Niedersachsens Landwirte ziehen Erntebilanz: Das Wetter machte uns zu schaffen, dem Gemüse auch.“ Die Maiserträge waren jedoch bombig.

Wehrbleck. Eine wetterbedingt gemischte Bilanz der diesjährigen Ernte zieht die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. „Es gibt Gewinner und Verlierer“, sagte Kammerpräsident Arendt Meyer zu Wehdel am Dienstag in Wehrbleck bei Diepholz. Wegen des zu warmen und zu trockenen Wetters im Frühjahr sei deutlich weniger Raps und Getreide als in den Vorjahren geerntet worden. Allerdings hätten sich im Lauf des Sommers Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais „prächtig“ entwickelt. Eine Rolle habe der Standort gespielt: Auf fruchtbaren Bördeböden seien bessere Erträge erzielt worden als auf sandigen Flächen.

Für auf Gemüse spezialisierte Landwirte sei es wegen der EHEC-Krise ein schwarzes Jahr gewesen. „Die Gemüsebetriebe hat es wie ein Keulenschlag getroffen", sagte Meyer zu Wehdel. Lebensmittelskandale dieses Ausmaßes seien für die betroffenen Landwirte vollkommen neu. Der Verkauf von Tomaten, Gurken und Blattsalaten sei zeitweise vollkommen zum Erliegen gekommen, auch die Preise seien ins Bodenlose gefallen und hätten sich bis heute nur zum Teil erholt. In Niedersachsen seien etwa 700 Betriebe direkt oder indirekt von der EHEC-Krise betroffen gewesen. Von der EU seien 2,9 Millionen Euro an Entschädigungen geflossen. Der tatsächliche Schaden sei aber viermal so hoch.

Mit 5,22 Millionen Tonnen lag nach Kammerangaben der Getreideertrag rund zehn Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Neben dem Wetter habe auch der Flächenrückgang um 6,5 Prozent eine Rolle gespielt. Allerdings erlösten die Landwirte mit durchschnittlich 194 Euro pro Tonne rund sieben Prozent mehr für ihren Weizen als im Vorjahr. Den größten Anteil an der Getreideernte habe nach wie vor der Winterweizen mit rund 3,1 Millionen Tonnen. Die Winterrapsmenge in Niedersachsen belaufe sich auf rund 440 000 Tonnen, das sind 16 Prozent weniger als im Vorjahr und ein Minus von neun Prozent im fünfjährigen Mittel.

Die Anbaufläche für Mais vergrößerte sich um 60 000 auf rund 604000 Hektar. Vor allem der Anbau von Silomais habe um zwölf Prozent zugenommen. Meyer zu Wehdel betonte, dass trotz einer wachsenden Bedeutung des Maises für Biogasanlagen der Silomais nach wie in erster Linie als Viehfutter Verwendung finde. Die Kammer prüfe derzeit Alternativen für Mais als Energieträger für Biogasanlagen, darunter Hirse und Sonnenblumen.

Wegen der vielen großen Knollen kommt die diesjährige Kartoffelernte vor allem den Pommes frites-Herstellen zugute. Die geerntete Menge stieg um 18 Prozent auf rund 5,4 Millionen Tonnen. Mit 115 000 Hektar bleibt laut Landwirtschaftskammer Niedersachsen Deutschlands Kartoffelregion Nummer eins. Allerdings sorgte die gute Knollenernte für sehr stark fallende Erzeugerpreise. Für 100 Kilogramm Kartoffeln bekomme ein Landwirt dieses Jahr mit 8,30 Euro im Schnitt 54 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. (dpa)