Dank Elektromotor sollen kilometerlange Radwege auch von älteren Menschen gemeistert werden. Das „Pedelec“ kann es möglich machen.

Boltenhagen/Büchen. Himmelblau und spritzig, mit tiefer gelegtem Einstieg und gut gepolstertem Sattel kommt es daher, das Fahrrad für ältere Semester. In Mecklenburg-Vorpommern, nach Erhebungen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) die beliebteste Radreiseregion Deutschlands, wollen Touristiker auch damit Senioren anlocken. „Elektro-Mobilität“ heißt das Schlagwort. Mit „Pedelecs“ – von E-Motoren unterstützten Zweirädern – falle das Radfahren deutlich leichter, sagte Melanie Jeschke vom Verband Mecklenburgischer Ostseebäder am Dienstag in Boltenhagen (Nordwestmecklenburg). Ein Netzwerk für E-Bike-Verleiher solle entstehen. Die neue Generation von Elektro-Bikes können laut Hersteller mit und ohne unterstützendem Motor gefahren werden – je nach Kondition des Radlers. In Büchen am Elbe-Lübeck-Kanal (Herzogtum Lauenburg/Schleswig-Holstein) arbeitet seit zwei Jahren ein regionaler Produzent. „Die Idee kommt aus China“, erklärte Niki Nitschke von der Wondervelo GmbH. „Wir haben neue Räder für den europäischen und amerikanischen Markt konstruiert und montieren Pedelecs aus deutschen und asiatischen Teilen.“

Spezielle Regionen-Serien kommen dieses Frühjahr auf den Markt: Ein wasserblaues Hollandrad für Mecklenburg-Vorpommerns Ostseeküste, ein leuchtend lilafarbenes für die Lüneburger Heide (Niedersachsen) und ein gras-grünes Westfalenrad. „Wir erhoffen uns viel von den Partnern vor Ort“, sagte Innendienstchef Nitschke. Nicht nur Verleiher in Kommunen, Hotels, Häfen und auf Campingplätzen sollen gewonnen werden, sondern auch Käufer. Ziel sei der Marktdurchbruch in Europa. Auch für Jüngere sei das E-Bike gedacht – für lange oder schwierige Strecken. Eine Akkuladung reiche für 80 bis 100 Kilometer motorunterstütztes Radeln.

Auch der Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte plant vielfältige E-Bike-Angebote ab dieser Saison. Das Prinzip des Radelns soll aber auf jeden Fall erhalten bleiben. „Wir wollen nur Räder fördern, bei denen sich der E-Motor einschaltet, wenn man einen Berg hinauffährt oder stark in die Pedalen treten muss“, sagte Verbandsgeschäftsführerin Andrea Nagel. Elektroräder, die ausschließlich mit Motorkraft funktionierten, seien etwa im Müritz-Nationalpark gar nicht zugelassen. In Mecklenburg-Vorpommern nutzt laut ADFC-Umfragen fast die Hälfte der Urlauber gelegentlich das Fahrrad. Jeder siebte Tourist tritt ausschließlich in die Pedalen, um Küste, Inseln und Seenlandschaft zu erkunden. Beliebteste Strecke in Deutschland ist der Elberadweg, der von Cuxhaven bis nach Tschechien führt und dabei mit Boizenburg und Dömitz auch Mecklenburg-Vorpommern streift. Der Ostseeküsten-Radweg landete nach Main-, Weser- und Rhein-Radweg auf Rang fünf der Beliebtheitsskala. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) und ADFC mahnen indes den Ausbau von Rad- und Wanderwegen im Nordosten an.