Innenminister Schünemann spricht vom härtesten Castor-Transport aller Zeiten. Castor-Gegner: “Schwere Niederlage“ für Röttgen.

Gorleben. Nach Einschätzung von Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann war der Castor 2011 der härteste Polizeieinsatz in der Geschichte der Atommülltransporte nach Gorleben. "Es war nicht nur ein fordernder Einsatz, er war auch härter als im vergangenen Jahr“, äußerte sich der CDU-Politiker am Dienstag in Lüchow. Darüber hinaus seien in diesem Jahr auch mehr Polizisten eingesetzt worden als im vergangenen Jahr. Aus den Ländern seien 12.405 und von der Bundespolizei 8010 Einsatzkräfte vor Ort gewesen. "Davon kamen 5360 aus Niedersachsen“, sagte Schünemann. Nach mehr als 126 Stunden war der Konvoi mit hoch radioaktivem Abfall am Montagabend im Zwischenlager Gorleben eingetroffen. Damit war er länger unterwegs als je zuvor.

Auch die letzten 20 Kilometer auf dem Weg ins Zwischenlager wurden am Montagabend noch von einem riesigen Polizeiaufgebot gesichert. Dabei kam der Konvoi zeitweise nur im Schritttempo voran. Trotz der hohen Sicherheitsvorkehrungen gelang es zwei Atomkraftgegnern, auf einen der Tieflader zu klettern und den Tross damit kurz vor dem Ziel noch einmal eine Stunde aufzuhalten.

Die Atomkraftgegner im Wendland bewerteten ihren tagelangen Protest als Erfolg. Einmütig forderten sie, dass die Politik den Bürgerprotest endlich ernst nehmen müsse und die Planung für ein mögliches Endlager in Gorleben sofort stoppen solle.

Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, kritisierte die Proteste scharf. "Der Hass und die Gewalt, die meinen Kolleginnen und Kollegen von einzelnen autonomen Gruppen entgegenschlug, waren ohne Beispiel“. Es sei bedrückend, dass sich auch Politiker und Bürgerinitiativen nicht eindeutig davon distanziert hätten. "Dieser Castor-Transport wird ein politisches Nachspiel haben müssen“, sagte Witthaut.

Die Atomkraftgegner beklagten, dass durch den harten Polizeieinsatz 355 Demonstranten verletzt worden seien, davon fünf schwer. "Die Nervosität und Aggressivität bei den Polizeikräften ist größer geworden“, bilanzierte die Bäuerliche Notgemeinschaft, in der sich vor allem Landwirte aus der Region gegen das Atomlager Gorleben zusammengeschlossen haben.

Die Polizei sei überzogen gegen die Blockierer vorgegangen. Bis zuletzt hatten die Einsatzkräfte Wasserwerfer gegen einzelne Demonstranten eingesetzt. Diese sollen Beamte unter anderem mit Feuerwerkskörpern und nagelgespickten Golfbällen beworfen und Strohballen angezündet haben.

Dagegen betonte Innenminister Schünemann, die Polizei habe keine Fehler gemacht. "Die Einsatzkräfte sind bei den Sitzblockaden sehr besonnen vorgegangen“, sagte er. Schünemann kritisierte insbesondere die Gewaltbereitschaft einzelner Demonstranten. Es seien 450 Linksautonome aus dem gesamten Bundesgebiet ins Wendland gereist. "Das ist nicht hinzunehmen.“ Insgesamt seien 133 Beamte verletzt worden, die meisten durch Stein- und Flaschenbewurf sowie den Beschuss mit Pyrotechnik. Die Entwicklung der Gewalt sei besorgniserregend, betonte Schünemann.

Schünemann hofft nun auf ein Ende der Atommüll-Transporte nach Niedersachsen. "Wir gehen erstmal davon aus, dass Niedersachsen seinen Beitrag geleistet hat“, betonte er. Zwar muss Deutschland noch Atommüll aus der Wiederaufarbeitung im englischen Sellafield zurücknehmen, die Kraftwerksbetreiber können aber selbst entscheiden, ob sie ihn nach Gorleben bringen.

Der Castor-Transport war der letzte mit hoch radioaktivem Müll aus Frankreich. Im Zwischenlager Gorleben stehen nun insgesamt 113 Behälter mit hoch radioaktivem Müll. Deutschland ist vertraglich verpflichtet, den Müll der deutschen Atomkraftwerke aus der Wiederaufarbeitung wieder zurückzunehmen.

Im Wendland will man dennoch weiter protestieren. "Der Castor-Transport ist am Ende, wir noch lange nicht", sagte Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg am Montagabend auf einer Pressekonferenz in Trebel. Die Atomkraftgegner sprechen sich weiter gegen eine Endlagerung des Atommülls in Gorleben aus. Jochen Stay von der Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt" sprach von "immensen Risiken" einer Lagerung "im maroden Salzstock".

Atom-Gegner: "Norbert Röttgens schwerste Niederlage"

Für die Gegner ist der Fall klar. „Dieser Rekord-Castorprotest ist Norbert Röttgens schwerste Niederlage“, sagte Greenpeace-Atomexperte Tobias Riedl, nachdem die elf Behälter mit hochradioaktivem Müll nach 126 Stunden - länger als jeder Transport auf dieser Strecke zuvor - am Montagabend Gorleben endlich erreicht hatten. Doch so einfach ist die Sache nicht.

Der Umweltminister (CDU) erscheint seit einem Besuch in dem niedersächsischen Salzstock nicht gerade als glühender Verfechter eines Endlagers im Wendland – aber er strebt bisher ein definitives Urteil zu Eignung- oder Nichteignung an, weil hier schon 1,6 Milliarden Euro investiert worden sind. Es ist der sensibelste Punkt beim Neustart einer Endlagersuche. Wie genau mit Gorleben umgegangen werden soll, ist nun in den Gesprächen mit den Ländern zu klären.

Rückblick: Als Röttgen vor einem Jahr am 2. Dezember gut behelmt im weißen Schutzanzug in 840 Metern Tiefe aus dem Grubenaufzug klettert, ist er überrascht von der Größe und Länge der Stollen. Die Grünen wettern, in Gorleben werde nicht erkundet, sondern das sei längst ein Schwarzbau. Mit jedem weiteren Castor-Transport in das oberirdische Zwischenlager erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit, dass der hoch radioaktive Müll eines Tages hier im Salz eingelagert wird.

Röttgen betont, es gebe keinen Alternativstandort, wo man so tief einfahren kann. Deshalb müsse hier erst einmal zu Ende geprüft werden. Immer wieder fragt er bei seinem Besuch, etwa mit Blick auf Kohlenwasserstoffvorkommen: „Wäre das ein K.o.-Kriterium?“ Es gibt viele Fragezeichen, hinzu kommt seit Jahren der massive Protest.

2012 ist für die Weitererkundung Gorlebens mit 73 Millionen Euro rund 21 Mal mehr Geld im Bundeshaushalt eingeplant als für die neue Endlagersuche. Hierfür sind 3,5 Millionen Euro vorgesehen. Aber: In Gorleben wird von Dutzenden Experten rund um die Uhr gemessen, geprüft, und es werden Risiken abgeschätzt, zudem fallen kommendes Jahr Mehrkosten für Fahrzeug- und Gerätepark an.

Demgegenüber wird es frühestens Mitte 2012 ein Endlagersuchgesetz geben, somit fallen für diesen Neustart im kommenden Jahr noch eher geringe Kosten an, es geht vor allem um geologische Forschungen. Ab

2013 aber müsste dieses Budget wohl deutlich erhöht werden, wenn, wie Baden-Württemberg vorschlägt, bis zu vier mögliche Endlagerregionen gesucht werden sollen, von denen zwei innerhalb von etwa zehn Jahren in die Endauswahl kommen könnten. Schätzungen gehen von 400 Millionen Euro für die Prüfung jedes weiteren Standortes aus, es muss ja nicht gleich wie in Gorleben eine Bergwerks-Infrastruktur aufgebaut werden.

Fakt ist aber, dass es auf Röttgens weißer Endlagerkarte ein dickes rotes Kreuz bei Gorleben an der Landesgrenze von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gibt. Bei zu großen Widerständen andernorts, dürfte immer Gorleben als Option im Hinterkopf sein. Daher wird Röttgen an der Transparenz bei dem Neustart gemessen werden – sein Vorteil: Alle 16 Länder tragen die Weitererkundung Gorlebens mit.

Die Kritiker sagen, Gorleben sei seit 35 Jahren eine Geschichte des Täuschens und Tricksens. Sie halten den Salzstock wegen einer zu geringen Deckgebirgsschicht und Gasvorkommen für zu unsicher, um einen sicheren Verschluss der hochradioaktiven Fracht zu garantieren. Und die Kritiker zweifeln an Röttgens Glaubwürdigkeit, seit an einer neuen Sicherheitsanalyse zu Gorleben der Ex-Vattenfall-Manager Bruno Thomauske federführend beteiligt ist. Sie soll eine Prognose abgeben, ob ein sicheres Endlager hier möglich ist. „Eine faire Entscheidung halte ich nicht für möglich, solange die Regierung an ihren Entscheidungen reihenweise Gorleben-Befürworter beteiligt“, sagt die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl.

Röttgen betont, es sei ein offenes Verfahren mit einem Vergleich der beiden besten Standorte am Schluss geplant. „Es hat niemand die Absicht ein Verfahren zu machen, das eine Scheinlegitimation bedeutet“, sagt er. Mit dem aktuellen Castor-Transport lagern bereits 113 Behälter mit hochradioaktivem Atommüll im Zwischenlager Gorleben, die auf die Endlagerung warten. Könnte der Müll nach jahrzehntelanger Abkühlung nicht im Salzstock für immer entsorgt werden, müsste er wieder für viele Millionen Euro abtransportiert werden. Dann dürfte es an der Castor-Wegstrecke ein ganz neues Bild geben: Jubelnde Wendländer und freie Fahrt statt Sitzblockaden und an Gleise gekettete Menschen.

Lesen Sie die wichtigsten Ereignisse vom Montag im Live-Ticker

22.02 Uhr: Die Strahlung der Castor-Behälter hat nach nach offiziellen Messungen beim Umladen in Dannenberg unter dem Grenzwert gelegen. Die elf Behälter seien beim Umladen vom TÜV Nord und vom Zwischenlager-Betreiber, der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), ausgemessen worden, teilte das niedersächsische Umweltministerium in Dannenberg mit.

Nach Angaben des Ministeriums maß der TÜV an zehn der Behälter in zwei Meter Abstand Strahlendosen zwischen 58 und 64 Mikrosievert pro Stunde. Die von der GNS gemessenen Dosen bewegten sich zwischen 61 und 65 Mikrosievert pro Stunde. Die Strahlung des elften nicht ganz mit Atommüll gefüllten Castors gab der TÜV mit 44 und die GNS mit 45 Mikrosievert pro Stunde an. Die Behälter dürfen beim Transport in zwei Meter Abstand maximal 100 Mikrosievert pro Stunde abgeben.

21.39 Uhr: Die Situation in Laase bleibt angespannt, am Lager "Musentempel" brennen wieder Heuballen. Die Polizei setzt jetzt bis zu zehn Wasserwerfer ein.

21.28 Uhr: Nach rund einer Stunde haben Spezialkräfte der Polizei den Mann und die Frau vom Führerhaus des Tiefladers heruntergeholt und auf die Straße abgeseilt. "Die beiden kamen praktisch aus dem Nichts“, sagte der Sprecher der Polizei, Marco Bussler. Die Polizei hat noch keine Erklärung dafür, wie die beiden Atomkraftgegner durch die Polizeiketten kommen konnten. "Ganz lückenlos kann man das nie machen“, betonte Bussler. Eine gesundheitliche Gefährdung für die Demonstranten sah die Polizei nicht, da sie nicht direkt auf dem Castor-Behälter saßen. Der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg sagte: "Das ist schlitzohrig.“ Er wolle die Aktion nicht verurteilen, da die beiden Castor-Gegner nur auf das Führerhaus und nicht direkt auf den Castor geklettert seien. Er gehe davon aus, dass die Strahlungsbelastung auf dem Dach nicht höher sei, als die für die Fahrer der Zugmaschinen.

20.39 Uhr: Der Castor-Transport ist kurz vor seinem Ziel erneut von Atomkraftgegnern gestoppt worden. Nach Angaben der Polizei kletterten zwei Demonstranten gut fünf Kilometer vor dem Zwischenlager Gorleben auf das Führerhaus des ersten Tiefladers.

19.56 Uhr: Der Castor-Transport hat die Hälfte seiner letzten Etappe bis zum Zwischenlager Gorleben zurückgelegt. Er passierte nach Polizeiangaben am Montagabend Groß Gusborn etwa zehn Kilometer vor dem Atommüll-Zwischenlager. Sollte der Transport nicht mehr aufgehalten werden, könnte er sein Ziel in etwa einer Stunde erreicht haben, sagte der Polizeisprecher.

18.29 Uhr: An der Gorlebener Straße (L 256) bei Laase haben Castor-Gegner Heuballen angezündet. Die Polizei löschte das Feuer unter dem Einsatz dreier Wasserwerfer. In Richtung der Beamten flogen Steine und Flaschen. Polizei setzt Pfefferspray ein. Augenzeugen berichten von einem Verletzten. Drei Demonstranten sollen in Gewahrsam genommen worden sein.

17.45 Uhr: Die Straßen sind geräumt, jetzt hängen die Castor-Gegner in den Bäumen. Nach der Räumung einer großen Straßenblockade von Castor-Gegnern vor dem atomaren Zwischenlager in Gorleben beschäftigen die Polizei noch mindestens zwei Aktivisten. Die Umweltschützer der Organisation "Robin Wood" hingen in Bäumen über der Strecke, die der Transport mit dem Atommüll auf seinen letzten Kilometern zwangsläufig passieren muss.

17.18 Uhr: Der Castor-Transport steht offensichtlich kurz vor seiner Abfahrt. In der Verladestation Dannenberg formierte sich der Konvoi für den Atommüll, berichtete ein Reporter. Hubschrauber stiegen auf. Zuvor hatte die Polizei die Strecke für den Castor-Transport zum atomaren Zwischenlager in Gorleben von Aktivisten freigeräumt und dafür die traditionelle Sitzblockade auf der Zufahrt zum Zwischenlager nach genau einer Stunde gewaltsam beendet. Den elf Behältern mit hoch radioaktiver Ladung standen je nach Route noch bis zu zwanzig Kilometer bis zum Zwischenlager Gorleben bevor.

16.20 Uhr: Die Polizei hat den Kleinlaster mit zwei in einem Betonklotz verketteten Greenpeace-Aktivisten von der Straße geschoben. Die Polizei hob den Betonklotz an und fixierte ihn. Die Aktivisten steckten unterdessen weiter fest, berichtete ein Reporter vor Ort. Die Polizei hat damit begonnen, die letzten zwanzig Kilometer der Straßenstrecke bis ins Atommüll-Zwischenlager Gorleben frei zu räumen. Vor Gorleben saßen unterdessen noch mehrere hundert Umweltschützer auf der Straße. Die Polizei forderte sie bereits zwei Mal auf zu gehen. Die Polizei begann die Castor-Gegner von der Straße zu tragen.

15.39 Uhr: Noch 20 Kilometer Straße trennen den Transport von seinem Ziel im Atommüll-Zwischenlager in Gorleben. Wann der Transport in Gorleben eintrifft, ist noch unklar. Der letzte Streckenabschnitt kann nur auf der Straße zurückgelegt werden. Für die Polizei läuft der Einsatz trotz mehrerer Blockaden weitgehend nach Plan. "Ich denke, dass wir in dieser Umladestation etwa die Halbzeit erreicht haben und nun sehen müssen, wie die zweite Halbzeit spielt“, sagte Lüneburgs Polizeipräsident Friedrich Niehörster.

15.15 Uhr: Mit einer Elektro-Säge und Mini-Flex müssen Polizeibeamte in der Ortschaft Klein Gusborn gegen Atomkraftgegner vorgehen. Mitten auf der Fahrbahn steht ein blauer Greenpeace-Kleinlaster mit Göttinger Kennzeichen quer. Nichts geht mehr zwischen Dannenberg und Gorleben. Auf der Lagefläche des Transporters liegen zwei Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Im Innern eines etwa ein Kubikmeter großen Betonklotzes sind sie miteinander, mit dem Auto und mit der Straße verbunden.

Der Klotz war zuvor durch den Fahrzeugboden auf die Fahrbahn abgelassen worden. Den beiden Aktivisten, ein Mann und eine Frau, ist die körperliche und seelische Anstrengung deutlich anzusehen. Direkt neben den beiden Umweltschützern steht ein Polizeiarzt und beobachtet die Szenerie ebenso wortlos. Die Polizei-Experten suchen nach Lösungen. Sprecher von Polizei und Greenpeace liefern sich einen verbalen Schlagabtausch über die Entstehung der Blockade.

13.25 Uhr: Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) hat den friedlichen Demonstranten gegen die Castor-Transporte nach Gorleben gedankt und Randalierer kritisiert. Er habe Respekt vor den Demonstranten, die besonnen und friedlich seien, und danke ihnen dafür, sagte McAllister am Montag vor einer CDU-Präsidiumssitzung in Berlin. "Umso mehr kritisiere ich diejenigen, die Gewalt gegen Sachen und Menschen ausgeübt haben. Das ist nicht akzeptabel.“

12.41 Uhr: Die Linke im niedersächsischen Landtag hat den Polizeieinsatz beim Castor-Transport scharf kritisiert. Polizisten hätten „überzogen“ und „unverhältnismäßig“ reagiert, sagte die innenpolitische Sprecherin, Pia Zimmermann, am Montag in Hannover. „Das Demonstrationsrecht wird im Wendland mit Knüppeln, Pfefferspray und Wasserwerfern außer Kraft gesetzt.“ Sie selbst habe beobachtet, wie ein Demonstrant von einem Polizeipferd zu Boden gerissen worden sei. Die Linken fordern nun die Unterrichtung des Innenministers über den Polizeieinsatz im Innenausschuss des Landtages.

11.48 Uhr: Unions-Fraktionschef Volker Kauder hat militante Castor-Gegner und die Haltung der Grünen zu den Anti-Atomkraft-Protesten scharf kritisiert. „Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass sogenannte Schotterer Verkehrswege unsicher machen und dass die Grünen sich davon nicht distanzieren“, sagte Kauder am Montag in Berlin. „Das ist ein klarer Eingriff in die Verkehrssicherheit, ein Straftatbestand.“ Es sei „ein unglaublicher Vorgang“, wenn das entsprechende Eingreifen der Polizei kritisiert werde, sagte der CDU-Politiker.

11.08 Uhr: Nach Angaben einer Anti-Atom-Initiative protestieren rund 1000 Menschen mit einer Sitzblockade bei Gorleben gegen die strahlende Fracht aus deutschen Atomkraftwerken.

9.58 Uhr: Aus Protest gegen den Castor-Transport haben Atomkraftgegner von Greenpeace am Montagmorgen mit einem Kleintransporter die Strecke ins Zwischenlager Gorleben blockiert. Sie sollen sich mit dem Fahrzeug auf der Straße zwischen Dannenberg und Gorleben festgemacht haben.

9.14 Uhr: Das Umheben der mit hoch radioaktivem Atommüll beladenen, tonnenschweren Behälter vom Zug auf Tieflader dauert voraussichtlich bis Montagnachmittag. Auf der Strecke nach Gorleben werden Tausende Atomkraftgegner mit weiteren Protestaktionen erwartet.

8.32 Uhr: In der Nacht zu Montag hatte die Polizei die Bahn-Strecke bei Hitzacker kurz vor Dannenberg nach einer mehrstündigen Blockade von Atomkraftgegnern gegen 3.30 Uhr geräumt. Hunderte Demonstranten wurden von den Schienen geholt. Vier Aktivisten der "Bäuerlichen Notgemeinschaft", die mit einer Beton-Pyramide die Strecke versperrten, gaben ihren Widerstand nach Verhandlungen mit der Polizei kurz vor Mitternacht am Sonntagabend auf.

7.02 Uhr: An der Verladestation im niedersächsischen Dannenberg hat am Montagmorgen die Umladung der elf Castor-Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll begonnen.

6.05 Uhr: Nach Gleisblockaden und massiven Protesten von Atomkraftgegnern ist der Castor-Transport am Montagmorgen an der Verladestation im niedersächsischen Dannenberg eingetroffen.

Sonntag, 27. November

22.55 Uhr: Nach rund 15 Stunden haben die vier Atomkraftgegner im niedersächsischen Wendland ihre Blockade des Castor-Transportes aufgegeben. Sie hatten sich etwa zehn Kilometer vor dem Verladebahnhof Dannenberg mit einer Betonpyramide an den Gleisen befestigt. Der Schutz und die Sicherheit der vier Menschen sei nicht mehr gewährleistet, sagte ein Sprecher der Bäuerlichen Notgemeinschaft am Sonntagabend. Wann der Zug nun den Verladebahnhof erreicht, die letzte Zwischenetappe vor seinem Ziel, ist noch offen.

20.30 Uhr: Die Polizei versuchte vergeblich, die Atomkraftgegner mit technischem Gerät von ihrer Betonpyramide zu lösen. Schließlich nahm die Einsatzleitung Verhandlungen mit den angeketteten Castor-Gegnern auf, weil die Polizei sich in zumutbarer Zeit nicht in der Lage sah, die vier zu befreien. Die Beamten befürchten auch, dass die drei Männer und eine Frau durch die Befreiungsversuche zu Schaden kommen könnten. Die Landwirte hatten sich am Sonntagmorgen mit einer komplizierten Konstruktion an die Schienen gekettet. Der mit elf Castor-Behältern beladene Atommüll-Zug hatte deswegen gestoppt.

+++"Nicht die Castoren, die Regierung soll umdrehen"+++
+++ Verletzte beim Gorleben-Protest +++
+++ Das passierte am Freitag +++

18.13 Uhr: Der Castor-Transport legt am frühen Sonntagabend am Bahnhof Dahlenburg eine Pause ein. Etwa neun Kilometer vor massiven Gleisblockaden auf der Strecke nach Dannenberg kam der Zug zum Stehen, berichtete eine dapd-Reporterin vor Ort. In Hitzacker hinter hatten sich vier Aktivisten über eine komplizierte Konstruktion an die Schienen gekettet. Am Bahnhof Dahlenburg waren Polizeiwagen mit Scheinwerfern aufgestellt und Stacheldraht ausgelegt worden. Der Transport hatte dort schon 2010 mehrere Stunden pausiert.

15.30 Uhr: Zwischen gewaltbereiten Castor-Gegnern und der Polizei ist es im Wendland zu schweren Zusammenstößen gekommen. Vermummte Gruppen hätten sich nahe des Bahnhofs Leitstade einen Schlagabtausch mit den Einsatzkräften geliefert, berichtete ein Augenzeuge hundert Meter von der Schienenstrecke im Wald entfernt. Polizisten seien mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen worden, Wurfgeschosse seien auch auf eine Reiterstaffel der Polizei geflogen. Es herrsche eine „diffuse Lage“, sagte ein Polizeisprecher. Ein Journalist am Ort berichtete von gefährlichen Situationen. Die Polizei soll Wasserwerfer in dem Waldgebiet postiert haben.

14.45 Uhr: Der Castor-Transport hat am Sonntagmittag um 14.20 Uhr Lüneburg verlassen und ist auf der "Wendlandbahn" genannten eingleisigen Strecke in Richtung Dannenberg unterwegs.

13.45 Uhr: Der Castor-Transport hat seine Fahrt nach einem 18-stündigen Halt in Maschen bei Hamburg Richtung Gorleben fortgesetzt.

11.30 Uhr: Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth hat das Vorgehen der Polizei bei den Castor-Transporten nach Gorleben scharf kritisiert. "Der Polizeieinsatz ist absolut überzogen. Er ist ein Anschlag auf die Demokratie“, sagte sie am Sonntag beim Bundesparteitag in Kiel. Blockaden seien für sie Ausdruck des zivilen Ungehorsams.

9.34 Uhr: Aus Protest gegen den Castor-Transport haben sich am Sonntagmorgen weitere Atomkraftgegner in Hitzacker an einer Betonpyramide auf der Bahnstrecke angekettet. Sie wollen damit die Fahrt des Atommüll-Zugs blockieren.

8.04 Uhr: Die Gleis-Räumungsarbeiten der Polizei bei Harlingen im Wendland sind am Sonntag nach etwa viereinhalb Stunden gegen 7.30 Uhr beendet worden. Demnach waren zuletzt zwei an die Gleise gekettete Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood gelöst und in Gewahrsam genommen worden.

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Mit Material von dpa, dapd und epd