Nach drei Notlandungen erheben Piloten schwere Vorwürfe gegen die Billigairline. Laut Lübeck Airport sei die Kerosin-Politik normal.

Hamburg/Lübeck/Valencia. Geizt der Ryanair beim Betanken der eigenen Maschinen? Gleich drei Passagierflugzeuge des irischen Billigfliegers Ryanair mussten an einem Tag auf spanischen Flughäfen eine Notlandung vollziehen – nun hagelt es heftige Kritik von deutschen Piloten. Der Geschäftsführer des Lübecker Flughafens verteidigt indes die Airline. Von dort starten täglich mehrere Flüge des Anbieters. Die Linie wird auch von vielen Hamburgern genutzt.

„Ryanair setzt die Piloten unter Druck, nicht zu viel Treibstoff zu tanken“, hatte der Sprecher der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg, behauptet. „Wenn eine Fluglinie an einem Tag dreimal wegen Kerosinmangels notlanden muss, dann stimmt etwas im System nicht“, sagte er der „Financial Times Deutschland“ (Donnerstag). Die irische Fluglinie nahm dazu nicht im Detail Stellung, wies die Kritik jedoch zurück: Jede Fluglinie verfolge eine auf Flugdaten beruhende Treibstoffpolitik, und Ryanair bewege sich im rechtlichen Rahmen.

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Der Geschäftsführer des Lübecker Flughafens, Jürgen Friedel, pflichtet dem Billigflieger bei. "Wir wissen, dass Ryanair eine normale Fuel-Politik hat", sagte er im Gespräch mit abendblatt.de. Das bedeute laut Friedel, dass der Treibstoff so berechnet werde, dass er für eine Destination reiche. "Plus Reserve natürlich." Aber wenn eine Maschine umgeleitet werde und dann noch in einer Warteschleife fliegen müsse, könne das passieren. Das hätte auch bei anderen Airlines passieren können, ist sich Friedel sicher.

Das spanische Verkehrsministerium sieht dies offenbar anders und leitete bereits am Dienstag eine Untersuchung ein . Verbraucherschutzverbände warfen Ryanair vor, die Passagiere in Gefahr gebracht zu haben.

Eine Gefahr für die Passagiere dementiert Flughafen-Chef Friedel indes vehement. "Jede Gefährdung von Passagieren ist ausgeschlossen", sagte er. Es gebe einheitliche Richtlinien in Europa - diese sind von allen Airlines eingehalten. "Wer diese nicht einhält, verliert sofort seine Lizenz. Das kann sich keiner leisten", erklärte Friedel. Am Lübecker Flughafen habe es bisher noch nie Probleme gegeben.

Am 26. Juli waren zahlreiche Flüge mit Ziel Madrid zum Flughafen Valencia umgeleitet worden, der eine Stunde entfernt liegt. Dort stauten sich die Flugzeuge in einer Warteschleife. „Nachdem drei Maschinen 50, 68 und 69 Minuten nach der geplanten Landezeit in Madrid noch über Valencia kreisten, beantragten die drei Ryanair-Maschinen eine sofortige Landung, da die Kerosinmengen an Bord ein Minimum erreicht hatten“, beschrieb Ryanair das Geschehen.

Zum Zeitpunkt der Landung sei noch Treibstoff für rund 30 Minuten Flugzeit im Tank gewesen, womit die Gesellschaft die Sicherheitsvorschriften erfüllt habe.

Mit Material von dpa