Amerikaner lieben Superlative und die New Yorker erst recht. Wenn die Metropole ein Riesenrad baut, muss es schon das größte der Welt sein. Jedoch: Bis es fertig ist, könnte es das dann schon nicht mehr sein.
New York. New York will das größte Riesenrad der Welt bauen - könnte jedoch schon vor der Eröffnung übertrumpft werden. Das Stadtparlament hat laut einem Bericht der „New York Daily News“ vom Freitag grünes Licht für das 190 Meter hohe „New York Wheel“ gegeben.
Es wäre nach heutigem Stand das größte der Welt. Bis zu der für 2016 geplanten Eröffnung könnte der Höhenrekord aber schon ein ganz anderer sein. So soll in Dubai ein Riesenrad entstehen, das noch einmal 20 Meter höher werden soll als das New Yorker.
Ähnliche Projekte gibt es auch in anderen Städten. In Berlin scheiterte der Plan von Investoren, ein Riesenrad am Zoo in Charlottenburg zu bauen. Das Riesenrad hier sollte sich eigentlich von 2011 an drehen und fast 200 Meter hoch werden.
Das New Yorker Projekt soll auf Staten Island verwirklicht werden. Das ist zwar der unauffälligste der fünf New Yorker Stadtteile, vom Ufer der Insel bietet sich aber ein fantastischer Blick auf Manhattan und die Freiheitsstatue. Wenn die Touristen erst einmal mit der Fähre zu der Insel übergesetzt haben, könnten sie mehr Geld dalassen als nur den Fahrpreis für das gewaltige Verkehrsmittel, das sich nicht von der Stelle bewegt. Ratsfrau Deborah Rose frohlockt deshalb auch schon in der Zeitung: „Das ist das größte Ding, das sich je am Nordufer der Insel ereignet hat.“
New Yorks bisher größtes Riesenrad steht im Vergnügungspark Coney Island und kann immerhin 140 Menschen gleichzeitig befördern. Das „New York Wheel“ soll zehnmal so viele Touristen aufnehmen, fast doppelt so viele wie das 1999 eröffnete „London Eye“. Ein anderes bekanntes New Yorker Riesenrad ist nicht ganz so riesig: Am Times Square steht ein nicht einmal 20 Meter hohes Rad. Das dreht sich allerdings nicht im Freien, sondern in einem Spielzeugladen.
Riesenräder gibt es schon seit Hunderten von Jahren, erst mit dem Boom der Städte zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie aber zu einer Weltattraktion. 1893 baute der Ingenieur George Ferris in Chicago ein 80 Meter hohes Riesenrad mit 36 waggongroßen Kabinen. Riesenräder heißen noch heute auf Englisch Ferris Wheel. Das vier Jahre später eröffnete Riesenrad im Wiener Prater war 15 Meter kleiner, wurde aber zum Wahrzeichen der Stadt.
Das gilt auch für das 135 Meter große „London Eye“, das 1999 eine Renaissance der Riesenräder einläutete. Das derzeit größte der Welt ist seit 2008 der „Singapore Flyer“ mit 165 Metern Höhe. Während es weltweit ein halbes Dutzend Projekte für noch größere Räder gibt, warnen Freizeitforscher: Der Boom der großen Räder könnte schon wieder vorbei sein.
Staten Island ist so etwas wie der um wenigsten newyorkerische der fünf New Yorker Stadtteile. Von der Insel jenseits des Hafens hat man zwar den schönsten Blick auf die Skyline von Manhattan, das Leben im fast kleinstädtisch geprägten „Borough“ hat aber so gar nichts mit dem edlen Manhattan oder dem bunten Queens zu tun.
Die kostenlose Staten Island Fähre benutzen jeden Tag zwar Tausende Touristen. Den meisten geht es bei der Fährfahrt jedoch nicht um das Ziel, sondern um die Route: Die großen orangen Schiffe fahren zum Nulltarif ganz dicht an der Freiheitsstatue vorbei.