In Hamburg blieb die große Koran-Verteilaktion von Salafisten zunächst aus. Im Norden übergaben sie nur in Hannover Exemplare an Passanten.

Hamburg/Berlin. Die von den Salafisten im Internet angekündigte Aktion der kostenlosen Koran-Verteilung hat am Samstag im Norden zunächst nicht stattgefunden.Der Polizei sei auch nichts über eine Anmeldung der Salafisten -Veranstaltungen in Hamburg, Kiel oder Lübeck bekannt, berichteten Sprecher am Mittag. Die Veranstaltungen seien auch dort nicht angemeldet gewesen. Die Koran-Verteilung war zuvor von der extremistischen Gruppe für mehr als 30 Städte im Internet angekündigt worden. In einigen Städten übergaben die Salafisten Koran-Exemplare an Passanten, so beispielsweise am Potsdamer Platz in Berlin und in den Fußgängerzonen von Hannover, Fulda, Kassel und Göppingen.

+++Sicherheitsbehörden fürchten um religiöses Klima+++

Neugierig, aber mit Distanz, haben die meisten Passanten am Samstag in der Innenstadt von Hannover auf die umstrittene Verteilung von kostenlosen Koran-Exemplaren reagiert. Die Aktion sorgte schon im Vorfeld für Diskussionen. Politiker und Sicherheitsbehörden befürchten, dass radikale Salafisten die Aktio für extremistische Zwecke missbrauchen könnten. Während die Mehrzahl der Passanten in der niedersächsischen Landeshauptstadt die Verteilung lediglich beobachtete, nahmen andere die Bücher mit.

Rund 100 Meter entfernt stehen zwei weitere Stände: Seite an Seite informieren die islamkritische Partei „Die Hannoveraner“ und die christliche Initiative „Bürger für Dialog und Wahrheit“. Letztere verteilt Bibeln und Grundgesetze. Bewusst wolle man der Aktion der Salafisten etwas entgegen setzen, heißt es. Nach Angaben der Polizei blieb die Lage ruhig. In Bremen, Nordhorn und Osnabrück ließen sich entgegen der Ankündigung zunächst keine Salafisten blicken.

+++Verfassungsschutz beobachtet radikale Salafisten+++

Wegen ihrer kritischen Berichterstattung über die bundesweite Verteilung von Gratis-Koranen wurden Journalisten eingeschüchtert. Mitarbeiter wurden in einem Video auf Youtube namentlich genannt, beschimpft und offen bedroht. In dem Beitrag, der von Karfreitag bis Mittwochmorgen auf Youtube zu sehen war, wurden auch private Fotos der Autoren gezeigt. Zwischen dem Videoproduzenten und dem Organisator der Verteilaktion gebe es dem Bericht zufolge eine enge persönliche Verbindung.

+++Nach Kritik an Koran-Aktion: Salafisten bedrohen Journalisten+++

Laut Verfassungsschutz soll das Netzwerk „Die wahre Religion“, das sich um den radikalen Prediger Ibrahim Abou Nagie gebildet hat, hinter der Aktion stecken. Politiker und Sicherheitsbehörden befürchteten, dass radikale Salafisten die Koran-Veranstaltungen nur für extremistische Zwecke missbrauchen könnten. Die Aktion hatte bereits im Vorfeld für viel Aufsehen gesorgt und eine Debatte über ein Verbot ausgelöst. Dem Salafismus werden in Deutschland rund 4000 Menschen zugerechnet. Die Gruppe vertritt einen rückwärtsgewandten Ur-Islam und gilt als „Durchgangsstation“ für Dschihadisten. (HA/dpa/lno/epd)