Wegen hundertfachen Betrugs müssen sich die Ex-Firmenchefs von Harles & Jentzsch verantworten. 2300 Tonnen falsch deklariertes Futtermittel verkauft.
Uetersen/Itzehoe. Die Firmenchefs des früheren Futtermittelherstellers Harles & Jentzsch aus Uetersen (Kreis Pinneberg) müssen sich vor dem Landgericht Itzehoe verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, in 102 Fällen gemeinschaftlich gewerbsmäßig betrogen und gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch verstoßen zu haben.
So sollen Geschäftsführer S. und sein Prokurist V. zwischen Oktober 2009 und Juli 2010 insgesamt 2300 Tonnen falsch deklariertes Futtermittel verkauft haben. Sie veräußerten es als Pflanzenfett, obwohl sie es, auf die Gesamtmenge bezogen, mit etwa 350 Tonnen Fettsäuren aus Altspeiseresten vermischten. 19 landwirtschaftliche Betriebe haben diese gepanschten Pflanzenfette an ihre Schweine, Rinder und Hühner verfüttert.
Den Angeklagten droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren für den Betrugsvorwurf sowie eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr für den Verstoß gegen das Futtermittelgesetz.
Bundesweit in die Schlagzeilen geriet dieser Betrieb vor zwei Jahren aber wegen eines Dioxinskandals. Damals hatte ein niederländischer Zwischenhändler Futtermittel, das mit dem krebserregenden Stoff verunreinigt war, an eine Produktionsstätte von Harles & Jentzsch in Niedersachsen geliefert, wo es weiterverarbeitet und dann an rund 600 Landwirte ausgeliefert wurde. Dieses Verfahren musste die Staatsanwaltschaft einstellen, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Zepter mit. "Wir konnten dafür einen Tatvorsatz nicht nachweisen." Harles & Jentzsch ging kurz nach Bekanntwerden des Dioxinfundes pleite. Inzwischen hat eine Hamburger Firma die Produktionsanlagen übernommen und stellt dort Industriefette her.