Die Geschäfte mit Finnland und Russland haben sich 2011 prächtig entwickelt. Grund war jedoch der Bau der Ostsee-Gaspipeline.

Turku. Mecklenburg-Vorpommern und Südwestfinnland wollen sich gemeinsam für eine bessere EU-Förderung von Bioenergiedörfern einsetzen und ihre Zusammenarbeit im Tourismus und in der Gesundheitswirtschaft vertiefen. „Wir haben viele gemeinsame Interessen und damit viele Anknüpfungspunkte, um unsere nunmehr schon seit zwölf Jahren bestehende Partnerschaft weiter zu festigen“, sagte Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) am Montag in Turku zum Auftakt eines zweitägigen Finnlandbesuches mit einer Unternehmerdelegation des Landes. Ein wichtiges Feld sei dabei die Energiewirtschaft.

„Auch wenn wir beim Thema Atom weit auseinanderliegen, so eint uns als Regionen mit dünner Besiedlung doch das gemeinsame Interesse an einer gut funktionierenden dezentralen Energieversorgung“, erklärte der Regierungschef. Deshalb wolle Mecklenburg-Vorpommern die Bildung eines europäischen Netzwerks von Bioenergie-Dörfern vorantreiben. Damit solle eine größere Unterstützung regionaler Ökoenergieprojekte durch die EU erreicht werden. „Wir werden das Tempo für ein solches Kooperationssystem deutlich erhöhen“, sagte Sellering bei einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der Regionalverwaltung Südwestfinnland, Juho Savo. Für Ende dieses Jahres sei eine Konferenz mit internationaler Beteiligung geplant, im Mai 2013 solle ein Förderantrag bei der EU gestellt werden.

Zwar habe Finnland die Entscheidung getroffen, neue Atomkraftwerke zu bauen, um seinen Energiebedarf decken zu können. Doch wolle das Land auch die regenerativen Quellen wie Wind und Biomasse stärker nutzen. „Finnland will dabei sein“, sagte Savo. So würden derzeit landesweit Eignungsgebiete für Windparks erkundet und auch der Einsatz von Biomasse, vor allem Holz schreite voran.

Bei einer gemeinsamen Tagung zur Gesundheitswirtschaft hoben Vertreter von Medizintechnikfirmen beider Länder die Arbeit des Forschungsverbundes ScanBalt hervor. Seit der Gründung des baltischen Branchennetzwerkes vor acht Jahren sei die Zahl der Mitglieder von 12 auf 70 gestiegen. „Bei aller Konkurrenz, die es gibt, solche Netzwerke sind für den Gedanken- und den Erfahrungsaustausch heute wichtiger denn je. Wie auch die persönlichen Kontakte“, betonte Riku Matti Levomäki vom Firmenzentrum Bio-City, Kooperationspartner des Netzwerkes BioCon Valley in Mecklenburg-Vorpommern. „Die Absprachen innerhalb des ScanBalt-Verbundes sind sehr wichtig. So können Forschungsschwerpunkte abgesteckt und Kooperationen zum gegenseitigen Vorteil angebahnt werden“, sagte BioCon Valley-Geschäftsführer Wolfgang Blank.

Von Turku aus reist die Delegation, der Vertreter von etwa 60 Unternehmen angehören, am Dienstag weiter nach Helsinki und dann nach St. Petersburg. Der Delegation gehört auch Agrarminister Till Backhaus (SPD) an, der gleich zu Gesprächen nach Helsinki reiste. Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) hatte in Hamburg das Flugzeug verpasst und wollte am Abend nachreisen.

Der Export aus Mecklenburg-Vorpommern nach Finnland war im Vorjahr auf einen Wert von 204 Millionen Euro gestiegen. Das war doppelt so viel wie 2010 und ein Rekordergebnis. Die Importe aus dem skandinavische Land liegen traditionell höher, schwanken aber ebenfalls stark. Im Vorjahr gelangten Waren im Wert von 285 Millionen Euro aus Finnland nach Mecklenburg-Vorpommern.