Die Delegation setzte Hoffnung auf neue Märkte, erhielt aber einen Dämpfer: Auch Finnlands Wirtschaft droht die Puste auszugehen.

Helsinki. Gebremstes Wachstum, Euro-Sorgen und sinkende Kaufkraft der Bevölkerung in Finnland dämpfen die Hoffnungen von Firmen aus Mecklenburg-Vorpommern auf bessere Geschäfte mit dem Ostseeanrainer. „Die Krise hat ihre Auswirkungen nun auch in Finnland. Die Wirtschaft wächst kaum noch und es gibt Experten, die schließen für 2013 eine Rezession nicht aus“, sagte Penna Urilla vom Zentralverband der finnischen Wirtschaft am Dienstag in Helsinki vor einer Unternehmerdelegation aus Mecklenburg-Vorpommern. Neben Deutschland war bislang vor allem Finnland noch am wenigsten von der Euro-Krise gezeichnet, doch kühlt die Konjunktur laut Urilla ab und der Außenhandel weise erstmals seit Jahren wieder ein Defizit auf.

Vor allem Firmen der Ernährungsgüterwirtschaft, der Logistikbranche und des Metallbaus aus Deutschlands Nordosten suchen bei der knapp einwöchigen Reise Kooperationspartner und neue Absatzmärkte. Insgesamt nehmen etwa 60 Firmenvertreter teil. Die Reise wird von Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) geleitet und ab Mittwoch in Russland fortgesetzt.

Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) zeigte sich trotz der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen zuversichtlich, dass der zuletzt kräftige Aufschwung im Handel mit Finnland fortgeführt werden kann. Im Vorjahr war das skandinavische Land mit einem Außenhandelsumsatz von 489 Millionen Euro der siebtwichtigste Handelspartner Mecklenburg-Vorpommerns. Glawe äußerte zudem die Hoffnung, dass das Interesse finnischer Reeder am Bau von Versorgungsschiffen für Windparks auf See auch zu Aufträgen für Werften in Mecklenburg-Vorpommern führt. „Wir hatten interessante Gespräche und ich habe darauf verwiesen, dass wir in Wismar solche Schiffe bauen können“, sagte der Minister, machte aber keine näheren Angaben.

Die Classic Conditorei Röntgen aus Steffenshagen bei Rostock, die mehrere Caféhäuser im Norden betreibt, will im Mai 2014 ein Caféhaus mit eigener Produktion am Senatoriplatz im Zentrum der finnischen Hauptstadt eröffnen – die Classic Conditorei und Café Röntgen Helsinki. Verträge dazu wurden am Dienstag in Helsinki unterzeichnet, wie das Landwirtschaftsministerium in Schwerin mitteilte.

Regierungschef Sellering zeigte sich nach Treffen mit Staatspräsident Sauli Niinistö und Wirtschaftsminister Jyri Häkämies zufrieden. Die Reise habe beide Länder noch näher zusammengeführt. „In einem Europa der Regionen ist es wichtig, dass diese Partnerschaften gelebt werden. Wir tragen beide Nutzen davon“, betonte er. Vor allem in der Gesundheitswirtschaft sei die Zusammenarbeit bereits sehr eng und erfolgreich. Mit seinem Vorschlag, gemeinsame Interessen gegenüber der EU noch stärker auch gemeinsam zu vertreten, sei er bei seinen Gesprächspartnern auf offene Ohren gestoßen. „Wir wollen uns zusammen für Flaggschiffprojekte etwa im Tourismus stark machen.“

Sellering hob zudem das gemeinsame Interesse beider Länder hervor, Russland noch stärker bei der Entwicklung des Ostseeraumes einzubeziehen. Finnland arbeite bereits sehr eng mit der Region um St. Petersburg zusammen und kooperiere bei seinen Projekten schon mit Hamburg. „Wir müssen uns da als Mecklenburg-Vorpommern noch stärker mit einbringen und können das als Teil der Metropolregion Hamburg auch“, betonte Sellering.

Bei den Gesprächen ab Mittwoch in St. Petersburg soll es insbesondere auch um die bessere Auslastung der gerade in Betrieb genommenen Eisenbahn-Fährverbindung von Ust-Luga bei St. Petersburg nach Sassnitz auf Rügen gehen. „Da sind wir noch nicht so weit, wie wir wollen“, erklärte Sellering.