Neues Mittel soll die Autobahnen im Norden schneller eisfrei machen. Diesmal wird eine reine Natriumchlorid-Lauge eingesetzt, die die Autobahnmeistereien selbst produzieren sollen.

Kiel. Auf Schleswig-Holsteins Autobahnen wird auch im kommenden Winter mit Enteisungsmitteln experimentiert. Diesmal wird eine reine Natriumchlorid-Lauge eingesetzt, die die Autobahnmeistereien selbst produzieren sollen. In Elmshorn (Kreis Pinneberg) ist eine solche Anlage bereits im Einsatz, in Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) nun ebenfalls. Dort wird Anfang Dezember ein Spezialfahrzeug stationiert, das die Lauge auf der A1 versprühen kann. Auf dieser Autobahn war bereits im vergangenen Winter mit Feuchtsalz experimentiert worden. Das ging nicht immer gut. Zum Beispiel nicht in der Nacht zum 15.Januar. Damals verunfallten mehrere Lkw auf der spiegelglatten Straße. Sie musste für mehrere Stunden gesperrt werden. Sachschaden: eine Viertelmillion Euro.

Mit der Lauge wird so etwas nicht passieren, hofft Torsten Conradt, der Direktor des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr. Allerdings müsse man schon genau auf die Witterung achten. Die Lauge sei nicht für alle Lagen geeignet, hin und wieder werde auch das alte Feuchtsalz zum Einsatz kommen. In der Autobahnmeisterei Elmshorn wird schon seit etwa zwei Jahren mit der Lauge experimentiert. Die Vorteile sind mittlerweile bekannt. „Die Lauge kann auch präventiv eingesetzt werden“, sagt Conradt. Außerdem könnten die Fahrzeuge beim Einsatz schneller fahren. Mit der Lauge können in kürzerer Zeit mehr Autobahnkilometer abgestreut werden als mit dem Feuchtsalz. Mit anderen Worten: Laugen-Brezler schlägt Salz-Streuer.

Geld sparen lässt sich mit der neuen Technik auch. Zunächst muss aber investiert werden. Die Sache rechnet sich nur, wenn die Autobahnmeistereien die Lauge selbst herstellen. Dafür sollen sie nach und nach ausgerüstet werden. Außerdem hat die Lauge ein hohes Gewicht. Sie kann nur von dreiachsigen Lkw transportiert und auf den Straßen verteilt werden. Ein Dreiachser kostet 200.000Euro. Auch sie sollen nach und nach beschafft werden. In Elmshorn steht ein solcher Lkw schon, in Bad Oldesloe wird er bald stehen. Die beiden Fahrzeuge werden auf der A23 und der A1 eingesetzt. Sind erst einmal alle Meistereien ausgerüstet, wird tatsächlich Geld gespart. Torsten Conradt rechnet mit jährlich 600.000Euro.

Die unfallträchtigen Feuchtsalz-Gebiete in Stormarn hatten übrigens ein parlamentarisches Nachspiel. Der Wirtschaftsausschuss forderte einen Bericht an, der nun fertig ist. Der Inhalt ist noch geheim.