Wegen anhaltenden Schneefalls vor allem im Süden und Osten Hamburgs werden seit 2 Uhr wichtige Straßen gestreut. In Ostholstein sterben zwei Lübeckerinnen auf glatter Straße. Polizei zählt mehr als ein Dutzend Unfälle in Lüneburg.

Hamburg/Bad Segeberg. Lange hat der Winter auf sich warten lassen. Jetzt ist er da – mit unangenehmen Nebenwirkungen. Überfrierender Regen hat am Montagabend und am Dienstagmorgen in vielen Bereichen Norddeutschlands für erhebliche Beeinträchtigungen gesorgt. In Ostholstein kamen zwei Menschen bei einem Glätteunfall ums Leben. Es gab weitere Verkehrsunfälle mit Verletzten.

Hamburg dagegen blieb von der Eisglätte weitgehend verschont. Allerdings ruft in der Hansestadt anhaltender Schneefall jetzt auch die Stadtreinigung (SRH) auf den Plan. Seit 2 Uhr schickt diese am Mittwoch rund 110 Streufahrzeuge in die Stadt, um auf wichtigen Hauptverkehrsstraßen zu streuen.

Vor allem in den südlichen und östlichen Stadtteilen war es in der Nacht zu Schneeschauern gekommen. Die SRH-Winterdienstfahrzeuge streuen zunächst auf rund 3900 Kilometern Straße mit Buslinienverkehr und Busbuchten.

Anschließend sollen die Verbindungsstrecken zwischen diesen Straßen gesichert werden (rund 760 km). Gestreut werden rund 20 Gramm Feuchtsalz pro Quadratmeter Fahrbahn. Die Fahrbahnen von Wohn- und Nebenstraßen werden nicht gestreut.

Zusätzliche 900 Einsatzkräfte mit 270 Fahrzeugen räumen und streuen rund 10.000 Überwege und Zebrastreifen an Kreuzungen, 4.000 Bushaltestellen, 930 Kilometer verkehrswichtige Gehwege ohne Anlieger und rund 150 Kilometer verkehrswichtige Radwege.

Bis Montagabend war die Lage in Hamburg noch entspannt. „Es gab eine Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes“, sagt Feuerwehrsprecher Martin Schneider. „Die Stadt wurde aber von Glatteis verschont. Es kam auch zu keinerlei Einsätzen in dieser Richtung.“ Es bleibt frisch. Der Deutsche Wetterdienst kündigte für die kommenden Tage vereinzelt Schneefall und frostige Temperaturen bis minus sieben Grad an.

Zwei Frauen sterben bei Autounfall

Am Montag hatte sich der folgenschwerste Glätteunfall an der Ostsee auf der Bundesstraße 76 kurz hinter Niendorf ereignet. Ein mit zwei Frauen besetzter Wagen war offenbar wegen plötzlich auftretender Straßenglätte außer Kontrolle geraten, auf die Gegenfahrbahn geraten und dort seitlich gegen einen entgegenkommenden Geländewagen geprallt. Die 55-jährige Beifahrerin des Pkw wurde unmittelbar bei dem Aufprall getötet, die 35-jährige Fahrerin starb nach erfolglosen Reanimationsmaßnahmen noch am Unfallort. Beide Frauen sind Lübeckerinnen. Nachfolgende Autos konnten wegen der Glätte nicht rechtzeitig bremsen und fuhren in die Unfallstelle. Hierbei wurden mehrere Fahrzeuge beschädigt und eine Fahrerin schwer und eine weitere leicht verletzt. Glatteis war auch die Ursache für einen Unfall am Montagabend auf der Autobahn 20 bei Bad Segeberg, bei der eine Frau verletzt wurde. Sie war auf der spiegelglatten Straße ins Rutschen geraten und daraufhin mehrmals mit Mittel- und Außenleitplanke kollidiert.

Auch am frühen Dienstagmorgen gab es im Norden vereinzelt Glätteunfälle. Auf der Autobahn 21 zwischen Trappenkamp und Bornhöved im Kreis Segeberg kam es zu mehreren Glätteunfällen.

Im Kreis Pinneberg wurden bei einem Glätteunfall nahe Ellerhoop zwei Frauen leicht verletzt. Sie schleuderten mit ihrem Fahrzeug in einer lang gestreckten Kurve in den Straßengraben. „Die extreme Straßenglätte hatten die Beamten beim Aussteigen festgestellt, denn ein Beamter rutschte prompt aus“, sagte ein Polizist.

Einsätze im Minutentakt

Besonders betroffen von der Glätte waren laut Polizei die östlichen Regionen Schleswig-Holsteins. In Lübeck wurden am Dienstagmorgen die Einsatzkräfte zum Teil im Minutentakt und zu Dutzenden Glätteunfällen gerufen. Doch nicht nur Autofahrer, auch Fußgänger und Radfahrer stürzten auf gefährlich glatten Wegen. Sie kamen zum Teil mit Knochenbrüchen in Krankenhäuser. In Lübeck war es am Morgen so glatt, dass auch ein Streuwagen ins Rutschen kam. Meist endeten die Verkehrsunfälle glimpflich mit Blechschaden.

Mehr als ein Dutzend Glätteunfälle registrierte die Polizei in der Region Lüneburg in der Nacht zu Dienstag und den Morgenstunden. Bei den Verkehrsunfällen blieb es zum größten Teil bei Blechschäden und leichten Blessuren. In Einzelfällen landeten die betroffenen Verkehrsteilnehmer mit ihrem Wagen im Graben oder überschlugen sich mit ihren Fahrzeugen. In Bardowick kam es im Bereich Bernsteinbrücke zu einem Frontalzusammenstoß zwischen einem Mercedes-Sprinter und einem Audi A4. Die beiden Fahrer erlitten leichte Verletzungen. Es entstand ein Sachschaden von gut 12.000 Euro.

In Braunschweig rutschten alleine bei einer Unfallserie auf einer Brücke über den Mittellandkanal 16 Fahrzeuge ineinander. Dabei wurden nach Angaben der Polizei zwei Menschen leicht verletzt. Es entstand Sachschaden in Höhe von etwa 55.000 Euro. Im Kreis Lüchow-Dannenberg musste in der Nacht die B 191 gesperrt werden, nachdem bei Zernien ein mit Porzellan beladener 40 Tonnen schwerer Lkw von der Straße abgekommen und gegen Bäume geprallt war. Das es nicht noch schlimmer kam, lag nach Einschätzung der Polizei an den Wetterdiensten. Sie hatten frühzeitig Warnmeldungen herausgegeben. Mit Erfolg. „Die Verkehrsteilnehmer passten sich zum größten Teil den schwierigen Straßenverhältnissen an und fuhren vorsichtig“, hieß es von der Polizei.

In Westmecklenburg wurden vor allem Fußgänger von der Glätte überrascht, wie die Rettungsleitstelle für die Region in Schwerin mitteilte. Die Rettungskräfte wurden zu etwa 50 Einsätzen gerufen. Verkehrsunfälle mit Autos seien kaum dabei gewesen, sagte ein Sprecher. Dafür seien umso mehr Fußgänger gestürzt. Betroffen waren vor allem ältere Menschen. Sie erlitten Bein-, Rücken-, Knie- und Kopfverletzungen.