Ehepaar hat trotz der Flut in seinem Haus ausgeharrt. Zum ersten Mal stand das Wasser in ihrem Haus. Ohne staatliche Hilfe können sie das Gebäude nicht mehr halten.

Bleckede. Es war 1986, und der Besitzer eines Hotels am Hafen in Bleckede wehrte sich gegen den Bau eines Deiches vor seinem Haus. Es ist 2013, und Gerda Pöthke watet in Gummistiefeln durch ihren Garten. Die Seniorin hatte damals nichts dagegen, für den Bau eines Schutzwalls umzuziehen. Jetzt kommt sie hier nicht mehr weg.

Gerda und ihr Mann Günther sind alte Schiffer, sie transportierten Kohle, Kies, Mehl, Zucker. Günther Pöthke hat sein ganzes Leben auf Frachtschiffen verbracht, selbst seine Geburt. Als sein Cousin vorschlug, von Brandenburg zu ihm nach Bleckede an die Elbe zu ziehen, fand Günther, das sei eine gute Idee. Ein Haus am Hafen, das Schiff direkt vor der Haustür. Praktisch. Und wunderschön.

Jetzt sehen die beiden Enten im Hof schwimmen, wenn sie von der Dachterrasse hinunterschauen. „Wasser, überall nur Wasser“, sagt Gerda Pöthke, 84. „Ist das nicht schlimm? Und es stinkt, nicht wahr?“ Ja. Wer über den Deich, der 1986 letztlich im Rücken der Häuserzeile gebaut wurde, und über einen umfunktionierten Bootsanleger in Gummistiefeln in den glitschigen Garten stapft und auf den Rosenblättern den getrockneten Schlamm der Elbe sieht und riecht, kann der alten Dame nur zustimmen.

Zwar sinkt der Pegel der Elbe um täglich 20 Zentimeter, doch im Hof der Pöthkes steht das Wasser immer noch. 1,10 Meter hoch hat der Fluss in den Garagen gestanden, misst Pöthke mit einem Zollstock die Höhe des Schmutzes an den weißen Wänden nach.

Als die Altstädte in Hitzacker und Lauenburg evakuiert wurden, als der Pegel vergangene Woche seinen höchsten je gemessenen Punkt erreichte, sind die beiden Bleckeder geblieben. Schließlich ist ihr Haus bislang immer trocken gewesen, seit 1968, seit sie hier leben. Doch es kam diesmal anders. Zum ersten Mal steht die Elbe im Haus. Im Schlafzimmer der Ferienwohnung im Erdgeschoss, mit der die Pöthkes ihr Auskommen bestreiten. Der Fluss ist durchs Fachwerk gesickert.

Ob sie irgendeine Hilfe vom Staat bekommen – Gerda Pöthke weiß es nicht. „Als ich im Rathaus angerufen habe, hieß es, davon wisse man nichts, ich solle in zwei Wochen wieder nachfragen“, erzählt sie und fügt etwas leiser hinzu: „Das fand ich nicht sehr nett. Wenn wir nichts bekommen, können wir das Haus nicht mehr halten.“