Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann wird ab Januar 2011 eine Gastprofessur an der Ruhr-Universität in Bochum übernehmen.

Bochum. Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hat ein halbes Jahr nach ihrem Rücktrick eine neue berufliche Herausforderung gefunden. Die ehemalige Landesbischöfin von Hannover übernimmt an der Ruhr- Universität in Bochum im Januar eine einjährige Gastprofessur im Bereich Ökumene und Sozialethik. Käßmann habe „beispielhaft zum Wissenstransfer theologischer Theorie in die Öffentlichkeit beigetragen“, begründete Uni-Rektor Elmar Weiler am Mittwoch die Berufung.

Käßmanns Gastprofessur wird nach Angaben der Ruhr-Uni in die evangelische theologische Fakultät eingebunden sein. Dort werde sie forschen und auch den Lehrbetrieb mitgestalten, sagte ein Sprecher. Die 52-Jährige trat im Februar von ihren Ämtern als EKD-Ratsvorsitzende und Bischöfin zurück, nachdem sie in Hannover von der Polizei mit 1,54 Promille am Steuer erwischt worden war.

Die ehemalige Bischöfin gab vergangene Woche ihre Wohnung in Hannover auf und zog Medienberichten zufolge nach Berlin. Ende August will sie für dreieinhalb Monate in die USA reisen. Geplant sei ein Forschungsaufenthalt an der Emory University in Atlanta, an der Käßmann auch Vorträge halten wolle, sagte EKD-Sprecherin Silke Römhild.

Bereits Promotion an der Ruhr-Uni

An der Ruhr-Universität erwarb Käßmann 1989 mit einer Arbeit zum Thema „Armut und Reichtum als Anfrage an die Einheit der Kirche“ bereits den Doktortitel. Sie promovierte dort bei dem Theologen Konrad Raiser, dem späteren Generalsekretär des Weltkirchenrates. Während ihrer Promotionszeit war die spätere Bischöfin bereits im hessischen Frielendorf als Pastorin tätig. Theologie hatte sie zuvor in Tübingen, Edinburgh, Göttingen und Marburg studiert.

Die Gastprofessur, die Käßmann als erste an der Ruhr-Uni übernimmt, ist nach dem Bochumer Kunstgeschichtler Max Imdahl benannt. Die neue Professur soll nach Angaben der Uni künftig regelmäßig an Persönlichkeiten, die sich um die Einheit von Wissen und Gesellschaft verdient gemacht haben, verliehen werden. Das Rektorat habe sie aber auch mit Blick auf eine Berufung der Bischöfin eingerichtet, sagte Uni-Sprecher Josef König. Später wolle man die Gastprofessur auch an anderen Fakultäten ansiedeln.

Die Uni hob zudem Käßmanns umfangreiche wissenschaftliche Arbeit hervor. Die ehemalige Bischöfin habe allein in den vergangenen zehn Jahren Hunderte Fachartikel und 40 Bücher veröffentlicht. Dabei habe sich Käßmann immer wieder mit der Bildungsverantwortung der Kirche und dem Thema „Religion und Kind“ befasst.

Zudem hätten sich die Schriften der ehemaligen Bischöfin mit vielen sozialethischen Herausforderungen der Gegenwart auseinandergesetzt, so mit der Sterbehilfe und -begleitung, mit der Bewertung von Babyklappen, der Kinderarmut, der Asylrechtspraxis und der Diskriminierung wegen des Geschlechtes. Sie habe aber auch über theologischen Themen geschrieben, wie die Bedeutung der Barmer Erklärung von 1934 für die gegenwärtige Kirchenreformdebatte, erklärte die Uni weiter.

Auf Kirchentagen waren theologische Beiträge Käßmanns immer ein Publikumsmagnet. Zuletzt wurde die ehemalige Bischöfin im Mai beim Ökumenischen Kirchentag in München bei einer Diskussion über „Frauen mit Macht“ gefeiert.