Carstensen soll im Frühjahr 2004 ein Medientraining als CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2005 erhalten haben.

Kiel. Der vom NDR suspendierte Fernsehjournalist Gerd Rapior hat den heutigen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) im Verhalten bei TV-Interviews trainiert. Entsprechende Informationen der NDR 1 Welle Nord bestätigte am Donnerstag CDU-Landesgeschäftsführer Daniel Günther. Demnach erhielt Carstensen ein solches Medientraining im Frühjahr 2004 als CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2005. Der CDU- Landesverband zahlte dafür nach Angaben Günthers zweimal 1000 Euro.

Auch Innenminister Klaus Schlie und Finanzminister Rainer Wiegard (beide CDU) wurden von Rapior gecoacht. Er schulte damit Politiker, über die er als Journalist in kritischer Distanz berichten sollte. „Für diese Medientrainings hatte Gerd Rapior keine Genehmigung und er hätte sie auch niemals bekommen“, sagte der Direktor des NDR- Landesfunkhauses Schleswig-Holstein, Friedrich-Wilhelm Kramer. Der NDR hatte Rapior wegen gravierender Verstöße gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen und Interessen des NDR vom Dienst suspendiert und prüft eine fristlose Kündigung.

Eine solche Nebentätigkeit eines fest angestellten Redakteurs sei ein klarer Verstoß gegen die Regeln des NDR und mit einer glaubwürdigen und unabhängigen journalistischen Arbeit nicht vereinbar, sagte Kramer. Finanzminister Wiegard und der damalige Staatssekretär Schlie absolvierten ihre Coachings 2006. Beide bezahlten privat. Auch CDU-Landesgeschäftsführer Günther und Landtagsfraktionssprecher Dirk Hundertmark übten mit Rapior.

Die Coachings seien zwischen den CDU-„Funktionsträgern“ und Rapior einzeln abgestimmt worden, sagte Günther dem NDR. „Dafür hat er Rechnungen über eine Firma gestellt, die auch bezahlt worden sind.“ Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Rapior wegen des Verdachts der Bestechlichkeit. Diesen Vorwurf hat der Journalist zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht nach, er könnte von mindestens einer Firmengruppe Geld dafür erhalten haben, dass er ihr Sendezeiten im Fernsehen verschaffte oder sich dazu bereiterklärte.