Eine offene Standortsuche könne es nur geben, wenn der mit großen Risiken behaftete Salzstock Gorleben nicht weiter in der Auswahl bleibe.

Dannenberg/Gorleben. Die Atomkraftgegner sehen sich durch ein neues Gutachten zum Salzstock Gorleben in ihrer Forderung nach Aufgabe des Endlagerstandorts im Wendland bestätigt. „Jeder weitere Euro, der in Gorleben versenkt wird, ist ein verlorener Euro“, sagte der Sprecher der Anti-Atom-Organisation „Ausgestrahlt“, Jochen Stay, am Dienstag.

Eine weiße Landkarte in der Standortsuche könne es nur geben, wenn der mit großen geologischen Risiken behaftete Salzstock nicht weiter in der Auswahl bleibe. Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg erklärte, das „Gorleben-Kartenhaus“ sei „nicht zu retten.“

In der Studie bewertet der frühere, langjährige Leiter der Entsorgungsabteilung des Bundesamtes für Strahlenschutz, Ulrich Kleemann, den Salzstock Gorleben als ungeeignet. Er liege in einer „aktiven Störungszone“. Unter dem Salzstock verlaufe eine „potenziell gasführende Schicht“, darüber fehle eine schützende Tonschicht.

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Kleemann kritisiert in der Untersuchung auch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Sie habe in ihrer Bewertung der Erkundungsergebnisse in Gorleben die Standortnachteile weitgehend ausgeblendet und kritische Publikationen nicht berücksichtigt.

Die Studie war im Auftrag der „Rechtshilfe Gorleben“ erstellt worden, die sich seit Jahrzehnten gegen Atomkraft engagiert. Sie sollte am Dienstagabend in Lüchow vorgestellt werden.

Die Bundesanstalt wies die Vorwürfe „entschieden zurück“. Vielmehr seien in zahlreichen Berichten die geologischen Verhältnisse am Standort Gorleben und in der Region detailliert dargestellt worden, sagte der zuständige Abteilungsleiter der Bundesanstalt, Volkmar Bräuer.

Die Behauptung, die BGR habe sich früh auf eine potenzielle Eignung des Salzstocks festgelegt, entspreche nicht den Tatsachen. Position der BGR sei und bleibe weiterhin, dass bis zum Ende der Erkundung und des Planfeststellungsverfahrens weder von Eignung noch von Nicht-Eignung des Standortes gesprochen werden könne.

Stay bezeichnete die Rolle der BGR als „erschreckend“. Auch weil die Bundesanstalt schon in der Vergangenheit Warnungen bezüglich der Endlagerprojekte Asse und Morsleben ignoriert habe, disqualifiziere sie sich als Ratgeber für Entscheidungen zu Gorleben. Die BGR hat für die Bundesregierung bislang vier längere Stellungnahmen zu dem Salzstock verfasst.