Die trockengelegte Mellnitz-Üselitz Wiek wird renaturiert. Tieflandgebiet soll 80 Jahre nach dem Bau eines Deiches wieder durchnässt werden.

Mellnitz. Etwa 80 Jahre nach dem Bau eiens Deiches und der Inbetriebnahme eines Schöpfwerkes wurde am Freitag im Süden der Insel Rügen damit begonnen, ein riesiges Tieflandgebiet zu fluten. Die frühere Mellnitz-Üselitzer Wiek bei Poseritz solle auf einer Fläche von 124 Hektar wieder vernässt werden, teilte Mecklenburg-Vorpommern Verkehrsministerium mit. Das Projekt, das etwa drei millionen Euro kostet, soll als ökologischer Ausgleich zum Bau der Rügenbrücke dienen. Diese war vor fast vier Jahren fertiggestellt worden.

Mit dem Kommando „Wasser marsch!“ wurden die beiden Fluttore des zwölf Meter breiten Wehres an der Puddeminer Wiek geöffnet. Nach Angaben von Ökologen wird die Flutung mehrere Tage dauern. Mit der Wiedervernässung ehemaliger Moor- und Röhrichtgebiete soll sich eine artenreiche Landschaft mit Kranichschlafplätzen entwickeln. Das insgesamt 240 Hektar große Renaturierungsgebiet könnte so zum Nahrungs- und Rückzugsgebiet vieler Rast- und Zugvögel werden und Lebensraum für selten gewordene Neuntöter, Braunkehlchen und Heidelerchen werden.

Bauleiter Günther Bergmann sagte, für das Projekt seien 500 Kubikmeter Beton verbaut, zwei neue Schöpfwerke errichtet und 3,5 Kilometer Wasserleitungen verlegt worden. Die beiden Fluttore werden je nach Wasserstand automatisch gesteuert. Sie sollen bei einem Wasserstand von plus minus 30 Zentimeter den Wasseraustausch mit den umliegenden Küstengewässern regulieren. Damit wird die an ihrer tiefsten Stelle maximal zwei Meter messende Mellnitz-Üselitzer Wiek mehr als dreimal so groß sein wie im preußischen Urmesstischblatt von 1830 verzeichnet.

Mit der Schaffung neuer Feuchtraumbiotope erwartet der beschauliche Inselsüden zugleich einen touristischen Aufschwung. So entstand in Mellnitz bereits ein neues Feriendorf mit 32 reetgedeckten Einfamilien- und Ferienhäusern. Die künftigen Wassergrundstücke seien schon jetzt sehr begehrt, sagte Investorchef Willi Kempf. Im Umbau befindet sich auch das frühere Herrenhaus Üselitz. Das Renaissance-Anwesen mitten im Flutungsgebiet, das seit Jahrzehnten nur noch ein Ruinendasein fristet, wird nun wieder zu einer Art Wasserburg, die nur über einen Damm erreichbar ist. Investor Peter Welbergen will in dem Gutskomplex acht neue Wohnungen anlegen.