Die Patientin starb an den Folgen der Krankheit. Die Medizinerin muss dem Witwer jetzt neben Schmerzengeld auch Unterhalt zahlen.
Göttingen. Ein Kunstfehler kommt eine Ärztin aus dem Kreis Göttingen teuer zu stehen. Weil sie einen am Ende tödlichen Darmkrebs mehrere Monate zu spät diagnostiziert hatte, verurteilte das Landgericht Göttingen die Medizinerin zur Zahlung von 70.000 Euro Schmerzensgeld.
Außerdem muss sie monatlich 650 Euro Unterhalt an den Witwer der verstorbenen Patientin zahlen, sagte eine Sprecherin am Dienstag und bestätigte einen Bericht des „Göttinger Tageblattes“. Das Gericht geht davon aus, dass die etwa 35 Jahre alte Frau bei rechtzeitiger korrekter Diagnose hätte gerettet werden können.
Dem Bericht zufolge war die Patientin schon von Jugend an von der Medizinerin betreut worden und hatte deshalb zu ihr tiefes Vertrauen. Als sie im Jahr 2007 wegen akuter Unterleibsschmerzen in der Praxis erschien, habe die Ärztin Psychotherapie verschrieben. Einen Monat später habe sie wegen der gleichen Symptome Medikamente gegen Geschwüre und Entzündungen im Magen-Darm-Bereich und zur Vorbeugung von Übelkeit verordnet. Später habe die Ärztin dann ohne weitere Untersuchungen Sauerkrautsaft gegen Verstopfung, ein krampflösendes Mittel und erneut Psychotherapie verschrieben.
Erst rund fünf Monate nach dem ersten Besuch der Patientin in der Praxis sei der Darmtumor schließlich erkannt worden, sagte die Gerichtssprecherin. Die nun einsetzende Krebsbehandlung kam aber zu spät. Die Patientin starb im Februar vergangenen Jahres. Die beklagte Ärztin war zur Verhandlung nicht erschienen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.