Das einstige Aushängeschild der DDR bestimme auch heute noch den Takt der Hansestadt, sagt Oberbürgermeister Roland Methling.

Rostock. Die Alarmglocken des Vorjahres sind verstummt: Trotz anhaltender Wirtschaftskrise, langwieriger Diskussionen mit Hafenanwohnern und des umstrittenen Brückenschlags über den Fehmarnbelt sieht der Rostocker Hafenchef Ulrich Bauermeister seinen Hafen in einem guten Fahrwasser und mit glänzenden Perspektiven. „Der Seehafen ist gewappnet und ständig in Entwicklung.“

Am Sonnabend feiert der Überseehafen, einst das wirtschaftliche Aushängeschild der DDR und deren Tor zur Welt, seinen 50. Geburtstag. Er ist der einzige Universalhafen an der deutschen Ostseeküste mit der Abfertigung von Flüssig-, Schütt- und Stückgut, zudem ist er Passagier- und RoRo-Hafen. Beim RoRo-Verkehr werden Lastwagen-Anhänger komplett mit ihrer Ladung auf der Fähre transportiert.

Doch Bauermeister gesteht ein, dass er und seine Mannschaft gerade erst dabei sind, sich vom herben Rückschlag des Jahres 2009 zu erholen: „Den Schlag auf den Hinterkopf haben wir so nicht vorhergesehen.“

Die Wirtschaftskrise hatte ein riesiges Loch in die Güterbilanz von Ostdeutschlands größtem Hafen gerissen. Sie wies bei der umgeschlagenen Gütermenge ein dickes Minus von 20 Prozent aus. Doch Zaudern ist die Sache Bauermeisters nicht. Er verweist lieber auf Ansiedlungserfolge, wie den Kranhersteller Liebherr, den Rohr- Spezialisten Erndtebrücker Eisenwerk (EEW) als Zulieferer für Offshore-Windparks oder auf eine Ölmühle, „die einem Hafen gut zu Gesicht steht“. So sei es zwischen 2005 und 2008 gelungen, die Zahl der Arbeitsplätze um 16 Prozent auf 6600 zu erhöhen.

12 500 Arbeitsplätze hängen von Hafenwirtschaft ab

Etwa 12 500 Arbeitsplätze hängen von der Rostocker Hafenwirtschaft ab. Ein Glanzlicht bleibt der Kreuzfahrthafen Warnemünde, der 2010 mit 113 Anläufen von 33 Schiffen und 350 000 Reisende erneut auf einen Passagierrekord zusteuert. „Der Seehafen ist eine Jobmaschine“, sagt auch Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU). Dies setze eine exzellente Infrastruktur voraus, das werde vom Land entsprechend unterstützt – bei der Versorgung der zahlreichen Kreuzliner wie beim Aufbau von Industriekapazitäten und Arbeitsplätzen an der Kaikante.

Für Bauermeister steht die Verstärkung des Güteraufkommens im Hafen an erster Stelle. „Das geht nur über die Ansiedlung von Industrien, die ihre Vorprodukte über die Seeseite beziehen und die Endprodukte auf dem gleichen Weg wieder wegschaffen.“

Die größte Wertschöpfung gelinge, wenn es einen gesunden Mix zwischen Umschlag und Lagerung, Warenveredelung und -produktion gibt. Industrieflächen gibt es derzeit noch, aber es stelle sich die Frage, ob künftig weitere Flächen zur Verfügung gestellt werden können.

„Da muss sich der Bürger entscheiden, ob er dafür ist oder ob er sagt, Arbeitsplätze braucht er nicht“, bringt Bauermeister die häufigen Streitgespräche mit Anwohnern auf den Punkt. Einige würden erkennen, dass man manchmal Nachteile hinnehmen muss, dafür aber Arbeit hat. „Und dann gibt es Leute, die dagegen auftreten. Die haben ihre Arbeitsplätze meist nicht in der freien Wirtschaft.“

Positiv ist für Bauermeister die Anbindung an das Autobahnnetz. Noch besser werde diese, wenn die Autobahn 14 von Schwerin nach Magdeburg in zehn Jahren fertig sein wird. Probleme gebe es noch bei der Bahnanbindung. Er verweist aber auf die Zusagen der Bahn, dass ab 2013 der Ausbau zwischen Rostock und Berlin fertig sein wird.

An der positiven Perspektive werde auch die Brücke über den Fehmarnbelt nichts ändern, meint der Hafen-Chef. Bis 2018 soll die 5,5 Milliarden Euro teure Querung fertig sein, Baubeginn soll 2013 sein. Die Kosten trägt Dänemark.

Bauermeister hatte sich stets gegen den Bau gewandt, er werde sich nicht rechnen. „Wir brauchen nicht mehr zu lamentieren, es ist beschlossen.“ Ein Teil des Bahnverkehrs werde auf die feste Querung ausweichen, die Lkw- und die kombinierten Ladungsverkehre würden aber die bekannten Wege nehmen. „Fehmarnbelt nimmt uns Teile des Wachstums, wird uns aber nicht in die negativen Zahlen bringen.“

Richtig stolz auf den Hafen ist Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos). „Hafenumschlag war das Argument für die Stadtgründung vor acht Jahrhunderten und er bestimmt auch heute den Takt unserer Hansestadt.“ Immer, wenn der freie Handel mit Waren in Rostock gewährleistet war, ging es der Stadt gut.

Weitere Landesförderung zum Hafen-Jubiläum

Nicht nur der Überseehafen feiert an diesem Wochenende, auch der Fracht- und Fischereihafen begeht einen runden Geburtstag. Zu seinem 20-jährigen Bestehen hat die Landesregierung hat dem Rostocker Hafen weitere Fördermittel zugesagt. Rund 4,8 Millionen Euro werde das Land bis Ende kommenden Jahres zur Erneuerung des Liegeplatzes 2 bereitstellen, kündigte Verkehrsminister Volker Schlotmann (SPD) an.

Die Zuschüsse sollen in den Ausbau der Pier und in die Befestigung neuer Flächen fließen, erklärte der Minister am Freitag zum Hafen-Jahresempfang in Rostock. Eine „spürbare Kapazitätserhöhung“ sei das Ziel.