Noch vor einem Jahr sagt Funke: „Jetzt erst recht!“. Nun steht der einstige SPD-Spitzenpolitiker vor dem Aus seiner politischen Laufbahn.

Varel/Jever. Karl-Heinz Funke steht vor dem Aus seiner politischen Laufbahn. „Ich sehe mich mittlerweile nicht mehr in der Lage, mich gegen pauschale Unterstellungen und Verurteilungen zur Wehr zur setzen“, heißt es in der handschriftlichen Erklärung des Ex-Bundeslandwirtschaftsministers aus seinem Heimatort Dangast in Friesland.

Seine Parteigenossen in Varel und im Kreis Friesland sind erleichtert, dass das „Hick-Hack“, die „quälende Situation“ nun ein Ende hat. Trotz allem dürfe man die Verdienste des „raubeinigen und robusten“ Funke aber nicht unter den Tisch kehren. „Ich bin froh, dass es vorbei ist“, sagt die Vorsitzende der SPD-Fraktion im Kreistag, Ulrike Schlieper, nachdem Funke zuvor seine Mandate im Kreistag und im Rat der Stadt Varel niedergelegt hatte.

„Ein Parteiausschlussverfahren sehe ich akut nicht mehr.“ Rückblick: Vor einem Jahr wird der Agrarexperte mit der steilen politischen Karriere in seinem Heimatort Varel in einem Streit innerhalb der SPD von seinen Ämtern als stellvertretender Bürgermeister und Ratsvorsitzender vom Rat abgewählt. „Ich habe alle schönen Ämter dieser Welt inne gehabt. Wenn die Bürger mich abgewählt hätten, dann hätte mich das geschmerzt“, kommentierte der 63-Jährige damals die Abwahl.

„Jetzt erst recht!“, gab er sich kämpferisch. Nachdem dann im Dezember eine Zahlung des Oldenburg-Ostfriesischen Wasserbandes (OOWV) in Höhe von 8000 Euro für die Silberhochzeit Funkes bekannt wird, gerät er immer mehr in die Kritik. Funke tritt als OOWV-Vorsteher zurück. Die Staatsanwaltschaft leitet ein Verfahren wegen des Verdachts der Untreue ein. Am Mittwoch tritt Funke dann von seinen politischen Mandaten zurück.

„Er hat mir am Dienstagabend in einem persönlichen Gespräch angekündigt, dass er seine Ämter niederlegt“, sagt der SPD-Kreisverbandschef und stellvertretende niedersächsische Landesvorsitzende Olaf Lies. „Er hat deutlich gemacht, dass er nicht aus der SPD austritt.“ Dass Funke, der im Zuge der BSE-Krise im Januar 2001 als Bundesminister zurücktreten musste, sich erneut um ein Mandat bewirbt, hält Lies für unwahrscheinlich.

Auch Schlieper glaubt: „Er wird sich sicherlich langsam ins Privatleben zurückziehen.“ Beide sehen auch die Verdienste Funkes. Er hat viel gearbeitet und viel Erfolg gehabt“, sagt Schlieper. Auch Lies sieht dies so. Aber Danke sagen könne nicht heißen, nicht die Konsequenzen aus den Fehlern zu ziehen. Für ihn ist nun ein anderes Thema wichtig. „Die SPD in Varel und Friesland muss nun wieder zu alter Geschlossenheit finden.“ Der Bürgermeister von Varel, Gerd-Christian Wagner (SPD), hofft, dass nach dem Rücktritt des „Machtmenschen“ Funke nun eine neue Ära beginnt.

Funke, der Anfang der 70er Jahr seine politische Laufbahn in der Region begann, wurde vom niedersächsischen Ministerpräsident Gerhard Schröder 1990 ins Landeskabinett und als dieser Bundeskanzler wurde, 1998 als erster „roter“ Landwirtschaftsminister ins Bundeskabinett geholt. Gut zwei Jahre später musste er zurücktreten. Nach seinem Rücktritt von seinen Mandaten im Nordwesten am Mittwoch war der Politiker nicht zu erreichen. „Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, aber diese Kampagne ist nicht mehr zu ertragen“, heißt es in seiner Erklärung.