Der Atommüll soll schon am 16. Dezember ins Zwischenlager bei Greifswald gebracht werden. Grüne und Linke planen Demos.

Schwerin. Der für dieses Jahr erwartete Castortransport nach Lubmin bei Greifswald soll am 16. Dezember erfolgen. Wie die „Ostseezeitung“ (Dienstagausgabe) unter Berufung auf führende Mitglieder der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern berichtete, werden die vier Behälter mit Atommüll in einem Monat aus Frankreich ins atomare Zwischenlager Nord (ZLN) bei Greifswald transportiert. Atomkraftgegner waren bislang davon ausgegangen, dass die Anlieferung zwischen dem 21. und 23. Dezember erfolgt. Die Grünen hatten für den 18. Dezember in Greifswald zu einer Großdemonstration gegen den Castortransport aufgerufen. Eine Sprecherin des Innenministeriums wollte sich nicht zu dem in der Zeitung genannten Termin äußern.

Die Behälter kommen aus der Wiederaufarbeitungsanlage im südfranzösischen Cadarache. Das Material stammt aus dem mit einem Kernreaktor ausgestatteten und 1979 stillgelegten Frachter „Otto Hahn“ in Geesthacht sowie dem ehemaligen Nuklearforschungszentrum Karlsruhe. Im Frühjahr 2011 ist die Überführung von fünf Castorbehältern nach Lubmin geplant.

Derweil will auch die Landtagsfraktion der Linken die Proteste gegen die bevorstehenden Atomtransporte ins ZLN vorantreiben. Fraktionschef Helmut Holter kündigte für den 7. Dezember eine Fraktionssitzung „vor Ort“ an. Wie die Aktion genau aussehen wird, wollte Holter nicht verraten. „Es wird eine Manifestation auf der Straße geben“, sagte er. Der Transport umfasst vier Behälter mit Brennstäben des Forschungszentrums Karlsruhe sowie des Atomforschungsschiffes „Otto Hahn“. Auf Antrag der Linken befasst sich der Landtag am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde mit der Zukunft des Standortes und der Atompolitik des Bundes.

„Wir haben die große Sorge, dass das Zwischenlager schleichend zu einem Endlager wird“, sagte Holter. Der Landesregierung warf er vor, sie unternehme nicht genug gegen die Transporte. Unter Rot-Rot habe der damalige Umweltminister Wolfgang Methling (Linke) gegen diese Pläne geklagt. Zwar habe er vor Gericht verloren, aber: „Er hat das gebotene Maß an Widerstand gezeigt“, so Holter. Die Linksfraktion werde die Landesregierung zudem auffordern, sich der Verfassungsklage gegen die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke anzuschließen.

SPD-Fraktionschef Norbert Nieszery stellte klar, dass eine Vereinbarung aus den neunziger Jahren vorsehe, dass bei Lubmin auch Atommüll aus Forschungsanlagen des Bundes zwischengelagert werden dürfe. Der Großteil des dort untergebrachten Mülls stammt aus den abgebauten DDR-Kernkraftwerken Greifswald und Rheinsberg. Nieszery betonte, dass er die unbegrenzte „Pufferlagerung“ von Atommüll dort ablehne. „Das kommt nicht in Frage, sonst haben wir ein Zwischenendlager.“

Nach Überzeugung der CDU ist die Sorge um eine zeitliche Ausdehnung der Atommülllagerung in Mecklenburg-Vorpommern unbegründet. „Klar ist, dass das Zwischenlager Nord bei Lubmin niemals ein Endlager für radioaktives Material sein wird“, betonte der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Harry Glawe. Der oppositionellen Linken warf er vor, mit „einer weit an der Wahrheit vorbeigehenden Polemik“ die Menschen zu verunsichern.