem Jüngere, die wegen fehlender Perspektiven in den vergangenen Jahren aus dem Oberharz abgewandert seien, sähen jetzt wieder Chancen.
Und auch die Gäste kommen zurück. Die Übernachtungszahlen im wichtigsten Tourismusort des Oberharzes waren bereits im vergangenen Jahr nach längerem Abwärtstrend erstmals wieder auf mehr als 800.000 geklettert. „Und es sieht so aus, als ob wir in diesem Jahr erneut zulegen können“, sagt Klamt.
Zusätzlichen Schub für den gesamten Oberharz könnte es bringen, wenn Braunlage an das Netz der Ostharzer Schmalspurbahnen angeschlossen wird, sagt Bürgermeister Grote. Das sei derzeit wieder im Gespräch.