Mitgliedern der CDU sowie mindestens einem SPD-Mann brachte der Journalist bei, wie man am besten vor der Kamera auftritt.
Kiel. Der vom NDR suspendierte Fernsehjournalist Gerd R. hat nicht nur CDU-Politiker in Medienverhalten trainiert, sondern auch mindestens einen SPD-Mann. Mehr als 10.000 Euro habe R. für das Medientraining mit dem heutigen schleswig- holsteinischen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) und Mitarbeitern der Nord-CDU erhalten, sagte CDU-Landesgeschäftsführer Daniel Günther am Freitag in Kiel. R.habe ihm und Carstensen gezeigt, wie man am besten vor der Kamera auftritt.
Der Norddeutsche Rundfunk hat R. wegen gravierender Verstöße gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen suspendiert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit. Den Vorwurf hat der Journalist zurückgewiesen.
Das erste Training mit dem Journalisten hatte CDU-Chef Carstensen im Mai 2004, als er bereits Spitzenkandidat für die Landtagswahl war. R.sei vergleichsweise sehr günstig gewesen, erklärte Günther. Der Redakteur sei „erpicht“ darauf gewesen, die Schulungen möglichst häufig durchzuführen. „Ich habe ein komisches Gefühl wegen dieser Akquise bekommen“, sagte Günther. Im April 2008 war das letzte Coaching, und zwar für CDU-Fraktionssprecher Dirk Hundertmark.
Die insgesamt elf Trainings schlugen mit knapp 12.000 Euro zu Buche, etwa die Hälfte zahlte die Fraktion im Landtag. 1000 kamen aus der Kasse des Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde für den Wahlkampf des parteilosen Rolf-Oliver Schwemer, inzwischen Landrat. Finanzminister Rainer Wiegard und Klaus Schlie, heute Innenminister, zahlten die Stunden privat. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Robert Habeck, kritisierte die Coachings: „Die Grenze zwischen unabhängigem Journalismus und politischer Gefälligkeit ist zumindest billigend in Kauf nehmend überschritten worden.“
Nach Informationen der NDR 1 Welle Nord und des „Schleswig- Holstein-Magazins“ des NDR Fernsehens soll auch mindestens ein SPD- Kommunalpolitiker von R. trainiert worden sein. Ein Sprecher der SPD konnte das zunächst nicht bestätigen. Aber für die Landtagsfraktion und den Landesverband schließe er solche Coachings aus, sagte er am Freitag. Günther betonte, dass R. 2005 bei der Vorbereitung des Fernsehduells zwischen Carstensen und der damaligen SPD- Regierungschefin Heide Simonis keine Rolle gespielt habe.