Ein Haar aus dem Hotelbett des tot aufgefundenen Politikers Barschel verschwand aus der Asservatenkammer. Juristisches Nachspiel droht.
Kiel/Berlin/Lübeck. Das Verschwinden eines Haares, das im Todesfall Uwe Barschel möglicherweise ein wichtiges Beweismittel sein könnte, hat ein juristisches Nachspiel. Freya Barschel, die Witwe des 1987 gestorbenen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten, will Strafanzeige gegen die Lübecker Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Strafv ereitelung im Amt stellen. Ihr Anwalt Justus Warburg bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der Zeitung „Die Welt“.
Die Anzeige im Auftrag der Familie gehe noch am Mittwoch raus, sagte Warburg. Die Zeitung zitiert ihn mit den Worten: „Offenbar haben Beamte von Polizei oder Justiz in Lübeck einen wichtigen Beweis verschwinden lassen.“
„Wenn die Strafanzeige bei uns eingeht, werden wir sie prüfen und auch unsere vorgesetzte Behörde darüber informieren“, sagte der Pressesprecher der Lübecker Staatsanwaltschaft, Günter Möller, am Mittwoch. Erst am Tag zuvor hatte er eingeräumt, dass ein 1987 in Barschels Zimmer im Genfer Hotel „Beau Rivage“ sichergestelltes Haar aus der Asservatenkammer der Behörde verschwunden ist. Das Haar, das nicht von Barschel stammt, sollte im Landeskriminalamt in Kiel einer DNA-Analyse unterzogen werden.
Der CDU-Politiker und ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident war am 11. Oktober 1987 nach einem politischen Skandal und seinem Rücktritt tot in seinem Genfer Hotelzimmer gefunden worden. Ob es Mord oder Selbstmord war, konnte bis heute nicht abschließend geklärt werden. (dpa)