Ob Sylt oder Lübecker Bucht: Die Gäste rollen aus der ganzen Republik in den Norden, obwohl der Sommer bislang kaum zum Strandurlaub taugt.
Kiel/Lübeck/Damp. Hochsommer im Norden: Regenschauer und 16 Grad erwarten die Urlauber dieses Wochenende im Land zwischen den Meeren. Das Tourismus-Barometer steht trotzdem auf „schön“, denn die Gäste sind schon in Scharen da oder kommen spätestens jetzt. Viele tausend Rheinländer und Westfalen steuern Nord- und Ostsee an. Die Gäste aus dem bevölkerungsstärksten Bundesland werden mit dem dortigen Ferienbeginn zwischen List und Lübeck die Kassen klingeln lassen; nur Bayern und Baden-Württemberg haben dann noch Schule. Ob Sylt oder Lübecker Bucht – vom Wetter lassen sich keine Urlauber abschrecken, nur Tagesgäste bleiben aus und Strandkörbe leer. „Schietwetteralternativen“?: Spaßbäder, Indoor-Parks, Kinos, Museen.
Die Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein erwartet zwei Prozent mehr Gäste und Übernachtungen als im Vorjahr. „Wer Urlaub bei uns im Norden macht, packt in der Regel wetterfeste Kleidung mit ein“, sagt Sprecherin Sabine Natebus. Die Gesamtsaison werde zumindest das sehr gute Vorjahresniveau erreichen, sagt Geschäftsführer Moritz Luft von Sylt Marketing. Jeder dritte Sylt-Urlauber ist aus NRW. 60 Prozent davon sind Stammgäste. Das Erlebnisbad Sylter Welle, Naturzentren, Musicalworkshops und das Meerkabarett in Rantum versprechen Abwechslung bei Regen.
Die Lage an der Ostsee
An der Lübecker Bucht machen Gäste aus NRW bis zu 40 Prozent am Gesamtaufkommen aus – und werden entsprechend sehnsüchtig erwartet. „Bei uns herrscht seit 9. Juli Hochsaison-Feeling, doch die Nordrhein-Westfalen setzen das Sahnehäubchen drauf“, sagt der Tourismusdirektor von Grömitz, Olaf Dose-Miekley.
Kollege Christian Jaletzke in Timmendorfer Strand bilanziert ein zweistelliges Plus bei Kurabgabe und den Übernachtungsprovisionen. 5,4 Millionen Tagesgäste und 1,4 Millionen Übernachtungen können es werden. Jaletzke: „Das wären 15 Prozent mehr Übernachtungen als 2010“. Travemünde rechnet mit einem leichten Plus, Fehmarn hat die gleiche Buchungslage wie 2010. Die Ostsee-Insel bietet auch bei schlechtem Wetter einiges: „Vom Erlebnishafen Burgstaaken über das Spaßbad am Südstrand bis zum Ausflug rüber nach Dänemark gibt es viele Möglichkeiten“, sagt Tourismusdirektorin Imke Bolle. „Aber auf Fehmarn scheint die Sonne viel häufiger als auf dem Festland.“
Auch in Damp an der Ostsee sieht es so gut aus wie letztes Jahr, die Unterkünfte sind fast ausgebucht. Schlechtwetter-Varianten bieten Musicalshows, Klettern und Skaten im Fun- und Sportcenter sowie das Schwimmbad Aqua Tropicana.
„Wir haben mehr Urlauber als letztes Jahr“, berichtet Bernadette McMahon-Rupp von der größten Ferienwohnungs-Vermittlung in Laboe bei Kiel. „Selbst wenn der eine oder andere wegen des Wetters stornieren würde, hätten wir genug Anfragen von Leuten, die die Wohnungen gerne nehmen würden.“ Dieses Wochenende kommen 90 Prozent der neu anreisenden Gäste aus NRW.
Im Ferienzentrum Weißenhäuser Strand sind zur Hauptsaison seit Monaten alle Betten belegt, eine Rekordsaison zeichnet sich ab. „Wir hatten letztes Jahr das beste Ergebnis unserer Unternehmensgeschichte und erwarten, dass es dieses Jahr noch einmal deutlich besser wird“, sagte Geschäftsführer Töns Haltermann.
So sieht es an der Nordsee aus
„Wir sind voll“, sagt Frank Timpe von Amrum Touristik. Die Nordsee-Insel ist auf Vorjahreskurs. Erst ab Mitte August gibt es ein paar Buchungslücken. Jeder vierte Amrum-Gast reist aus NRW an. „Kindern ist das Wetter egal, wenn sie nur buddeln können“, sagt Sandra Lessau von Föhr Tourismus. Bei Regen locken ein Fun Park, Kreativwerkstätten mit Basteln und Kochen oder eine Kinder-Uni. Wenn Sonnabend die Nordrhein-Westfalen anstürmen – von dort ist jeder fünfte Urlauber – fährt die „Friesische Karibik“ groß auf: Frauen in Trachten empfangen die Gäste am Hafen, die Kurkapelle spielt südamerikanische Musik, und es werden Baby-Bananen verteilt.
„Die Buchungslage ist super“, freut sich Werner Domann von der Tourismuszentrale St. Peter-Ording. Auch Büsum ist zufrieden. Nur Campingplätze verzeichnen weniger Anreisen und kürzere Aufenthalte. (dpa)