Nach der brutalen Beißattacke von zwei Schäferhunden bei Hannover ermitteln die Beamten weiter. Hells-Angels-Chef bedauert Vorfall.

Wedemark/Hannover. Nach der brutalen Beißattacke von zwei Schäferhunden bei Hannover prüfen die Ermittler, ob sich der Besitzer der Tiere der schweren oder nur der fahrlässigen Körperverletzung schuldig gemacht hat. Solange nicht feststehe, wie genau die Hunde von dem streng bewachten Grundstück des hannoverschen Rocker-Chefs Frank Hanebuth gelangten, könne sich das eingeleitete Strafverfahren ändern, sagte ein Beamter am Sonnabend. "Es ist noch die Frage, ob man da einen Vorsatz sehen kann.“ Hanebuth entschuldigte sich unterdessen in einem Zeitungsinterview öffentlich bei den Angegriffenen.

Am Donnerstagabend hatten die beiden freilaufenden Tiere in der Wedemark nördlich von Hannover insgesamt fünf Menschen angefallen, zwei von ihnen wurden durch die Bisse schwer verletzt. "Es ist ein Riesenunglück. Ich bedauere das sehr, was mit den Opfern geschehen ist“, sagte Hanebuth in dem Interview, das er der "Neuen Presse“ gab. "Ganz klar ist, dass ich mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, Verantwortung für den Vorfall übernehme.“

Nach einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Sonanbend) erwartet der Anwalt Hanebuths, dass gegen seinen Mandanten nur wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt wird. Ein Vorsatz sei nicht erkennbar. Denkbar ist aber auch ein Verfahren wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung durch Unterlassen.

Gegen den 46 Jahre alten Besitzer waren bereits tags zuvor Ermittlungen aufgenommen worden. Er hatte sich am Freitagmorgen selbst bei der Polizei gemeldet. Zum Zustand der beiden schwer verletzten Opfer konnten die Beamten am Sonnabend keine neuen Angaben machen. "Sie werden weiter behandelt“, hieß es.

Die Schäferhunde hatten zunächst einen 33 Jahre alten Fußgänger attackiert. Als ein 38-Jähriger zur Hilfe eilen wollten, bissen sie auch ihn. Kurze Zeit später sah eine 44 Jahre alte Autofahrerin, die mit ihren Kindern unterwegs war, die Tiere an der Straße entlanglaufen. Sie wollte nach ihnen sehen und stieg aus dem Auto. Daraufhin sprangen die Tiere sie an und verletzten die Frau schwer - ebenso wie einen 68 Jahre alten Autofahrer, der ihr helfen wollte.

Nachdem Polizisten die Tiere erschossen hatten, wurden die Kadaver zur Untersuchung zu einem Tierarzt gebracht. Zwar hatten die Hunde nach Polizeiangaben einen Chip. Allerdings waren die Chipnummern nicht bei den örtlichen Behörden registriert.

Die Tierschutz-Organisation Peta forderte angesichts des Angriffs erneut die bundesweite Einführung eines Hundeführerschein für jeden Halter. Er ist in Niedersachsen von 2013 an für neue Hundebesitzer vorgeschrieben, die bisher kein Tier hatten.

Hanebuth sagte, er sei "entsetzt und schockiert“ über das, was geschehen sei. Die Hunde seien von Trainern ausgebildet worden und hätten zuvor nie jemanden angegriffen. "Das waren keine Bestien.“(abendblatt.de/dpa)