Die fünfte Jahreszeit hat begonnen. Am 11.11. übernahmen die Narren in Hannover, Rostock und der Hochburg Braunschweig das Kommando.

Braunschweig. Die Narren sind wieder da: Pünktlich um 11.11 Uhr haben die Karnevalisten am Donnerstag auch in Niedersachsen wieder das Regiment übernommen. In Norddeutschlands Karnevalshochburg Braunschweig begann die sogenannte fünfte Jahreszeit traditionell mit einem Empfang der Stadt für die drei Karnevalsgesellschaften im Altstadtrathaus. In Osnabrück haben Karnevalsgesellschaften Oberbürgermeister Boris Pistorius (SPD) zu einem „Pumpernickel-Frühstück“ in ein Hotel eingeladen. Im kleinen, aber genauso närrischen Ganderkesee gab es einen Empfang.

„In vielen Orten werden auch erst am Samstag die Rathäuser gestürmt“, berichtete Martin Weber vom Karnevalsverband Niedersachsen. Der Karneval ist im weitestgehend protestantisch geprägten Niedersachsen zwar längst nicht so präsent wie etwa im katholischen Rheinland. Doch auch im Norden wird Karneval gefeiert.

So legten die Braunschweiger Karnevalisten pünktlich ihre Orden an und setzen die Kappen auf. Oberbürgermeister Gert Hoffmann (CDU ) übergab ihnen symbolisch Stadtsäckel und Rathausschlüssel. Es folgte sofort die erste Amtshandlung der Narren: Der neue Prinz wurde proklamiert. Während der Karnevalsprinz in anderen Städten von einem Bauern und einer Jungfrau unterstützt wird, wird er in Braunschweig von einem Bauern und Till Eulenspiegel begleitet. Der wohl berühmteste deutsche Narr, Till Eulenspiegel, wurde schließlich um 1500 vom Braunschweiger Stadtschreiber Hermann Bote erdacht. Auch für die Bürger gab es schon was zu sehen: Nach der Proklamation zog ein närrischer Tross durch die Innenstadt, um den Bürgern erste Darbietungen zu präsentieren.

In Hannover wurde am Stichtag zunächst nur eine kleinere Gruppe Narren im Rathaus empfangen und das neue Prinzenpaar gekürt. „Am Samstag wird das Paar dann proklamiert und dem Volk vorgestellt“, berichtete Weber. Kostproben aus dem Programm der Karnevalsgesellschaften gab es allerdings auch für Hannovers Bürger schon am Donnerstag zu sehen.

Auch in Ganderkesee im Nordwesten wurde die fünfte Jahreszeit pünktlich eingeläutet. Ralf Hüttemeyer von der Gemeinschaft der dortigen Karnevalsvereine weiß jedoch: „Die Masse kommt abends.“ Zur offiziellen Eröffnungsfeier wurden rund 350 Besucher erwartet, die bis in die Morgenstunden mit dem neu gewählten Prinzenpaar feiern wollten.

Schon seit Monaten sind die Jecken vielerorts dabei, die großen Festumzüge vorzubereiten. „Die Leute bauen das ganze Jahr an den Wagen“, sagte Hüttemeyer. Weil der Rosenmontag im Norden kein Feiertag ist, ziehen die Umzüge vor Rosenmontag durch die Innenstädte.

In Oldenburg will Oberbürgermeister Gerd Schwandner (parteilos) die Karnevalisten in diesem Jahr nicht im Rathaus empfangen – jedoch nicht, weil er keinen Spaß verstehen würde, sagte Stadtsprecher Andreas van Hooven. „Er feiert sehr gerne Karneval.“ In der Region habe dieser aber keine Tradition. „Das wird nicht von der breiten Masse getragen. Die fünfte Jahreszeit ist in Oldenburg der Kramermarkt.“

Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist die fünfte Jahreszeit angebrochen. Mit „Helau“ und „Hau rinn“ stürmten Narren im ganzen Nordosten die Rathäuser und eröffnen damit die Karnevalsaison. Unter anderem in Schwerin, Rostock und Neubrandenburg mussten sich die Stadtoberen mit Humor für den Ansturm der Karnevalisten wappnen. Mehr als die Hälfte der 80 Vereine im Karneval-Landesverband starteten so in die „fünfte Jahreszeit“, wie Verbandspräsident Karl-Heinz Krüger sagt. Am Wochenende steigen dann vielerorts die Auftaktveranstaltungen für die neue Saison, bei denen auch die aktuellen Prinzenpaare ausgerufen werden.