Die Branche rechnet mit Verlusten bist zu 50 Millionen Euro, die nicht mehr aufzuholen seien. Schlechtwetterangebote waren hingegen überfüllt.

Kühlungsborn. Das miserable Sommerwetter hat der erfolgsverwöhnten Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern nach ersten Schätzungen Verluste von bis zu 50 Millionen Euro beschert. Mit rund zehn Millionen Übernachtungen im Juli und August seien im Vergleich zum Vorjahr mindestens 500.000 Übernachtungen weniger registriert worden, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) am Donnerstag in Kühlungsborn (Kreis Bad Doberan). Die Verluste werden kaum mehr aufzuholen sein, Juli und August seien nun mal die stärksten Monate.

Doch schnelle Hilfe stellte Seidel nicht in Aussicht. Es gebe keinen Topf wie bei den Bauern, um das auszugleichen. Die Betriebe könnten aber mit Bürgschaften oder Darlehen des Landes rechnen.

Probleme bereitet schon heute der Gedanke an die kommende Saison. Denn Menschen mit Erinnerung an „Wasser bis zum Knie“ wollten das im kommenden Jahr kaum noch mal erleben, sagte der Minister. Deshalb werde ab Herbst die Kampagne „Mecklenburg-Vorpommern schenkt Ihnen einen Tag“ gestartet. Daran werden sich Hotels und Pensionen mit Arrangements beteiligen, bei denen Gäste einen Tag länger bleiben dürfen als sie bezahlen. Bis zu 250.000 Euro wolle das Land sich diese Marketingstrategie kosten lassen.

Vor allem die Spontanurlauber fehlten im Regensommer 2011, waren sich die Touristikexperten einig. Davon waren besonders Campingplätze betroffen. Gerd Scharmberg vom Vorstand des Landescampingverbands rechnete bei manchen Plätzen mit Rückgängen der Übernachtungszahlen von mehr als 30 Prozent und teilweise von Verlusten im „oberen sechsstelligen Bereich“. Die Schäden durch das permanente Hochwasser auf den Campingplätzen, beispielsweise an Bäumen, seien da noch nicht berücksichtigt. Ebenso wenig wie die Kaufkraftverluste für die Regionen um die Campingplätze.

Nach Worten der Präsidentin des Landestourismusverbands, Silvia Bretschneider, haben nur 12 Prozent der Gastgeber im Land in einer Verbandsumfrage angegeben, dass sie von den Wetterkapriolen nicht betroffen seien. Dagegen erwarteten 47 Prozent eine schlechtere Auslastung als im Vorjahr. Auch die Vorhersagen für die Nachsaison seien eher pessimistisch. Zudem liege die Zahl der Vorbuchungen für 2012 unter denen des Vorjahres.

Ein weiteres Resultat des Sommers 2011 seien mehr unzufriedene Gäste, sagte Bretschneider. Es habe mehr Reklamationen und auch schlechtere Beurteilungen gegeben. Dorn im Auge der gestressten Urlaubsgäste war vor allem die mangelhafte Verkehrsinfrastruktur bei den Zu- und Abfahrten zu den Inseln Rügen, Usedom oder auch nach Fischland-Darß-Zingst. Neue Verkehrskonzepte müssten her, forderte Bretschneider. Der Flug- und Bahnverkehr müsse ausgebaut werden.

Eine weitere wichtige Konsequenz sei der dringend notwendige Ausbau der Schlechtwetterangebote. Deren Zahl reiche noch lange nicht aus. In diesem Sommer hätte das Ozeaneum in Stralsund teilweise 13.000 Besucher pro Tag gehabt, aus dem Müritzeum mussten laut Seidel manchmal Leute herausgeführt werden, weil sie innen keine Luft mehr bekamen. Dehoga-Präsident Guido Zöllick brachte die Misere auf den Punkt. „Wenn man eineinhalb Stunden am Spaßbad ansteht, dann ist der Spaß vorüber, bevor er los geht.“