Nestlé beginnt mit Bau einer Fabrik für Kaffeekapseln. Nespresso nach Richterspruch verpflichtet, Produkte der Konkurrenz zu akzeptieren.

Schwerin. Deutsche Kaffeetrinker können in Maschinen der Marke „Nespresso“ weiterhin auch die Kapseln anderer Firmen verwenden. Das Landgericht Düsseldorf wies am Donnerstag eine Patentschutzklage des „Nespresso“-Herstellers Nestec gegen die billigere Konkurrenz zurück. Die Kaffeekapsel sei zwar unerlässlich für den Betrieb der Maschine, jedoch nicht deren funktionales „Herzstück“, formulierte das Gericht.

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Der Schweizer Hersteller Nestec, Tochter des Nestlé-Konzerns, hatte verlangt, dass zwei Konkurrenten ihre Kapseln nicht mehr mit dem Hinweis versehen, sie seien für die „Nespresso“-Maschine geeignet.

Neue Nestlé-Fabrik in Schwerin

Unterdessen beginnt der Lebensmittelkonzern an diesem Montag (20. August) in Schwerin mit dem Bau einer Fabrik für Kaffeekapseln. Die Erdarbeiten sollen ohne großen Startschuss beginnen. „Wir gehen einfach an die Arbeit", sagte der Pressesprecher von Nestlé Deutschland, Hartmut Gahmann, in Schwerin.

Die Gesamtinvestition beläuft sich auf 220 Millionen Euro. Es ist nach Konzernangaben das größten Projekt von Nestlé in Deutschland seit der Wiedervereinigung 1990.

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Bei der Vorstellung im Februar war Ende 2013 als Termin für den Produktionsbeginn genannt worden. Mit Erreichen der vollen Kapazität im Jahr 2014 sollen 450 Menschen in dem neuen Werk Arbeit finden. Jährlich würden dann etwa zwei Milliarden Kapseln hergestellt, hieß es. Schwerin ist dann nach Tutbury (Großbritannien) und Girona (Spanien) dritter Produktionsstandort der Gusto-Kapseln für Kaffee- und Teeautomaten.

Nestlé hatte sich nach eigenen Angaben unter anderem wegen der Nähe der Stadt zum Kaffee-Umschlagsplatz Hamburg und der in Aussicht gestellten Fördermittel für Schwerin entschieden. Laut Wirtschaftsministerium kann das Unternehmen damit rechnen, dass fast ein Viertel der Investitionssumme als staatlicher Zuschuss kommt.

Beim Bau des neue Werks will der Konzern verstärkt regionale Firmen einbinden. Erst wenn sich keine Unternehmen aus der Region fänden, sollten Bauaufträge bundesweit ausgeschrieben werden. „Wir wollen keinen Generalübernehmer, sondern in jedem Bereich Fachfirmen, die nachweisen können, dass sie ihr Kerngeschäft beherrschen“, hatte Jens Ehrhardt, Projektmanager der Nestlé Deutschland AG, erklärt. Den Umfang der Bauaufträge bezifferte er mit 55 Millionen Euro.

In Schwerin sollen Kapseln der Marke Nescafé Dolce Gusto hergestellt werden. Mit Wachstumsraten von zuletzt mehr als 50 Prozent gehörten die Kapseln zu den am schnellsten wachsenden Geschäftsfeldern von Nestlé, wie Europachef Laurent Freixe hervorhob. Mit 41 Ländern sei das Kapselsystem in Europa praktisch flächendeckend präsent. Deutschland gelte als weltweit größter Markt für das 2006 eingeführten Kapselsystem Dolce Gusto. Nestlé erhoffe sich für 2013 allein damit Umsätze von rund 800 Millionen Euro.

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Für Jobs bei Nestlé in Schwerin liegen nach Angaben der zuständigen Arbeitsagentur bereits viele Bewerbungen vor. Unter den Interessenten seien auffallend viele Menschen, die zwar in und um Schwerin wohnen, aber in Schleswig-Holstein oder Hamburg arbeiten, hieß es. Sie hoffen auf einen wohnortnahen Arbeitsplatz. Laut Nestlé soll die Bewerbungsphase offiziell aber erst Anfang 2013 starten.

Das neue Werk des weltweit größten Lebensmittelproduzenten entsteht auf einem Gewerbegebiet im Süden Schwerins, das ursprünglich für BMW hergerichtet worden war. Der Münchner Autokonzern hatte sich 2001 aber gegen Schwerin und für Leipzig entschieden. (dpa)