Gorleben sei die einzige Möglichkeit für solche Transporte. Minister Norbert Röttgen macht deshalb wenig Hoffnung auf einen Castor-Stopp.

Hannover. Ein Ende der Castor-Transporte nach Gorleben scheint nicht in Sicht. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat Niedersachsens Landesregierung wenig Hoffnung auf einen Stopp des Castor-Transports ins Zwischenlager Gorleben in diesem Jahr gemacht. Der CDU-Politiker diskutierte am Dienstag mit der Landesregierung in Hannover über die Energie- und Atompolitik. Dabei kündigte Röttgen auch an, dass er einen 100-Millionen-Fonds als Ausgleich für das Atommülllager Schacht Konrad in Salzgitter in diesem Jahr unter Dach und Fach bringen will.

Niedersachsen trägt mit mehreren Atomendlager-Projekten bundesweit besonders große Lasten. Beim Ausbau erneuerbarer Energien gilt das Bundesland als Energieland Nummer eins. Die Landesregierung hofft, dass Niedersachsen von einem erneuten Castor-Transport aus dem französischen La Hague ins ZwischenlagerGorleben verschont bleiben kann. Röttgen sagte allerdings, für diesen Atommüll-Transport gebe es in Deutschland nur ein genehmigtes Zwischenlager, das sei in Gorleben. „Es gibt auch keine Alternative für den Aufbewahrungsort.“ Zugleich betonte er, dass es sich um den letzten Castor-Transport aus La Hague handle. Deutschland ist rechtlich verpflichtet, den Müll aus deutschen Atomkraftwerken von Frankreich zurückzunehmen. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass Röttgen uns eine Atompause verschafft“, sagte die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg und kündigte Proteste an. Röttgen düpiere damit führende Parteifreunde in Niedersachsen, die den hochaktiven Müll lieber bei den kraftwerksnahen Zwischenlagern gesehen hätten. Im vergangenen November war der langwierigste und wohl teuerste Castor-Transport nach Gorleben gerollt. Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister hatte sich daraufhin bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) für einen Stopp der Transporte eingesetzt.

McAllister wollte am Dienstag noch nicht von einer Entscheidung für den Castor-Transport sprechen. Die Bundesregierung prüfe mögliche Alternativen. Diese Prüfungen seien weitestgehend abgeschlossen, über ein Ergebnis werde er dann auch unterrichten. Die Linke kritisierte, McAllister „eiere herum“. Bei dem umstrittenen Endlager-Vorhaben imSalzstock in Gorleben appellierte Röttgen an die Bevölkerung im niedersächsischen Wendland, sich einem Dialog nicht zu verweigern. Die schwarz-gelbe Bundesregierung lässt den Salzstock in Gorleben als mögliches Endlager für hoch radioaktiven Müll erkunden. Atomkraftgegner fordern, das Vorhaben endgültig aufzugeben. Sie haben das Angebot zum Dialog bislang abgelehnt. Am Montag (14.) will Röttgen seine Pläne zur Beteiligung der Bevölkerung in einer Sitzung des Kreistags Lüchow-Dannenberg präsentieren. Die Bürger sollen selber Experten zur Begleitung des Endlager-Projekts vorschlagen. Die Umweltorganisation Greenpreace und Anwohner kündigten am Dienstag an, sie wollten gegen den „Weiterbau“ des atomaren Endlagers vor Gericht ziehen. Röttgen versicherte, es sei noch völlig offen, ob der Salzstock als Atomendlager geeignet sei. Er garantiere die Ergebnisoffenheit des Verfahrens. „Ich kenne dieEignung Gorlebens noch nicht“, sagte Röttgen. Der Salzstock müsse weiter untersucht werden. Den unter der Rot-Grünen Bundesregierung vereinbarten Erkundungsstopp nannte Röttgen „feige“. Die Verhandlungen für einen Salzgitter-Fonds als Ausgleich für das genehmigte Atomendlager Schlacht Konrad sollen in diesem Jahr abgeschlossen werden. „Für den Bund ist es klar, dass es diese Stiftung geben soll. Wir sind auf einem absolut guten Weg“, sagte Röttgen. Die Salzgitter-Stiftung soll gemeinnützige Projekte in der Region finanzieren. Atomwirtschaft und Bund sollen über 35 Jahre insgesamt 100 Millionen Euro einzahlen. Die Verhandlungen mit dem Bund über einen solchen Fonds laufen seit 2008. Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU) hatte in der vergangenen Woche angekündigt, er rechne im März mit einer Entscheidung. (dpa)