Tourismuswirtschaft erhofft sich ein Ende der Staus. Umweltverbände geißeln Schnellstraße auf der Rügen als „überdimensioniert“.
Altefähr. Das erste Teilstück der umstrittenen Schnellstraße B 96n auf der Ostseeinsel Rügen ist am Montag für den Verkehr freigegeben worden. Begleitet von Protesten von etwa 30 Umweltschützern nahmen Landesverkehrsminister Volker Schlotmann (SPD) und der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Rainer Bomba, die Straße in Betrieb. Autofahrer können nun direkt von der Rügenbrücke auf die dreispurige Schnellstraße in Richtung Inselmitte fahren.
Auch wenn der freigegebene Abschnitt nur 2,5 Kilometer lang ist, erwartet Verkehrsminister Schlotmann bereits jetzt erste Entlastungen. Der Wegfall der bisherigen Verkehrsführung hinter der Rügenbrücke werde besonders in Ferienzeiten den Verkehrsfluss verbessern, sagte er. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nahm an der Freigabe nicht wie geplant teil, weil seine Maschine wegen Nebels in München nicht starten konnte.
Wann die insgesamt 20,4 Kilometer lange Straße bis Bergen fertig sein wird, ist noch unklar. Grund sind die erst kürzlich bekanntgewordenen Kostensteigerungen von zunächst 80 auf 125 Millionen Euro. Staatssekretär Bomba sicherte am Montag zu, dass die bislang noch offenen Mittel zur Verfügung gestellt werden. „Was im Bundesinvestitionsplan steht, wird auch gebaut“, sagte er. „Wir sind hier in der Pflicht.“ Als Grund für die Kostensteigerung um 45 Millionen Euro werden bauliche Veränderungen und gestiegene Baustoffpreise angegeben.
Umweltverbände forderten angesichts der Kostenexplosion, die Planung zu überdenken. „Wir brauchen eine Straße, die zur Größe der Insel passt“, sagte Rügens Nabu-Chefin Marlies Preller. Nabu und BUND sowie die Bürgerinitiative RIO 96 halten die Straße für überdimensioniert. Die Stauprobleme würden sich auf die Inselmitte verlagern und den Druck auf die Alleen mit ihren alten Bäumen erhöhen. Verkehrsminister Schlotmann wies die Forderungen der Verbände zurück, die Pläne zu überarbeiten. „Ich sehe keine Veranlassung, die Planfeststellung neu aufzurollen“, sagte er.
Inselwirtschaft und Fährhafen Sassnitz erhoffen sich durch den Straßenneubau neuen Schwung. „Wegen der Staus sind die Transitzeiten zum Fährhafen für Speditionen und Urlauber unberechenbar“, sagte der Chef des Fährhafens, Harm Sievers. Viele Autofahrer wichen inzwischen nach Swinemünde aus, um von dort nach Schweden überzusetzen. „Die geben lieber sichere Wege.“ Schlotmann erinnerte daran, dass der Hafen mit etlichen Millionen öffentlicher Gelder gefördert wurde. Solle der Fährhafen sich als Plattform für den Offshore-Bau entwickeln, müsse die Infrastruktur verbessert werden.