Weitere Abbrüche und Ertrutsche drohen bis ins Frühjahr hinein. Die Gefahrenzone soll nach Gutachten nun neu berechnet werden.

Göhren/Sassnitz. Nach der Begutachtung von Steilküstenhängen auf der Insel Rügen warnen Geologen vor weiteren Abbrüchen und Erdrutschen. In Sassnitz, an der Kreideküste, bei Mukran und Göhren trete noch immer Wasser aus den Abbruchstellen, sagte der Geologe Karsten Schütze vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie am Dienstag in Sassnitz. Die Hänge seien unterschnitten, es müsse mit weiteren Nachrutschungen und Abbrüchen bis ins Frühjahr hinein gerechnet werden. Da das Kliff im nördlichen Sassnitz bebaut ist, sprach sich der Geologe für ein Standsicherheits- und Baugrundgutachten aus. Die potenzielle Gefahrenzone müssten neu berechnet werden.

Der Anwohner Richard Daase warf den Behörden auf Rügen Untätigkeit vor. Er hatte vor 33 Jahren sein Haus gebaut, das nun rund 30 Meter von der Abbruchkante entfernt steht. „Ich weiß nicht, wie lange ich noch sicher bin“, sagte er. Er forderte, den Böschungswinkel des Steilhanges abzuflachen, den Hang zu bepflanzen und ihn damit zu stabilisieren. Die Bauaufsichtsbehörde werde noch einmal Prüfungen vor Ort vornehmen, teilte der Landkreis auf Anfrage mit. Nach bisherigen Erkenntnissen stehe das Haus nicht im Gefährdungsbereich.

Die Geologen hatten Montag und Dienstag Messdaten zu den Küstenabbrüche aufgenommen. Die Daten fließen in das Geo-Gefahrenkataster des Landes ein. Hauptgrund für die Häufung der Kliffabbrüche seien die vielen Niederschläge seit Herbst und das Anfang Januar einsetzende Tauwetter, erklärte Schütze. Aber auch die Bebauung der Steilküste sowie die zunehmende Zahl der Nutzer werden für die Abbrüche mitverantwortlich gemacht. „Wir empfehlen, nicht an der Kliffkante zu bauen, sondern sich langsam von dort zurück zu ziehen.“ Der Küstenrückgang sei ein natürlicher Prozess, den man nicht aufhalten könne. Auch am Hohen Ufer auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst war es nach Angaben des Umweltamtes zu Steilküstenabbrüchen gekommen.