Die Planer aus Dänemark reagieren auf neueste Berechnungen, nach denen die geplante Brücke nach Deutschland teurer wird als erwartet.
Kopenhagen. Beim geplanten Bau einer festen Verbindung über den Fehmarnbelt setzt Dänemark stärker als bisher auf einen Tunnel statt einer Brücke. Der Chef des Planungsunternehmens Femern A/S, Leo Larsen, sagte am Montag in Kopenhagen: „Vorläufige Berechnungen zeigen, dass ein Tunnel billiger und eine Brücke teurer wird als bis jetzt angenommen.“ In einer Absichtserklärung der Regierungen in Kopenhagen und Berlin wurden 2008 für eine Brücke 4,5 Milliarden Euro veranschlagt. Die als unwahrscheinlicher eingestufte Tunnellösung sollte 5,5 Milliarden Euro kosten . Nun erklärte Larsen: „Wir haben uns noch nicht entschieden, welche Bauform wir vorziehen.“ Die Kosten für die eigentliche Verbindung trägt Dänemark allein, während für die deutsche Seite nur Anbindungskosten an Land in Höhe von 800 Millionen Euro anfallen.
Der schleswig-holsteinische CDU-Wirtschaftspolitiker Hans-Jörn Arp lobte die Haltung der Dänen: „Dort werden Alternativen zu gefundenen Lösungen geprüft. Das ist gut und richtig“, sagte der Landtagsabgeordnete. In Schleswig-Holstein hingegen nutzten Projektgegner sofort solche Informationen, um das beschlossene Gesamtvorhaben erneut infrage zu stellen. Weil das Gutachten aber ausschließlich die dänische Seite des Vertrages betreffe, liege auch die Entscheidung einzig beim dänischen Investor.
Der Verkehrspolitiker Andreas Tietze von den Grünen forderte, das Milliardenprojekt wegen gestiegener Kosten und fehlender Finanzierung auf den Prüfstand zu stellen. „Wir Grünen empfehlen: Ausstiegsklausel ziehen und auf die feste Querung verzichten“, sagte der Landtagsabgeordnete.
„Die wahren Preissteigerungen werden erst noch kommen, denn auch die dänische Seite rechnet noch immer mit Preisen des Jahres 2000“, meinte der Sprecher der Allianz gegen eine feste Fehmarnbelt-Querung, Malte Siegert. „Wir gehen davon aus, dass die tatsächlichen Kosten des Bauwerkes bei rund sieben Milliarden liegen werden“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Hinter den neuen Kostenangaben der Planungsgesellschaft mit Verschiebungen zugunsten eines Tunnels vermutet Siegert einen Trick: „Sie versuchen jetzt, die Tunnellösung schönzurechnen, weil sie festgestellt haben, dass es geologische Probleme mit dem Bau einer Brücke gibt“.
Der Kopenhagener Verkehrsminister Christian Schmidt rief die Führungsspitze des staatlichen Unternehmens Femern A/S am Montag zum Rapport. Am Dienstag will er den dänischen Parlamentsparteien Bericht erstatten, die hinter dem Projekt stehen. In Berlin hatte der Bundesrechnungshof im Sommer vor einer möglichen Verdoppelung veranschlagten Kosten auf deutscher Seite gewarnt. Mit der festen Verbindung soll sich die Fahrzeit zwischen Kopenhagen und Hamburg ab 2018 von gut vier auf drei Stunden verkürzen. Verbindlich grünes Licht durch beide Parlamente gibt es bisher nur für die Planungsphase, nicht aber für den eigentlichen Bau.