„Einen Missbrauch im Einzelfall kann ich nicht ausschließen“, sagte Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) im Landtag in Hannover.

Hannover. 85 Prozent der niedersächsischen Betriebe mit Masthähnchen geben ihren Tieren Antibiotika. „Einen Missbrauch im Einzelfall kann ich nicht ausschließen“, sagte Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) am Donnerstag im Landtag in Hannover. Die Zahl geht aus einer landesweiten Erhebung der Landkreise in 82 Hähnchenbetrieben zwischen Oktober und Dezember 2010 hervor. Je enger die Tiere zusammenlebten, desto häufiger bekamen sie die Arznei.

Gemeinsam mit einem Tierarzt sollen die Betriebe mit einem hohen Antibiotika-Einsatz nun dazu aufgefordert werden, eine Strategie zur Reduzierung des Arzneimittels zu erstellen, kündigte Lindemann an. „Wir haben die Veranlassung genauer hinzugucken.“ Unter anderem werde auch geprüft, ob durch Filteranlagen in Ställen Keime abgehalten werden könnten und so Tiere seltener erkrankten.

„Industrielle Massentierhaltung mit hochgezüchteten Tieren in engen Beständen fördert den Antibiotika-Einsatz“, kritisierte der agrarpolitische Sprecher der Grünen, Christian Meyer, in einer Mitteilung. Meyer forderte Lindemann auf, ein Landesregister zu Arzneimitteln in der Tierzucht aufzubauen. Die Fraktion der Linken hatte Lindemann als „Ankündigungsminister“ bezeichnet und auf Niedersachsen als „Massentierhaltungsland Nummer eins“ verwiesen.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hatte am Mittwoch angekündigt, künftig die Melde- und Aufzeichnungspflichten für Antibiotika zu verschärfen. Bislang werden seit Anfang 2011 nur Daten zu Schweinen und Kühen erfasst, nun sollen auch Hühner und Puten hinzukommen.

Erlaubt ist in Deutschland die Antibiotika-Gabe in der Zucht nur zur Behandlung kranker Tiere, nicht aber zur Wachstumsförderung. Nehmen Menschen durch Wurst und Fleisch zu viel Antibiotika zu sich, kann das zur Folge haben, dass das Arzneimittel bei einer Krankheit nicht mehr wirkt. (dpa)