Der in Afghanistan getötete Oberfeldwebel kam aus der Kaserne in Niedersachsen, die erst im April den Verlust dreier Soldaten beklagen musste.
Seedorf/Selsingen/Nienburg. Die Trauer um den in Afghanistan getöteten Soldaten ist in seiner niedersächsischen Heimatkaserne groß. Die Nachricht, dass wieder jemand aus der Fallschirmjägerkaserne der Luftlandebrigade 31 am Hindukusch gefallen ist, habe die Soldaten schockiert, sagte Brigadesprecher Hauptmann Rainer Grimm am Freitag in Seedorf (Kreis Rotenburg/Wümme). „Die Stimmung ist gedrückt, die Betroffenheit groß.“
Bei dem am Donnerstag von Taliban Getöteten handelt es sich um einen Oberfeldwebel vom Fallschirmjägerbataillon 313 . Nähere Angaben zu dem 26-Jährigen wollte der Brigade-Sprecher nicht machen. Bei dem Selbstmordattentat und dem anschließenden knapp siebenstündigen Gefecht in der Unruheprovinz Baghlan waren 14 deutsche Soldaten verletzt worden.
„Keiner der Soldaten schwebt in Lebensgefahr“, sagte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in Berlin. Mehr als die Hälfte der Verletzten stammt seinen Angaben zufolge wie der Tote aus Seedorf. Dort trauern rund 3500 Soldaten um ihren getöteten Kameraden. Zum Gedenken wurde in der Kaserne extra eine kleine Kapelle eingerichtet.
Erst an Karfreitag waren drei junge Fallschirmjäger aus Seedorf in Afghanistan ums Leben gekommen. Die Erinnerung daran sei noch ganz frisch, sagte der Bürgermeister der 790-Seelen-Gemeinde, Jakob Hinck (CDU). Die Verbundenheit der Menschen in der Region mit den Soldaten aus der Kaserne sei sehr stark.
Nach Angaben der Luftlandebrigade wird am Sonnabend eine Gedenkfeier für den Getöteten in Afghanistan stattfinden. Ob die Bundeswehr auch in Deutschland einen zentralen Gottesdienst abhalten wird, sei noch offen. „Die Angehörigen entscheiden, wie die Trauerfeierlichkeiten aussehen werden“, betonte Brigade-Sprecher Grimm. Es sei auch noch nicht geklärt, wie die Beisetzung aussehen werde.
Die evangelische Gemeinde im Nachbarort Selsingen will an diesem Sonntag mit einem Gottesdienst in der St.-Lamberti-Kirche des getöteten Soldaten gedenken. Der Sarg werde aber nicht in der Kirche stehen, sagte der Sprecher des Kirchenkreises, Pastor Kay Oppermann, am Freitag. In dem Gotteshaus wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt.
Unterdessen hat Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) am Freitag in Nienburg Soldaten in den gefährlichen Einsatz nach Afghanistan verabschiedet . Auch die feierliche Zeremonie wurde von dem Schicksal des Oberfeldwebels aus Seedorf überschattet.
Regierungschef McAllister sprach den Hinterbliebenen und verletzten Soldaten seine Anteilnahme aus. Er würdigte vor allem die besonderen Leistungen der Streitkräfte im Ausland: „Alle Soldaten, die sich für uns in Gefahr begeben, verdienen unseren Respekt, unsere Anteilnahme und unsere Anerkennung“. Die Landesregierung stehe zur Bundeswehr. Zugleich sagte McAllister laut seinem verbreitetem Rede-Manuskript: „Angesichts des Risikos von Einsätzen im Ausland muss der Sinn dieser Missionen allerdings regelmäßig hinterfragt werden. Denn es ist kein Geheimnis, dass die Mehrheit der Menschen - namentlich den Einsatz in Afghanistan – kritisch sieht.“
Die 29 Soldaten, die mit einem feierlichen Appell in den Einsatz verabschiedet wurden, sind im Feldlager Kundus stationiert und voraussichtlich für viereinhalb Monate in ganz Nord-Afghanistan im Einsatz. Sie gehören dem Bataillon Elektronische Kampfführung an und sollen Patrouillen unter anderem vor ferngezündeten Sprengkörpern schützen und Aufklärungsarbeit leisten. Ministerpräsident McAllister, Sohn eines schottischen Soldaten, gab den Streitkräften die niedersächsische Landesflagge mit in den Einsatz.