Noch ist allerdings nicht klar, wohin das verunreinigte Saatgut geliefert wurde. Es soll auf 3000 Hektarn ausgesät worden sein.

Schwerin. Sollte mit "Genmais" verunreinigter Mais in Mecklenburg-Vorpommern gesät worden sein, müssen die Pflanzen vernichtet werden. Daran führe kein Weg vorbei, sagte Agrarminister Till Backhaus (SPD). Noch sei aber nicht klar, wohin das Saatgut eines niedersächsischen Händlers im Nordosten gegangen ist. „Das ist aber eine ziemliche Sauerei, was die Niedersachsen gemacht haben, wir erwarten klare Informationen“, forderte der Minister. Der Anbau von gentechnisch verändertem Mais ist in Deutschland verboten.

Laut Backhaus wird bei Saatgutherstellern in Mecklenburg- Vorpommern Saatgut immer noch einmal geprüft, bevor es ausgeliefert wird. Dies sei in Niedersachsen angeblich nicht erfolgt. Das zuständige Ministerium in Hannover hatte am Sonntag Recherchen der Umweltschutzorganisation Greenpeace bestätigt, wonach mit 0,1 Prozent „Genmais“ vermischtes Maissaatgut in sieben Bundesländer geliefert wurde. Rund 300 Hektar sollen damit bestellt worden sein.

Aus dem Ministerium in Schwerin hieß es, ein Saatguthändler habe den verunreinigten Mais von einer Firma in Buxtehude bezogen und an Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern geliefert. Mit dem Händler sei kontakt aufgenommen worden. Über die Lieferlisten werde nun gesucht, welche Betriebe das verbotene Saatgut bezogen und ausgesät haben.

Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat laut Greenpeace bereits Anfang März von der Verunreinigung erfahren, die Ergebnisse aber erst mit rund zwei Monaten Verzögerung an das Umweltministerium weitergeleitet.

Die Länder hatten sich darauf geeinigt, bis Ende März ihre Ergebnisse zu melden, um eine Aussaat von mit Genmais-Sorten verseuchtem Saatgut zu verhindern. Diese Frist wurde von Niedersachsen nicht eingehalten. „Entweder wurde hier bewusst geschlampt oder aus politischer Überzeugung bewusst in Kauf genommen, dass mit der Aussaat von Gen-Mais Fakten geschaffen werden“, kritisierte Hissting.

Das niedersächsische Umweltministerium wurde tatsächlich erst am 27. April informiert, wie dessen Sprecherin Stefanie Becker bestätigte. Bislang habe es eine „bewährte Praxis“ der Zusammenarbeit zwischen den Behörden in Niedersachsen gegeben. Warum es nun zu den Verzögerungen im Landwirtschafts-Ressort kam, wollte sie nicht direkt kommentieren: „Die Vorgänge gilt es auszuwerten und zu bewerten.“ Es handele sich allerdings um freiwillige Kontrollen, sagte der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums, Gert Hahne: „Nicht wir sind für die Saatgut-Kontrollen zuständig, sondern die Hersteller.“ Die Verzögerung habe lediglich zwei bis drei Wochen betragen und sei keinesfalls absichtlich geschehen.„Die Verschwörungstheorien von Greenpeace sind absurd.“

Eine weitere Verzögerung von einem Monat kam laut Umweltministerium dadurch zustande, dass der Hersteller sich zunächst weigerte, seine Kundendaten herauszugeben. Erst am vergangenen Freitag teilte die Firma mit, an welche Händler das verunreinigte Saatgut geliefert wurde. Zuvor hatte das Verwaltungsgericht Stade entschieden, dass der Hersteller dazu verpflichtet ist. Die Richter begründeten dies damit, dass in den südlichen Bundesländern schon von einer Blüte der Pflanzen auszugehen ist und der verunreinigte Samen somit auf andere Felder übertragen werden kann.

Es handelt sich laut Umweltministerium um Händler in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Das kontaminierte Saatgut wurde nach Greenpeace-Recherchen auf einer Fläche von 3000 Hektar ausgesät. Der Anteil von verunreinigtem Material an dem Samen beträgt bis zu 0,1 Prozent. Dies bedeutet den Angaben zufolge, dass auf einem Hektar immerhin 100 gentechnisch veränderte Pflanzen wachsen. Der bereits gepflanzte Mais muss nun vernichtet werden.

Selbst wenn er weiter angebaut und geerntet worden wäre, wäre dies laut Ministeriumssprecher Hahne unbedenklich gewesen:„Eine Gefährdung der Verbraucher steht nicht zur Diskussion.“ Schließlich werde die Sorte anders als in Europa unter anderem in den USAangebaut. Es gebe keine Studien, die eine Gefährdung der Gesundheit belegen. Das sieht Greenpeace-Mitarbeiter Hissting ganz anders. Tierversuche mit der Genmais-Sorte hätten eine signifikante Erhöhung der Blutwerte von Leber und Niere bestätigt.