Michael O'Leary, Chef des irischen Billigflug-Unternehmens, ist diesmal zuversichtlich: Der klamme irische Staat braucht das Geld. Vor fünf Jahren hatte das Unternehmen bereits einen Versuch gestartet.

Dublin. Fünf Jahre nachdem der Billigflieger Ryanair erstmals bei der Übernahmen von Aer Lingus eine Bruchlandung erlitten hat, startet das irische Unternehmen jetzt einen neuen Versuch. Diesmal seien die Chancen den heimischen Konkurrenten zu übernehmen laut Michael O'Leary, Chef des irischen Billigflug-Unternehmens, viel größer. Schließlich sei die Staatskasse leer und Irland auf das Geld aus dem Anteilsverkauf angewiesen. Deswegen zeigte sich Ryanair am Dienstagabend in Dublin auch zuversichtlich: Die EU-Kommission werde die Übernahme diesmal schon genehmigen. Schließlich hätten die Wettbewerbshüter inzwischen auch Zukäufen von Lufthansa und British Airways zugestimmt.

Bei der Übernahme von Aer Lingus hofft Europas größter Billigflieger, deutlich günstiger zu wegzukommen als noch vor einigen Jahren. Je Aer-Lingus-Aktie will Ryanair 1,30 Euro bieten. Das ist nur noch halb so viel wie beim ersten Übernahmeversuch Ende 2006 und zehn Cent weniger als beim zweiten Anlauf im Jahr 2008. Dennoch kämen die Anteilseigner weitaus besser weg als zurzeit an der Börse: Die neue Offerte liegt den Angaben zufolge 38,3 Prozent über dem Schlusskurs vom Dienstag – und bewertet Aer Lingus mit insgesamt knapp 700 Millionen Euro.

Weil Ryanair bereits knapp 30 Prozent der Anteile an der einstigen Staatsfluglinie besitzt, müsste das Unternehmen höchstens rund 70 Prozent der Summe aufbringen. Zuschlagen will der Ryanair-Vorstand allerdings nur, wenn ihm mindestens die Hälfte aller ausgegebenen Aer-Lingus-Aktien angedient werden.

Das Billigflugunternehmen rechnet damit, dass die irische Regierung ihren verbliebenen Anteil von 25 Prozent angesichts der Staatsschuldenkrise verkaufen muss. Experten rechnen damit, dass der Staat seine Aktien Anfang kommenden Jahren verkaufen werden. Ryanair dürfte dann jedoch nicht der einzige Interessent sein. Auch die arabische Fluggesellschaft Etihad hat offenbar Interesse an Aer Lingus und zuletzt rund drei Prozent der Aer-Lingus-Aktien erworben. Die Araber knüpfen derzeit ein Kooperationsnetz in Europa. Anfang des Jahres waren sie auch bei Air Berlin zum größten Aktionär aufgestiegen. Deswegen fordert O'Leary die Staatsfluglinie aus dem Emirat Abu Dhabi auf, bei Interesse jetzt selbst ein Gebot für Aer Lingus abzugeben.

Ryanairs ersten Anlauf bei Aer Lingus hatte die EU-Kommission im Jahr 2007 gestoppt: Sie sah den Wettbewerb auf den Strecken von und nach Dublin gefährdet. Diese Sichtweise dürfte sich angesichts der Entwicklung in der Branche inzwischen geändert haben, hofft die Ryanair-Spitze. Schließlich habe die Kommission sogar dem Verkauf der britischen Lufthansa-Tochter BMI an die British-Airways-Mutter IAG zugestimmt – obwohl damit die Nummer eins am Londoner Flughafen Heathrow die Nummer zwei schluckte. Auch die Zukäufe der Lufthansa - Swiss, Austrian Airlines und eine Beteiligung an Brussels Airlines - hätten die Wettbewerbshüter durchgehen lassen. (dpa)