Eisbär Knut bescherte dem Berliner Zoo sechs Millionen Euro an Einnahmen. Doch jetzt ist zwischen den Berlinern und dem Tierpark Neumünster ein heftiger Streit über die Aufteilung des Geldes entbrannt. Weil der Vater von Knut aus Schleswig-Holstein kommt, fordert der Münsteraner Zoo einen Anteil der Millionen.

Berlin. Es geht um das Fell des Bären. Der weltweit bekannte Eisbär Knut aus dem Berliner Zoo hat Besucher in Massen angezogen und Millionen in die Kassen gespült. Nun gibt es Streit um die Gewinne - und der wird am kommenden Dienstag vor dem Berliner Landgericht ausgetragen. Rund sechs Millionen Euro soll Publikumsstar Knut im Hauptstadtzoo „verdient“ haben. Der Tierpark Neumünster will davon etwas abhaben, darauf pocht Direktor Peter Drüwa mit seiner Klage. Denn Knuts Vater Lars stammt aus Neumünster und wurde an die Berliner ausgeliehen. „Knut gehört laut Vertrag uns“, sagt Drüwa.

Berlin sieht die Eigentumsrechte anders. Mehrere Einigungsversuche scheiterten – Neumünster monierte eine „totale Verweigerungshaltung“ der Berliner. Hauptstadt-Zoochef Bernhard Blaszkiewitz konterte wenig fein: „Die bekommen ein paar Pinguine, und dann ist die Sache in Ordnung.“ Jetzt hat das Gericht in diesem in der deutschen Zoo-Geschichte wohl einmaligen Fall das Wort. Mit der Auskunftsklage will Neumünster zunächst erreichen, dass der Berliner Zoo seine Lizenzeinnahmen durch Knut offenlegen muss, heißt es beim Gericht.

Die schroffe Ablehnung hatte Drüwa in seinem kleinen Tierpark in Schleswig-Holstein von Anfang an auf die Palme gebracht. Vielleicht nicht ohne Hintergedanken wählte er für seine Zoo-Führung im Mai das Thema: „Pinguine – eine vornehme Gesellschaft oder was?“. Mit Pinguinen will er sich wohl nicht abspeisen lassen, davon haben sie in Neumünster selbst genug, hieß es. Der Tierpark brauche das Geld dringend für Renovierungen.

Seit der spektakulären Weltpremiere von Eisbär-Baby Knut am 23. März 2007 haben mehr als sieben Millionen Menschen die Attraktion besucht. Das Zoo-Ticket kostet 12 Euro. Die Bilder vom Spiel und den Schmusestunden mit seinem Ziehvater Thomas Dörflein, der im September 2008 überraschend starb, gingen um den Erdball. Der Souvenirhandel kam schnell in Schwung. Der von seiner Mutter verstoßene und mit der Flasche aufgezogene Knut wurde sogar zum Kino-Star.

Das Gezerre um Knut, der auch als Symbol bedrohter Tiere gilt, hat noch weitere Aspekte. Es ist zwar unstrittig, dass Zoo-Chef Drüwa in Neumünster gemeinsam mit dem niederländischen Koordinator für die europäische Eisbär-Zucht, Janos Szantho, am Ende über die Zukunft von Knut entscheiden kann. Wohin der junge Eisbär letztlich kommt oder ob er doch in der Hauptstadt bleibt, liegt nicht in der Hand von Zoo- Chef Blaszkiewitz, der Knut gerne behalten will. Drüwa setzt ganz auf das Gericht. „Wir brauchen jetzt die Entscheidung, sie ist der Schlüssel für alles weitere.“ Auch Berlins Bären-Betreuer Heiner Klös hofft auf das Gericht: „Wir sind gelassen und warten ab, was vor Gericht passiert. Hauptsache ist, dass es Knut wunderbar gut geht.“

Die Haltung Knuts hat aber auch Kritik ausgelöst. Der Deutsche Tierschutzbund forderte den Stopp der Eisbärzucht, die Berliner Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling nannte Knut „den einsamsten Bär der Welt in Isolationshaft“. Ein Cottbuser, der im Dezember 2008 in Knuts Gehege sprang und unverletzt davonkam, sagte über sein Motiv: „Der Bär sah so traurig aus.“

Knut ist der letzte von mehreren Eisbär-Lieblingen in deutschen Zoos, der noch allein lebt. Flocke in Nürnberg hat einen russischen Partner, Lara in Gelsenkirchen ist mit Bill aus Brünn zusammen, Wilbär aus der Stuttgarter Wilhelma wird Schwede mit einem niederländischen Eisbär-Meisje, und für die neue Anlage in Hannover wurde ein Wiener Pärchen gewonnen. Ein Gerichtsprozess war in keinem Fall nötig.