Dutzende Wagen und Fußgruppen zogen nach der Erstürmung des Rathauses durch die engen Gassen der Kleinstadt im Kreis Dithmarschen.

Marne. Das Schild am Ortseingang lässt keinen Zweifel, dass man hier richtig ist: „Karnevalshochburg Marne“ steht dort geschrieben – und tatsächlich haben sich am Rosenmontag wieder Jecken und Schaulustige aus ganz Norddeutschland in der Kleinstadt im Kreis Dithmarschen zum Straßenkarneval versammelt. 10 000 bis 15 000 Närrinnen und Narren sind nach Schätzung der Polizei trotz eisiger Temperaturen ins nur 6000 Einwohner zählende Marne gekommen.

Die Kostüme vieler Karnevalisten waren dementsprechend wärmend: Unter ihnen waren Waschbären, Tiger und ein Weihnachtsmann. Aber auch dick ausgepolsterte Fischer und Sträflinge standen am Straßenrand um „Kamelle“ einzusammeln und den Höhepunkt der fünften Jahreszeit zu feiern. Seit Beginn im Jahr 1978 hat sich der Marner Rosenmontagsumzug zu einem Kultfest entwickelt. Der „närrische Lindwurm“ zieht sich etwa drei Stunden durch die Stadt und beginnt traditionell am Nachmittag, damit auch die Schüler dabei sein können.

„Wir kommen jedes Jahr hierher“, sagte Maike Bols aus dem Nachbardorf St. Michaelisdonn. Treibende Kraft ist ihre vierjährige Tochter, die ebenso wie ihr ein Jahr jüngerer Bruder eifrig Bonbons, Schokolade und Popcorn fängt. Familie Scholz ist extra aus Hamburg angereist, um das bunte Treiben zu verfolgen. Oma und Opa sind als Fußballfelder verkleidet und die Eltern der kleinen „Pipi Langstrumpf“ Jette als Leuchttürme. „Wir sind in der Nähe von Köln aufgewachsen“, verriet Oma Scholz – daher ihre Affinität zum Straßenkarneval.

Rund 1200 „Jecken“ zogen nach der Erstürmung des Rathauses nach Angaben der Marner Karnevals Gesellschaft in 54 Fußgruppen und auf Wagen durch die engen Gassen des Städtchens. Einige Gruppen waren durchaus politisch: „Kohlfelder in die Marsch“, „Solarfelder in die Sonne“, forderten etwa mit Solarpanels auf den Köpfen ausgestattete Narren. Andere wollten nur feiern: So versprachen Vampire und Hexen etwa eine „Monsterparty“ und heizten der Menge mit lauter Musik ein.

Und auch Funkenmariechen, Kinderprinzenpaar und Elferrat durften nicht fehlen – schließlich fühlt man sich in Marne dem Frohsinn des Rheinlandes verpflichtet – zumindest in der fünften Jahreszeit.