Mitte Dezember wird entschieden, ob Masterstudierende zusätzlich ein Diplom erhalten können. Der Gesetzentwurf wird kritisiert.
Berlin/Schwerin. Die geplante Wiedereinführung des Diploms an Mecklenburg-Vorpommerns Hochschulen stößt bei der deutschen Wirtschaft auf heftige Kritik. Dies wäre ein „Schritt hin zum Flickenteppich der Qualifikationen“, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände an die Fraktionen im Schweriner Landtag. Unterzeichnet ist der Brief vom Personalvorstand der Telekom, Thomas Sattelberger, und Peter Clever von der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung.
Der Landtag in Schwerin entscheidet Mitte Dezember über den Gesetzentwurf. Er sieht vor, dass künftig Absolventen von Masterstudiengängen auf Wunsch zusätzlich ein Diplomzeugnis erhalten können. Dieser Wunsch sei vor allem aus den Ingenieurswissenschaften gekommen, hieß es.
Große Zustimmung zu diesem Plan äußerte die Vereinigung der neun führenden Technischen Hochschulen in Deutschland, die „TU9“, die sich seit längerem für den Erhalt des akademischen Grades „ Diplom- Ingenieur“ einsetzt. Geschäftsführer Venio Piero Quinque n Berlin: „Wir finden den Entwurf prima.“ Werde das Gesetz so beschlossen, verschaffe Mecklenburg-Vorpommern seinen Hochschulen einen enormen Standortvorteil. Nach Worten Quinques drängt die Zeit für Korrekturen: Sonst würden durch die Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge vom kommenden Sommer an bundesweit erstmals größere Zahlen an Studenten ihr Studium nicht mehr mit dem Grad Diplom-Ingenieur abschließen können.
Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände befürchtet, dass durch eine Kopplung von Master und Diplom der Bachelor, der in der Regel nach sechs Semestern abgelegt wird, zum „halben Diplom“ abgewertet werden könnte, das nicht wirklich zum beruflichen Einsatz befähige. Das würde die Arbeitsmarktchancen der Bachelor-Absolventen gefährden und sei nicht im Interesse vor allem kleinerer und mittlerer Unternehmen, heißt es in dem Schreiben.
Der CDU-Hochschulpolitiker André Specht verteidigte das Vorhaben. Er könne kein Problem darin erkennen, Marken wie Dipl.-Ing. oder Dipl.-Kaufmann zu erhalten. „Ob das langfristige Relevanz entfaltet und die Studenten wirklich die Anträge stellen, wird die Zeit zeigen“, sagte er in Schwerin. Die vor einigen Jahren im Zuge des sogenannten Bologna-Prozesses eingeführte Studienstufung mit Bachelor und Master bleibe unangetastet. „Wir bekennen uns zu Bologna“, sagte Specht.
Lob bekamen die Regierungsparteien SPD und CDU für ihren Vorstoß auch von der Fakultät Maschinenbau und Schiffstechnik der Universität Rostock. In einem Brief an alle Landtagsabgeordneten schreibt Dekan Egon Hassel zum Thema Diplom: „Die Politik von SPD und CDU zeigt, dass sie die berechtigten Wünsche der jungen Leute ernst nimmt und darauf positiv reagiert.“