In das ehemalige Segelschulschiff “Passat“ ist eine historische Kombüse eingebaut worden. Die Küche wurde monatelang restauriert.

Travemünde. Ein mächtiger Kohleherd, eine Handpumpe für das Kaffeewasser – so wurde vor etwas mehr als 50 Jahren auf der „ Passat “ gekocht. Einen Eindruck davon vermittelt ein Nachbau der historischen Kombüse des Segelschiffs, der am Montag eingeweiht wurde. Mitglieder des Vereins „Rettet die „Passat„“ haben die Einrichtung der Schiffsküche in monatelanger Kleinarbeit restauriert. Die Hansestadt Lübeck hatte die Viermastbark 1959 gekauft und vor dem Abwracken gerettet. Seit 1960 liegt die „Passat“ in Lübeck-Travemünde vor Anker. Sie ist zum Wahrzeichen des Ostseebades geworden. 2011 wird das frühere Segelschulschiff seinen 100. Geburtstag feiern.

„Mit diesem Nachbau wollen wir jungen Menschen zeigen, unter welchen Umständen die Seeleute früher auf den Segelschiffen gelebt und gearbeitet haben“, sagte der Vorsitzende des Vereins, Hartmut Haase. In der rund 16 Quadratmeter großen Kombüse wurde das Essen für für 36 Mann Besatzung zubereitet. „Seit 1951 gab es auf dem Schiff Elektrizität, aber der Herd wurde bis 1957 mit Kohle beheizt“, berichtet Haase.

In jenem Jahr war die „Passat“ auf der Rückreise von Südamerika in einen schweren Sturm geraten und musste mit Schlagseite den Hafen von Lissabon anlaufen. Da die baugleiche „Pamir“ kurz zuvor in einem Sturm gesunken war und auch kein wirtschaftliches Interesse mehr an dem frachttragenden Segelschulschiff bestand, sollte die „Passat“ abgewrackt werden. Die Hansestadt Lübeck kaufte das Schiff für umgerechnet rund 160 000 Euro und ließ es nach Travemünde bringen, wo es 1960 für immer vor Anker ging. Die „Passat“ diente zunächst als Seemannsschule und schwimmende Jugendherberge. Heute ist sie Begegnungsstätte und seit einigen Jahren auch Außenstelle des Lübecker Standesamtes.

Im nächsten Jahr soll der 100. Geburtstag der „alten Lady“ mit einem dreitägigen Fest gefeiert werden. Die am 20. September 1911 bei der Hamburger Werft Blohm + Voss vom Stapel gelaufene Viermastbark gehörte zur Flotte der „Flying P-Liner“ der Reederei Ferdinand Laeisz. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 18 Knoten war sie zu ihrer Zeit schneller als jedes Dampfschiff. Sie wurde zunächst für den Salpetertransport von Südamerika nach Deutschland eingesetzt und diente ab 1925 auch als Segelschulschiff für die Handelsmarine. Von den ehemals acht P-Linern, deren Namen alle mit „P“ anfingen, existieren heute noch die „Peking“, die als Museumsschiff im Hafen von New York liegt, die „Padua“, die heute unter dem Namen „Krusenstern“ als russisches Schulschiff fährt, und die „Pommern“, die im finnischen Hafen Mariehamn liegt.