Im Jahr 2018 soll es soweit sein: Dann kann man den Fehmarnbelt auf eine Brücke überqueren. Der Bundestag stimmte dem spektakulären Projekt zu. Die 19 Kilometer lange Brücke soll mehr als fünf Milliarden Euro kosten.

Berlin/Kiel. Der Bundestag hat grünes Licht für die geplante Fehmarnbelt-Querung gegeben und damit für ein geteiltes Echo in Schleswig-Holstein gesorgt. Während die Landesregierung das Projekt als „großartiges Signal“ und „Zeichen für das Zusammenwachsen im Norden“ wertete, sprachen Gegner des Baus von „ökonomischem und ökologischem Wahnsinn“. Drei Monate nach dem dänischen Parlament hatten in der Nacht zum Freitag auch die deutschen Abgeordneten den Staatsvertrag zwischen beiden Ländern mehrheitlich gebilligt. Grüne, Linke und auch einige SPD-Abgeordnete stimmten allerdings dagegen.

„Ich freue mich sehr“, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen. „Ich habe auch mit nichts anderem gerechnet, denn die Vorteile der Fehmarnbelt-Querung liegen drastisch auf der Hand.“ Schleswig-Holstein erhalte damit die Chance, Drehscheibe zwischen den Boom-Regionen Kopenhagen/Malmö und Hamburg zu werden.

Bis zum Jahr 2018 soll zwischen der deutschen Ostsee-Insel Fehmarn und der dänischen Insel Lolland eine 19 Kilometer lange Brücke entstehen. Dänemark übernimmt dabei die Baukosten in Höhe von geschätzt 4,8 Milliarden Euro. Die Bundesrepublik muss nur die Bahn- und Straßenanbindung auf deutscher Seite bezahlen, für die rund 800 Millionen Euro veranschlagt sind. Allerdings hält der Bundesrechnungshof eine Verdoppelung der Kosten für möglich.

Der Neubau soll die Fahrtzeit zwischen Mitteleuropa und Skandinavien um eine Stunde verkürzen. Der Bundesrat muss zwar auch noch zustimmen, die Länderkammer hatte aber bei einer ersten Beratung keine Bedenken vorgebracht.

Angesichts kritischer Stimmen – auch aus den Reihen der SPD – warb Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) im Bundestag noch einmal für das Projekt: „Wir brauchen diese Infrastruktur“, betonte Tiefensee. Skandinavien werde damit enger an Mitteleuropa angebunden. Angesichts der dänischen Erfahrungen mit der Öresund-Brücke und der Brücke über den Großen Belt gehe er zudem davon aus, dass auch die Fehmarn-Brücke mit den besten Sicherheits- und Umweltstandards gebaut werde.

Trotzdem wandten sich im Bundestag nicht nur die Linke und die Grünen, sondern auch 13 SPD-Abgeordnete gegen den Brückenbau. In persönlichen Erklärungen verwiesen sie auf schwerwiegende Probleme für Schiffssicherheit, Umwelt, Tourismus und Wirtschaft. Der Naturschutzbund NABU warnte zudem vor Milliardenrisiken. „Das Votum des Bundestags kann sich als Sargnagel für Natur und Umwelt im Ostseeraum erweisen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Weil der Staatsvertrag die Bundesrepublik nicht von Kosten freistelle, würden Milliarden Euro zur Beseitigung möglicher Umweltschäden auf Deutschland zukommen.

Die Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein begrüßte hingegen die Zustimmung des Bundestags. Von der neuen Verbindung erwarte man „deutlich positive Wachstums- und Beschäftigungseffekte“, sagte Hauptgeschäftsführer Bernd Rohwer.