Strenger Winter, Frühjahrskühle und Sommerhitze: Dass die Bauern dennoch gute Preise erzielen, hat auch mit den Bränden in Russland zu tun.

Tüttendorf. Trotz der Wetterkapriolen fahren die Landwirte Schleswig-Holsteins in diesem Jahr eine Ernte ein, die im mehrjährigen Durchschnitt liegt. Im Vergleich zum sehr guten Vorjahr zeichnet sich beim Getreide allerdings ein Rückgang um zehn Prozent auf 2,5 Millionen Tonnen ab. Insgesamt ging die Anbaufläche um knapp fünf Prozent zurück, sagte Landwirtschaftsministerin Juliane Rumpf (CDU) am Mittwoch in Tüttendorf (Kreis Rendsburg- Eckernförde).

Es sind vorläufige Zahlen, denn die Ernte zieht sich bis in den September. Die mit Abstand wichtigste Getreideart im Norden bleibt Winterweizen mit einer Anbaufläche von zuletzt 210000 Hektar - ein Plus von 20000 Hektar. Der Hektarertrag mit 90 Dezitonnen ist gut, wobei die Ergebnisse regional sehr unterschiedlich ausfielen. Weil es zuletzt so viel regnete, mussten die Landwirte das Getreide oft nass dreschen und dann trocknen. Das kostet zusätzliches Geld.

Insgesamt können die Bauern Einbußen bei Erträgen und Qualität sowie die höheren Erntekosten durch gestiegene Erzeugerpreise kompensieren. Weil es in Russland so lange brannte und auch die Ukraine für Exporte etwa nach Saudi-Arabien ausfiel, schnellten die Getreidepreise in die Höhe. Bis zu 210 Euro gab es für eine Tonne Weizen, inzwischen ist es wieder etwas weniger. „Es wird zwar von deutlichen Ausfällen der Exporte aus der Schwarzmeerregion ausgegangen, teils werden diese aber mit Lieferungen aus anderen teilen der Welt wie den USA und Argentinien kompensiert“, erläuterte Landwirtschaftskammer-Präsident Claus Heller.

Auch die Preise für Gerste stiegen rasant, doch bei der Braugerste fielen Erträge und Qualität schlechter aus als erhofft. Ein Großteil taugt deshalb nur als Futter. Auch beim Roggen sah es eher trübe aus. Noch ganz zufrieden sind die Bauern beim Raps mit einer Erntemenge von 485000 Tonnen. Die Hektarerträge schwankten zwischen 20 und mehr als 50 Dezitonnen, bei einem Mittelwert von 40 bis 45. Allerdings ist der Ölgehalt der Pflanzen etwas gesunken. Wiederum positiv für die Bauern: Auch beim Raps gingen die Preise in die Höhe. Das hat mit den gestiegenen Getreidepreisen zu tun und mit Ernteausfällen in Kanada.

„Wir Landwirte müssen uns darauf einstellen, langfristiger zu denken“, sagte Landesbauernpräsident Werner Schwarz angesichts der Unwägbarkeiten bei Erntebedingungen und auf dem Getreidemarkt.