Nikolaus Schneider, der seit dem Käßmann-Rücktritt das Amt kommissarisch geführt hat, ist der neue Chef der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Hannover. Er kann führen, klare Worte sprechen, aber auch zuhören: Mit Präses Nikolaus Schneider erhalten die 25 Millionen Protestanten in Deutschland einen Steuermann, der die evangelische Kirche gut verkörpert. Mit seinem sozialpolitischen Engagement steht der 63-jährige Rheinländer für eine Kirche der unbequemen Worte, die der Politik im Namen Benachteiligter und Schwacher immer wieder auf die Füße tritt.

Alles Handeln und Mahnen von Schneider aber ist religiös verwurzelt. Und er hat den Kontakt zu den einfachen Menschen nicht verloren, in deren Mitte er aufgewachsen ist. Für die setzt er sich ein und zu denen muss die Kirche nach Schneiders Willen einen neuen Draht finden, wenn sie überleben will.

Zwar stand Schneider als Stellvertreter vor einem Jahr noch im Schatten der frisch gekürten Chefin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann . Seit 2003 aber bereits hat er als Präses der mit rund drei Millionen Gläubigen zweitgrößten Landeskirche im Rheinland Führungsgeschick bewiesen. Dort war er zuvor außerdem als Vizepräses zuständig für 2000 Theologen. Nun tritt Schneider als Ratsvorsitzender an Käßmanns Stelle an der Spitze der EKD, der Dachorganisation der 22 Landeskirchen.

Geboren wurde Schneider 1947 in Duisburg, sein Vater war Stahlkocher. Seine erste Stelle trat er 1976 als Gemeindepfarrer in Duisburg-Rheinhausen an, machte sich dort stark für Bergleute und Stahlarbeiter, die vom Strukturwandel betroffen waren. Als Superintendent wechselte Schneider 1987 in den Kirchenkreis Moers, wobei der Fußballbegeisterte stets das Gespräch mit allen Gesellschaftsschichten suchte. 1997 wechselte er ins Landeskirchenamt nach Düsseldorf.

Auch wenn Schneider weniger als Käßmann das Rampenlicht sucht, genau wie sie weiß er zu den Menschen zu sprechen, wenn es darauf ankommt. Nach der Katastrophe auf der Loveparade in seiner Heimatstadt Duisbirg nahm Schneider Anteil, besuchte die Trauerfeier. Er ist authentisch wie Käßmann, denn auch er hat Schicksalsschläge verkraftet. Der Familienvater verlor 2005 eine seiner drei Töchter nach einer Leukämieerkrankung.